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Der "Holzmichl" heizt den Narren ein

Der "Holzmichl" heizt den Narren ein

Weltraumabenteurer überraschen Bad Neuenahrerinnen - Südländisches Temperament in Heimersheim - Und ein Ortsvorsteher als Waldschrat in Esch

Kreis Ahrweiler. Der Karnevalssprint geht weiter. Zwar ist die Session 2004/2005 extrem kurz und die Termine für die Karnevalisten liegen umso dichter beieinander, aber die Jecken im AW-Land zeigen keine Ermüdungserscheinungen und feiern umso fester. Das bewiesen sie einmal mehr am Wochenende.

Bad Neuenahr. (sim) Wenn die Frauen die Hosen anhaben und selbst unterm Zylinder und im schimmernden Frack stecken, dann ist Schürzensitzung bei den Bad Neuenahrer Schinnebrödern. Und das war auch am Samstag so.

"Jetzt geht''s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten", skandierte das bunte Schmölzje im Mercure-Hotel schon vor Sitzungsbeginn, ging zum Song "Blau-Weiß, dabedu, dabedei" der Funken mit und legte Schunkelrunden ein zu Ehren von Jugendprinzesin Anna Lena I. Comes und von Prinzessin Uschi I. Mangold, die sich das Treiben stolz von der Bühne aus anschaute.

Dort flankierte der Damenelferrat, der als Schornsteinfegerinnen für ein gutes Gelingen sorgte, Franz-Josef Creuzberg, Sitzungspräsident und Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft (KG). Die erste Rakete verdienten sich die mehr als 20 jungen Leute der Showtanzformation "Blue Magic" aus dem Westerwald mit gewagten Hebefiguren und Überschlägen.

Nicht minder schwungvoll gaben sich das KG-Tanzpaar Vanessa Creuzberg und Markus Rademacher, die "Tanzenden Sterne" aus Emmelshausen und die Poppelsdorfer Schloss-Madämchen und Schloss-Junker. Der Herrenelferrat überraschte die Damen als Weltraumabenteurer á la "Traumschiff Surprise", und wie schrill es auf der Erde zugeht, zeigte das Travestie-Duo "Ham and Egg".

"De Kamell" alias Peter Stockhausen erzählte, wie man an Geld kommt, und "Schutzmann" Reiner Roos wusste, wie man es am besten ausgibt: Auch wenn es teuer sei, er baue gerade ein rundes Haus. "Ming Schwiegermutter hat nämlich gesagt, wenn du jetzt baus'', häst du bestimmt noch en Eck für mich frei."

Heimersheim. (sim) Es schien, als hätten sich die Narren in Heimersheim zur Prunksitzung ganz das Motto ihres Kinderprinzenpaares, Fabian I. Manthey-Odenkirchen und Lauren I. Saess, zu Eigen gemacht. "Lache, danze un vell singe, bis dat mer die Landskron zum Kippe bringe" war wohl ihr Ziel, blickte man in die Festhalle.

Unter den Augen von Prinz Manfred III. Schauermann zeigten sich die Rot-Weißen agil und ausgelassen, vollführten gar einige Tänzer getreu ihrem Namen auf der Bühne eine "Dance Revolution" und absolvierte so mancher bravourös eine Premiere.

Die jungen Leute von "Rio Palace" etwa brachten südländisches Temperament mit, und die 16 Männer und Frauen der "Heimersheimer Spätauslese" traten den Beweis an, dass auch Tänzer mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren quietschfidel einen Saal aufmischen können.

Die drei "Ahrtalblömcher" brachten ihr Publikum auf die Beine mit der Aufforderung "Bütz mich hück Naach, danz met mir bes de Maibaum krach". Ob sie dabei speziell Martina Klein meinten, ist nicht überliefert. Die ehemalige Gebietsweinkönigin stand jedoch nur wenig später als "Pfundiges Mädchen" auf der Bühne, das auch nach einer missglückten Diätkur noch Zuneigung aus der Herrenwelt erfuhr.

Die wiederum war vertreten durch das Reifferscheider Männerballett "Dolce Vita" und "De Heimesche Boore" mit ihrem auch nicht ganz so grazilen aber umso liebreizenderen Mariechen.

Esch. (sim) "De Randfichten" hätten gar nicht so lange nach ihrer Sagenfigur suchen müssen, hätte die sächsische Musikgruppe gleich auf der Grafschaft nachgeschaut. "Ja lebt denn der alte Holzmichl noch?" war keine Frage am Samstag im Escher Vereinstreff, denn bei der Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß fühlte er sich offensichtlich pudelwohl.

Jedesmal wenn die vier Holzfäller auf der Bühne die Frage stellten, hüpfte er von einem Holzklotz auf und die Narren im Saal wussten: "Ja er lebt noch." Und was noch besser war: In Krachlederner und hinter Bart und Pfeife versteckt, war es kein anderer als ihr Ortsvorsteher und Ex-Prinz Bruno Zimmermann.

Überhaupt traf sich in Esch offensichtlich so allerhand aus dem Wald, denn auch zehn Robin Hoods kamen und verteilten auf dem Weg auf das Podium milde Gaben an die jecke Schar: Von den Frauen des "Worringer Buure- und Schnäuzerballett" verbringen einige seit Jahren ihren Urlaub in Esch.

"Met de decke Trom" war Büttenredner Willi Schmitz angereist und beschwerte sich über die Frage, ob er krank sei, nur weil er gerade aus einem Arztzimmer komme: "Sind sie etwa tot, wenn sie vom Friedhof kommen?" Ganz andere Probleme hatte ein alterndes Funkenmariechen (Christiane Krupp), das es noch nach Jahrzehnten auf die Bühne trieb, auch wenn der Spagat dank des mittlerweile erweiterten Leibesumfangs nicht mehr richtig klappen wollte.

Neidisch geschaut haben mag es auf die Escher Funken sowie auf den Showtanz der Jugendlichen von "No words" und auch auf die sechs Frauen aus Kalenborn, die noch eine Zugabe aufs Parkett legten.

Als Imitator des Trompeters Bruce Kapusta enterte Uwe Wilbert die Bühne und sorgte mit einem karnevalistischen Medley für ein furioses Finale, nachdem sich die Jecken im Saal schon beim Auftritt der Gruppe "Met Hätz un Siel" einig gewesen waren: "En unsre Kneip op de Eck, do joh me niemols mie weg".

Altenahr. (sim) "Servus, grüß Gott" und vollkehlige Jodler erfüllten die Mauern des Altenahrer Winzervereins. Und wer sich erst beim Auftritt von Matthias und Stefan Knieps dem Saal näherte, wähnte sich vielleicht falsch, aber bei näherem Hinsehen erkannte er doch, dass Maria und Margot Hellwig nicht ganz so ausschauten wie gewohnt, und dass sich auch so manches andere bekannte Gesicht etwas verändert hatte.

Bunt, fröhlich, kreativ und mit viel Musik gab sich der Karnevalsball 2005 der Freiwilligen Feuerwehr Altenahr. Nach dem Gardetanz der Möhnenfunken ging es um die Welt mit Hüftschwüngen á la Hawaii, einem Tanz auf den "Holzmichl" und einer gelungenen "Höhner"-Parodie.

Das Publikum übte sich mit Moderator Jürgen Calenborn im Karaoke und verfolgte die leibhaftige Umsetzung des Bläck-Fööss-Liedes "Oosere Stammbaum". Es bog sich zum Zwiegespräch von Wehrführer Berthold Krupp mit Albrecht Kreiten - steckte da doch während eines augenscheinlichen Beratungsgesprächs ein Patient dem anderen die Praxisgebühr zu.

Und in einem anderen Sketch wurde die Party mit Gastronom Willi Nelles geradezu überdimensional teuer für den Partyservice-Kunden Franz Zimmermann. Derweil ging die Party im Winzerverein erst richtig los und sogar das Colonia-Duett schien in Person von Rüdiger Fuhrmann als "Futzy" und Frank Linnarz als "F.L." wieder aufzuleben, so dass das man getrost bis in die Morgenstunden Dampf machte mit der Gruppe "Eifeldampf".

Rolandswerth. (sim) Zum närrischen Stelldichein im "Wickchen" begrüßte der Verein Gemeinschaftshaus Rolandswerth hohen Besuch in "seinen" Hallen: Nicht nur das Oberwinterer Prinzenpaar Guido I.und Ira I. war mit Gefolge gekommen.

Zu deren wie auch zur Überraschung der übrigen Narren im Saal erschienen auch Prinz Dieter II. und Prinzessin Margot I. aus dem Ort Mücke in Hessen mit Gefolge und der Gesangsgruppe "Die sieben Zwerge" im Schlepptau. Da passte auch "Weltenbummler" Günther Rühl mit seinem Erlebnisbericht in die Bütt, in der zudem "En Oberwinterer Möhn" (Monika Fuchs) verlauten ließ, was in heimischen Gefilden Sache ist.

"Lustige Vögle" waren mit dem Gesangstrio Dieter Stark, Helmut Hausen und Hans Schmidt schon vorher dagewesen, und auch die "Zickchen vom Wickchen" ließen sich nicht lumpen. Die Magic Dancers aus Kripp und die Tanzgarde Rüngsdorf verdrehten nicht nur Sitzungspräsident Claus Wiest den Kopf, und in die Beine ging das Spiel von "Los Rolandos" bis weit in die Nacht.