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Die mit den Mägden tanzt

Die mit den Mägden tanzt

Anna-Maria Distelrath aus Niederzissen schlüpft Abend für Abend in die Tracht der Kölner Traditionsgruppe.

Niederzissen. Im echten Leben ist Anna-Maria Distelrath aus Niederzissen Juristin am Amtsgericht Sinzig. Doch "wenn et Trömmelche jeht", wenn das große Fest des "kölsche Fastelovends" zelebriert wird, dann durchlebt die zierliche 28-Jährige eine Verwandlung. Dann fährt sie Abend für Abend aus dem Brohltal nach Kölle, wird in der Kneipe "De Tant" zur Magd gebunden und kann den Auftritt mit den berühmten "Hellige Knäächte un Mägde", die seit 1823 Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval sind, kaum erwarten.

Das Bügeln des "Weißzeugs" wie Unterrock, Schürze, Tuch, Armspitze und Häubchen ist eine Wissenschaft für sich. Das musste Distelrath ebenso lernen wie das perfekte Binden der Tracht. "Wir können uns nur gegenseitig binden", erklärt die Tänzerin aus der ersten Reihe, die nun die zweite Session dabei ist. Daher kann sie auch in ihrer Wohnung in Niederzissen für ein GA-Foto "nicht mal so grade" ins schwarze Kleid springen.

Die Trachten sind teilweise uralt, urheberrechtlich geschützt, da ist die Unterweisung in Waschen, Stärken und Bügeln ein Muss. "Kölsch und Cola gehen mit Gallseife raus", weiß die junge Frau, deren Großvater Prinz in Niederzissen war, aus Erfahrung.

Wenn sie auf der Bühne steht, dann leuchten ihre Augen, dann ist Spannung im Körper, dann schmeißt sie die Beine in die Höhe, vergisst alles um sich herum, dann hat sich das Training seit ihrer Kindheit gelohnt. "Ich mache von klein auf Ballett, war bei den Mini- bis zu den Maxifunken der Niederzissener Stadtsoldaten, dann Solo-Mariechen bei den Möhnen." Eine schicksalhafte Begegnung hatte sie dann bei der Tanzgruppe "Salt & Pepper" des TV 06 Bad Neuenahr.

Denn dort traf sie auf die Trainerin Manuela Peukert, die seit sage und schreibe 18 Jahren für die "Hellige Knäächte un Mägde" tanzt, sie trainiert und für die Choreographie mit verantwortlich zeichnet. Die Einladung zum Probetraining folgte auf den Fuß, die Startnummer 8, die Distelrath wie einen Augapfel hütet, und natürlich ihr tänzerisches Können sorgten dafür, dass sie eine Zusage erhielt.

Stolz ist sie, der Traditionstanzgruppe anzugehören, weiß viel über die Geschichte der tanzenden, singenden und spielenden "Hellige Knäächte un Mägde", zu der auch noch die Kinder- und Jugendgruppe gehört. "Wir sind keine klassische Garde, haben keine militärische Tradition, sondern folgen den Idealen unserer Gründungsväter bei den alten Bauernbänken", so Distelrath, die übrigens Kölsch versteht, aber kein Platt sprechen kann.

Sie habe sich die Dimension des Kölner Karnevals nicht vorstellen können, sei überrascht gewesen, wie eng das komplette Leben in der Domstadt mit dem Karneval verwoben ist. Und: Die Bühnen wie die im Gürzenich sind riesig, "da können wir austanzen". Räumt aber zugleich ein, dass die Stimmung in manch kleinem Pfarrsaal noch schöner ist, fassbarer, näher am Menschen.

Drei Männer spielen auf der Bühne eine bedeutende Rolle: "et jecke Bääntchen", der durchs Programm führt und Späße macht, der singende "Bauernschütz" und der Fähnrich. Im echten Leben hat ihr Freund mit Tanzen nicht viel am Hut. Doch mit von der Partie ist er, erst recht, wenn die Kölner Gruppe in Wehr ein Heimspiel gibt.

"Wenn Familie und Freunde im Publikum sitzen, bin ich aufgeregt. Das legt sich erst mit dem Einmarsch." Auftakt ist immer als historischer Anknüpfungspunkt ein Volkstanz aus dem Mittelalter, den die Mägde mit langem Rock tanzen. Der wird dann mit dem Sessionstanz "Se kriggen uns nit kapott!" abgelegt. "Der Tanz symbolisiert, dass wir trotz Eurokrise, trotz Chaos in Europa, jede Menge Spaß haben."