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Neue CD „L'Affair d'honneur“: Duell der Klaviergiganten Beethoven und Woelfl

Neue CD „L'Affair d'honneur“ : Duell der Klaviergiganten Beethoven und Woelfl

Im Jahr 1798 traten die beiden prominenten Musiker zu einem legendären Wettkampf an. Mit ihrem neuen Album erinnert die in Bonn aufgewachsene Pianistin an das legendäre Ereignis.

Mit seiner großen heroisch-komischen Oper „Der Kopf ohne Mann“ feierte der Komponist Joseph Woelfl 1798 an Emanuel Schikaneders Theater auf der Wieden gerade einen schönen Erfolg, als es zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen ihm und dem drei Jahre älteren Ludwig van Beethoven kam. Beide Musiker genossen im Wien des ausklingenden 18. Jahrhunderts einen ausgezeichneten Ruf als Pianist und Improvisator. Im Jahr 1798 ließen sie sich auf ein musikalisches Duell ein, das im Hause des Freiherrn Raymund Wetzlar von Plankenstern ausgetragen werden sollte. Die anwesenden Gäste hörten und staunten, wie der 25-jährige Woelfl und der 28-jährige Beethoven ihre musikalische Fantasie und ihre manuellen Fertigkeiten zur Schau stellten. Der Zeitzeuge und Musikerkollege Ignaz von Seyfried war jedenfalls ganz aus dem Häuschen und sprach von einem „unbeschreiblichen Kunstgenuss“, als die beiden ihre eigenen Werke vortrugen oder an zwei Klavieren über gegenseitig sich zugeworfene Themen improvisierten.

Ein schönes Echo dieses singulären Ereignisses kann man auf dem neuen Album der Pianistin Luisa Imorde erleben, die in der Beethovenstadt (und mittlerweile ja auch Woelfl-Stadt) Bonn aufwuchs. Ihre Idee, Werke beider Komponisten beziehungsreich gegenüberzustellen, übt vor dem Hintergrund des legendären Duells einen großen Reiz aus. Zumal sie mit Antonio Salieris „La stessa, la stessissima“ aus dessen Oper „Falstaff“ eine Melodie gefunden hat, über die beide Komponisten einen eigenen Variations-Zyklus komponiert haben. Mit etwas Fantasie ist es beim Hören so, als würde man Beethoven und Woelfl im Wiener Salon von Plankensterns beim Improvisieren zuhören.

Eine Weltersteinspielung

Als Interpretin der neun (Woelfl) beziehungsweise zehn Variationen (Beethoven) ist Luisa Imorde nicht parteiisch und gewährt beiden ihre ganze musikalische Hingabe. Die Variationen von Woelfl mögen vielleicht ein wenig konventioneller ausfallen als die seines Konkurrenten, doch überzeugen sie in ihrer Anmut und ihrer pianistisch-musikalischen Eleganz durchaus. Die Noten wurden übrigens eigens für diese Aufnahme von der in Bonn ansässigen Joseph-Woelfl-Gesellschaft ediert und sind – natürlich – in einer Weltersteinspielung zu hören.

Ein weiteres Kapitel der spannenden, am Freitag bei Berlin Classics erscheinenden CD ist zwei Klaviersonaten in c-Moll gewidmet, der berühmten „Pathétique“ (op. 13) von Beethoven und Woelfls „Sonate précédée d'une Introduction et Fugue“ (WoO 113). Und weil Woelfls fünfsätzige Sonate mit einem Adagio und einer Fuge beginnt, ist Imorde auf die Idee verfallen, Beethovens dreisätzige „Pathétique“ noch Wolfgang Amadeus Mozarts „Adagio und Fuge“ in derselben Tonart c-Moll KV 546/KV 426 voranzustellen, wodurch ein schönes Gleichgewicht hergestellt wird – obwohl Mozarts Stücke für zwei Klaviere geschrieben sind. Das zweite Klavier spielt Imordes ehemaliger Salzburger Lehrer Jacques Rouvier. In beiden Sonaten fällt Imordes unprätentiös klares Spiel auf, das bei aller technischer Brillanz nicht auf Extreme in Tempo und Dynamik setzt, sondern dem poetischen Gehalt der Musik nachspürt. Das gilt für die jeweils sehr gesanglichen langsamen ebenso wie für die raschen Sätze. Und wenn die beiden Finales mit einer ganz ähnlichen Auftaktphrase beginnen, markiert Imorde das eher mit einem Augenzwinkern als mit dem Zeigefinger. Und das Duell der Klaviergiganten? Das endete ohne eindeutigen Sieger.

Luisa Imorde: „L'Affair d'honneur“. Klavierwerke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Woelfl, Ludwig van Beethoven. CD Berlin Classics. Am Freitag, 8. Februar, 19 Uhr, stellt Luisa Imorde die CD in einem Gesprächskonzert im historischen Gemeindesaal, Kronprinzenstraße 31, in Bad Godesberg vor. Die Moderation übernimmt GA-Redakteur Bernhard Hartmann.