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Hintergrund: Narrengeschichte

Hintergrund : Narrengeschichte

Das Narrentreiben ist natürlich keine Erfindung der Rheinländer. Schon aus dem alten Babylon (etwa 3000 v. Chr.) wird über Feste berichtet, bei denen sich die Menschen verkleideten und in ausgelassenem Treiben alle Dinge auf den Kopf stellen

Für den Karneval, das bunte Treiben am Rhein, muss man wohl die Römer verantwortlich machen. Die Römer feierten die Saturnalien im Dezember und die Lupercalien im Frühjahr. Saturnalien und Lupercalien verschmolzen zu einem Fest, dem Karneval.

Diese Annahme wird auch durch die Wortgeschichte unterstützt. Das romanische Wort "Karneval" weist auf die Enthaltung von Fleischspeisen hin. Es ist aus Norditalien eingeführt und kommt von "carne vale", d. h. "Fleisch lebe wohl!" und verweist auf den Beginn der Fastenzeit.

"Karneval, der: 17. Jh.; aus italienisch "carnevale", dessen genaue Herkunft bis heute ungeklärt ist. Am ehesten handelt es sich um eine Umdeutung vom mittellateinischen "carnelevare", "carnelevale" Fleischwegnahme (während der Fastenzeit) oder von lateinisch "carrus navalis" Schiffskarren, Schiff auf Rädern (bei Festumzügen zur Wiedereröffnung der Schiffahrt im Frühjahr) unter Anlehnung an lateinisch "carze vale" 'Fleisch, lebe wohl!' (Duden)

Im Rheinland vermischten sich die römischen Bräuche mit germanischen Kulten, die als Fruchtbarkeitsriten sehr beliebt waren. Der rheinische Karneval nahm ebenso wie die süddeutsche Fasnet seinen Ausgang von Winteraustreibungs- und Fruchtbarkeitsriten, die sich hier in römischer, keltischer und germanischer Prägung mischen.

Seit dem Mittelalter hat es im Rheinland viele verschiedene Formen des Feierns gegeben: Bettelgänge von Kindern, Nachbarschaftsfeste, Maskenbälle und Umzüge von Handwerksgesellen. Ursprünglich wurde Karneval im Rheinischen auch nur an den letzten Tagen vor Beginn der vorösterlichen Fastenzeit gefeiert: "Man spricht heute noch von den drei Tollen Tagen".

Seit 1900 hat sich der Karneval deutlich ausgeweitet. Die heutige Art, Karneval zu feiern, ist im 19. Jahrhundert entstanden. In dieser Zeit entwickeln sich die heute bekannten närrischen Traditionen wie Rosenmontagszug, Saalkarneval und Vereine. Ein karnevalistischer Meilenstein war die Gründung des "Festordnenden Commitees" vor 175 Jahren in Köln. Die Feiern wurden durch das Festkomitee in geregelte Bahnen gelenkt.

Mittlerweile ist Karneval eines der facettenreichsten Feste mit vielerlei Umzügen, Kostümierungen, Tanzgruppen, Weiberfastnacht und alternativen Feiern. Kein anderes Fest im Jahr wird mit solchen regionalen Unterschieden zelebriert. Während beispielsweise in Köln zur Karnevalszeit das närrische Dreigestirn regiert, führt in Düsseldorf und in Bonn ein karnevalistisches Paar, Prinz und Prinzessin, das Zepter. Die alemannische Fastnacht in Süddeutschland wird wiederum mit Maskenfesten begangen.

Im Bonner Karneval gibt es seit 1873 einen Prinzen. Der erste Prinz soll Prinz Josef I. (aus dem Hause Lövenich) gewesen sein. Später kam dann auch die Bonna dazu, die damals noch von einem Mann dargestellt wurde. Vorgänger von Prinz und Bonna waren der Hanswurst und die Göttin Laetitia.

Vor 175 Jahren entstand in Beuel der Brauch der Wäscherinnen, einmal im Jahr am Donnerstag vor Karneval, die gewöhnlich von Männern bestimmte Ordnung außer Kraft zu setzen. An Weiberfastnacht stürmen die Frauen heute das Beueler Rathaus und feiern mit Umzügen und Sitzungen.

Das spaßige Spektakel hat einen historischen Hintergrund: Ihren Ursprung hat die närrische Revolte in einem Zusammenschluss der Wäscherinnen und Bleicherinnen, die sich gegen die untragbaren Belastungen wehren wollten. Unter Ausschluss der Männer trafen sich die Frauen, um sich den angestauten Ärger über die Männer von der Seele zu reden.