Stadtchef dankt ab : Sinzigs Bürgermeister ist Stadtschlüssel und Stadtkasse los
SINZIG "Es ist schön, dass Du abgedankt hast", riefen die Sinziger Karnevalisten ihrem Stadtoberhaupt zu. Was blieb Bürgermeister Wolfgang Kroeger angesichts der Übermacht der an der Ratshaustreppe vor ihm stehenden karnevalistischen Übermacht auch anderes übrig?
Mit betretener Miene überreichte er Stadtschlüssel und Stadtkasse, allerdings wohl wissend, dass in der städtischen Schatulle außer dünner Luft nur wenig drin ist.
Dabei hatte Kroeger bis zuletzt noch gehofft, der bittere Kelch der erzwungenen Abdankung könne noch an ihm vorübergehen: "Ganz Sinzig ist begeistert, wie Ihr die jecken Tage meistert", umschmeichelte er die Narrenschar und ließ eine Lobrede auf den rheinischen Frohsinn folgen. Es nutzte nichts. Sich den jecken Realitäten stellend, trat der Stadtchef den Rückzug an: "Nun will ich kapitulieren, damit der Karneval kann regieren", meinte er kleinlaut.
Mit etwas Glück, darf er wieder hoffen - am Aschermittwoch ist bekanntlich alles wieder vorbei und sein Amtszimmer im Rathaus wieder für ihn frei. Mit einer gut besuchten Messe, die in rheinischem Dialekt in der Pfarrkirche zelebriert worden war, wurde die "Schlüsselübergabe" auf dem Kirchplatz eingeleitet. Die KG Rot-Weiß Westum, die KG Rievkooche Bad Bodendorf und natürlich die neuen "Hausherren", die "Närrischen Buben" mit ihrem Prinzenpaar Johannes und Heike waren gekommen, um den Bürgermeister in die Flucht zu treiben.
Was nicht ganz gelang: Denn Wolfgang Kroeger feierte nach der Rathausbesetzung durch die Karnevalisten fleißig mit den Narren mit. Das taten auch die Sinziger, die vor das Rathaus gezogen waren, und sich nicht zwei Mal bitten ließen, als es um kollektives Singen und Schunkeln ging.
