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Sinziger Narrengericht: Auch der Dechant muss auf die Anklagebank

Sinziger Narrengericht : Auch der Dechant muss auf die Anklagebank

Das jecke Tribunal spart vor allem an Freisprüchen. Unkarnevalistisches Verhalten wird hart bestraft. Diesmal sitzt Achim Thieser auf der Anklagebank.

Wer eine solche Einladung in der Tasche hat, hat immer auch eine bisschen Bammel. Es war eine „Vorladung“ zum Narrengericht in Sinzig, das jetzt seine 13. Auflage erlebte.

Grundsätzlich sind die Narrenrichter für alle Schandtaten in der Stadt zuständig. Die zwei Grundregeln: rheinischer Frohsinn und saftige Geldstrafen. Denn für Richter „Gnadenlos“ Franz-Hermann Deres und Staatsanwalt Ludger Lohmer ist schon das Erscheinen der Delinquenten vor den Schranken des Gerichts gleichbedeutend mit einem Schuldspruch. Wobei den Angeklagten immerhin ein Beruhigungskölsch zusteht. Nur Sentiaca Andrea II. (Klapperich) konnte entspannt lachen. Amtierende Tollitäten genießen närrische Immunität.

Mehr als 30 Angeklagte hatten sich am Karnevalssamstag zu verantworten. Dabei machten Staatsanwalt und Richter weder Halt vor besonders honorigen Bürgern, noch vor den Ortsvorstehern oder „Parteigrößen“. Freisprüche gab es nur bei nachgewiesenem besonderen ehrenamtlichen Engagement der „Straftäter“ oder bei trefflicher Förderung des Fastelovends.

Politik ist nicht das Geschäft des närrischen Gerichts – aber das Buch mit dem Titel „100 kreative Ideen zur Förderung der Stadt Sinzig“ harrt seiner Einträge. 111 Kölsch für die aktiven Karnevalisten und 30 paar Seidenstrümpfe für die Tanzgruppe sind gesetzt und sind damit einige der kreativen Strafen für die Angeklagten, die diese mehr oder wenig freiwillig akzeptierten.

Die Närrischen Buben hatten im Bistro „Barbarossa’s“ wieder einmal alle am Kanthaken, die wegen besonderer „Leistungen“ aufgefallen sind und sich mit ihren „Strafspenden“ insbesondere für die Förderung des rheinischen Brauchtums einsetzen durften. Dies sehr zur Freude von Volker Thormann, dem Chef der Närrischen Buben.

Der bisher einzige Bürgermeisterkandidat, Andreas Geron, feierte Premiere auf der Anklagebank. Er wurde ebenso vergattert wie Dechant Achim Thieser. Zu lange Predigten und das Ausleihen einer Elferratsjacke für den Veilchendienstagszug ohne Leihgebühr lauteten die bösen Vorwürfe, die schließlich vom Geistlichen nicht entkräftet werden konnten.