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Kabarett-Marathon: Eine Rückkehr in die Bütt soll es nicht geben

Kabarett-Marathon : Eine Rückkehr in die Bütt soll es nicht geben

Das ging ja schon gut los. "Ich brauch einen Einmarsch", rief Willibert Pauels, nachdem er zum ersten Mal "trocken" auf der Bühne angelangt war, "natürlich haben die an der Musik gespart." Deshalb forderte er das Publikum des Kirchen-Kabarett-Marathons im Katholisch-Sozialen-Institut (KSI) auf, die Rolle der Sitzungskapelle zu übernehmen.

"Köln ist sehr tolerant." So habe auch der Kölner Komponist Karl Berbuer ein Lied für Heide geschrieben. Nämlich "Heidewitzka, Herr Kapitän". Und eben dieses Krätzche, das dem Möllemer Böötche gewidmet ist, sangen die Besucher der Veranstaltung auf Pauels Bitte hin und klatschten begeistert im Takt, während der Künstler noch einmal den Mittelgang zur Bühne nahm. Wenn das kein Auftakt nach Maß war. Wie in alten Zeiten, als Willibert Pauels noch als "ne bergische Jung" mit Pappnas? im Gesicht auf den großen Karnevalsbühnen des Rheinlands gefeiert wurde. Und der Wipperfürther kann's immer noch. Aber eine Rückkehr in die Bütt soll es nicht geben.

Im KSI zog er 90 Minuten lang alle Register, servierte eine Mischung aus Büttenrede, Andacht, Nachdenklichkeit und ja, auch Dankbarkeit. Der Diakon ging ganz offen mit dem Grund um, weshalb er sich aus dem Karneval abgemeldet hatte. Der Depression. "Über dieser Krankheit liegt immer noch der Mehltau von Scham." Dabei sei es eine Krankheit wie jede andere, in den meisten Fällen eine Stoffwechselkrankheit, an der vier Millionen Deutsche leiden. Diese "Höllenkrankheit" habe auch etwas mit der Seele zu tun, mit der Lebenssicht, klärte er auf. "Entscheidend ist, wie wir die Dinge sehen. Die Perspektive ist das Entscheidende." Und die habe er für sich geändert. Der Arzt der Klinik in Neuss, in der er behandelt wurde, habe ihn gefragt, wie er das denn aushalte, 200 bis 300 Auftritte in der Session, und das 17 Jahre lang. "Mein Gott, sind Sie verrückt?" Pauels ulkte damals: "Was meinen Sie, warum ich hier bin?!"

Von dem Mediziner gab es den Anstoß, dem Karneval Adieu zu sagen, aber der Bühne treu zu bleiben und nur noch da aufzutreten, wo es schön ist. Dessen Rat: "Wenn Sie nicht hoch verschuldet sind, befreien Sie sich vom Dauerdruck!"

Willibert Pauels erzählte, wie er immer wieder als Büttenredner gefragt wurde, ob er denn wirklich von Beruf Diakon sei. Und er berichtete von Briefen, die wegen angeblicher Gotteslästerung bei seinem Vorgesetzten eingingen: "Kardinal, schreiten Sie ein!" In seiner ersten Fernsehsendung hatte Pauels den Witz von dem Heiligen Geist und der Taube im Programm. Sollte der Küster nach dem Predigt-Satz "Der Heilige Geist möge erscheinen", eine Taube fliegen lassen. Es tat sich nichts. Der Probst wiederholte den Satz. Vergeblich. Bis der Küster rief: "Er kann nicht kommen, die Katze hat ihn gefressen."

Beschwerden seien im Sande verlaufen. Der "Kanalmeister" (Kardinal Meisner), so Pauels, habe ihn nicht einmal ermahnt und ihm immer den Rücken freigehalten, auch wenn er ja nun nicht gerade als der Rheinländer bekannt sei. Ach ja, der Rheinländer, der die Dinge aus der Perspektive der Leichtigkeit sehe, was sich auch in der Mundart ausdrücke. Einer habe ihm eine Postkarte mit Genesungswünschen in die Klinik geschrieben. Und drunter stand: "Besser e wärm Bier als en ärm Dier." Das "ärm Dier" für die Depression. Oder: Welch ein süßes Wort sei doch das "Fisterenöl" für ein lockeres Liebesverhältnis. Ein unterhaltsamer Abend, bei dem herzlich gelacht wurde. Kommt ein Dalmatiner an die Kasse des Supermarktes. Fragt der Verkäufer: "Sammeln Sie Punkte?" Willibert Pauels wünschte seinem Publikum als Perspektive, über den Dingen zu stehen - mit Leichtigkeit und Heiterkeit, ohne dabei oberflächlich zu sein. Und: "Die Hauptsache ist, dat Häätz is jood!"

Kabarett-Marathon

Drei Tage lang war das Katholisch-Soziale-Institut Insel des Humors. Dort trafen sich zum 17. Mal kabarettistische Spitzenkräfte zum Kirchen-Kabarett-Marathon.

Die "Sitzungen" waren ausverkauft! Allein 130 Dauergäste aus ganz Deutschland waren angereist; hinzu kamen die Tagesgäste. Micki Wohlfahrt moderierte nicht nur, sondern zeigte sein neues Soloprogramm: "Wir sind dann mal weg - als Luther verkehrt abbog und der Papst in der Sackgasse landete!" Kirche sei zwar out, aber Pilgern in. Wohlfahrt begab sich auf den ökumenischen Pilgerweg.

Monika Hintsches alias Trude Backes gab hier ihre Abschiedsvorstellung als Kabarettistin. Ulrike Böhmer, die 2012 die "Honnefer Zündkerze" gewann, zwei Stuttgarter Pfarrer als "Die Vorletzten", und Carsten Bülow, der aus "Don Camillo und Peppone" las, vervollständigten das Programm, das KSI-Kultur- und Kunstreferentin Renate Goretzki zusammengestellt hatte. Und: Sie lud das Publikum auch zum Honnefer Zoch-Gucken ein.