Jecken-Stelldichein in Kempenich : Großer Zug der Narren mit Helau
BROHLTAL Alaaf ist in Kempenich ein Fremdwort. Das ganze Brohltal war auf den Beinen.
Nur alle zwei Jahre zieht ein Karnevalszug durch Kempenich. Aber dann richtig. So gaben sich am Sonntag Jecken und Korporationen aus dem ganzen Brohltal in der „Perle der Eifel“ ein Stelldichein. Von Burgbrohl bis Rieden im Nachbarkreis „MYK“, von Hausten bis Hohenleimbach waren die Narren gekommen, um Prinzenpaar Horst und Adelheid Boes ihre Reverenz zu erweisen. Mit Musik und Helau. Denn das kölsche Alaaf ist jenseits des Vinxtbaches ein Fremdwort.
Kein Verein der „Hauptstadt des oberen Nettetals“ hatte es sich nehmen lassen, mit Wagen oder Fußgruppe im Zoch mitzumischen. Mit Stadtsoldaten, Funken und den kleinen Blaubärchen, die große Kempenicher Karnevalsgesellschaft um Winfried Schäfer trumpfte auf, und über allem thronte in blau-weiß das Prinzenpaar unter dem Motto: „Werdet nicht nervös, denn hier regiert der Boes.“
Ob Hühnerschar oder die Rockkäppchen mit den gar nicht so bösen Wölfen, Winfried „Kiddel“ Neiß mit seinen Goldbärchen oder die erste Mannschaft des SC Kempenich, die den Fifa-Skandal zum Thema hatte, alle waren jeck und „jood drop“. Vehement wehrte sich Engelns Ortsvorsteher, Jens Schäfer, im königlichen Ornat samt Krone dagegen, dass er als Ober-Sozi im Dorf die Monarchie wieder einführen wolle.
Die stolzen Ritter derer von Kempenich erinnerten durch ihren Auftritt daran, dass die Burg, die einst den 500-Mark-Schein zierte, eigentlich ihnen gehört. Denn sie gehörte zur Herrschaft Kempenich-Eltz. Aber das weiß heute kaum noch einer. Märchenfiguren, Haremsdamen und der Sultan, der immer Durst hat, all das war im Zoch, der mehr als 30 Positionen hatte, vereint. Und traditionell gab's im Zoch neben jeder Menge Kamelle und Strüßje auch was für „richtige Männer“: wiederverwendbare Kabelbinder der neuesten Generation aus heimischer Produktion. Da bückte sich sogar der Nicht-Jeck und verbeugte sich so vor den Tollitäten.
