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Jecke losse sich 111 Johr lang net bang mache

Jecke losse sich 111 Johr lang net bang mache

Die Bad Breisiger KG blickt auf eine lange Tradition zurück und hat ihren Schwung aus der Gründerzeit in die Gegenwart übertragen - Das närrische Geburtstagsfest steigt im Sommer

Bad Breisig. Damals, im Sommer des Jahres 1892, setzten sich einige Männer zusammen, die ein wenig Abwechslung in das alltägliche Leben der Quellenstadt bringen wollten. So trafen sich Josef Kurp, Ludwig Klee, Heinrich Moll, Josef Dollmann, um nur einige der Gründungsmitglieder beim Namen zu nennen, im Gasthaus "Zum Schützenhof" in der Biergasse und gründeten kurzerhand die Breisiger Karnevalsgesellschaft.

"Mir losse uns net bang mache", lautete das Motto der Gründerzeit und so hieß auch die frisch gegründete Gesellschaft. Das Hotel Dinget mit dem Gasthaus existiert heute nicht mehr.

Aus den Anfangsjahren sind nur noch sehr wenige schriftliche Zeugnisse vorhanden, da durch die Bombenangriffe im Jahr 1945 und die spätere Besatzung nahezu sämtliche Unterlagen abhanden gekommen sind.

So weiß man heute nur noch vom Hörensagen, dass um das Jahr 1914 rund 60 Mark aufzubringen waren, um den "Prinzen zu machen", samt Uniform, Hofstaat und Wagen versteht sich.

Vom ersten aktiven Auftritt der Frauen, der Gründung des Damenkomitees "Fidelikat" im Jahr 1926 gibt es ein "Beweisfoto". Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es auch in Breisig 1947 erst langsam mit dem närrischen Treiben wieder los.

Obwohl die Zeiten damals schlecht waren, so gab es doch zu den tollen Tagen die obligatorische Erbsensuppe und die ersten Umzüge zogen wieder durch die Straßen.

Der wirtschaftliche Aufschwung zeichnete sich bald auch im Karneval ab. So wuchs die Zahl der Mitglieder in der KG stetig, und auch die Züge wurden von Jahr zu Jahr größer. Große Feste standen in den Jahren 1967 und 1992 an, galt es doch den 75. und den 100. Gründungstag der KG zu feiern.

In der heutigen Zeit ist ein Name untrennbar mit dem Breisiger Karneval verbunden.

Walter, genannt "Waldi", Fabritius, ist seit mehr als 22 Jahren Präsident und unermüdlicher Motor der KG, der immer wieder unter vollen Touren zu organisatorischen Höchstleistungen fähig ist.

Viele Kontakte hat er als Vorstandsmitglied des Regionalverbandes der Karnevalistischen Korporationen (RKK) in den zurückliegenden Jahren geknüpft. Dem Vollblut-Karnevalisten merkt man die Verbundenheit mit der Breisiger KG immer wieder an. Das zeigt schon alleine ein Blick in sein Haus an der Waldstraße.

In mühevoller Feinstarbeit hat er ein Archiv aufgebaut, das die Geschichte des Breisiger Karnevals bis in die Gründertage beschreibt. Über 1 500 Fotos wurden in den vergangenen Jahren eingescannt, alleine die Zeitungsartikel, Festschriften und Plakate füllen über 20 Bände.

Heute, im närrischen 111. Geburtstagsjahr, weist die Karnevalsgesellschaft die stolze Zahl von mehr als 700 Mitgliedern auf. "Wir sind einer der wenigen Karnevalsvereine aus der Region, die einen ständigen Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen", sagt Fabritius.

Schon die Jüngsten sind in den Reihen der Narren vertreten und lernen bei den "Mini-Funken" durch die Leiterin Sabine Klee die ersten Tanzschritte. Sie kümmert sich gemeinsam mit Birgit Geef bei den "Tanzmäusen" um die ganz Kleinen.

Verdienstvollen Einsatz zeigen auch Martina Kindler, Anneliese Dreesbach und Philipp Klee, die für die "Roten Dragoner", die Tanzgruppe "Skylight" sowie das Funkenkorps verantwortlich sind.

Im Möhnenkorps, dem Damen- oder Herrenelferrat fühlen sich dann die "großen" Narren wohl und bereiten die traditionellen Sitzungen und Umzüge durch das Stadtgebiet vor. Ohne Musik kommt keine karnevalistische Gruppe aus. Manuela Gesell sorgt für die musikalische Unterweisung des Spielmannszuges.

"Vergessen darf man aber auch nicht die Senatoren sowie die oft im Hintergrund stehenden Sponsoren. Ohne deren finanzielle Unterstützung wäre der Karneval heutzutage gar nicht mehr machbar", sagt Fabritius und nennt als einen großen Kostenfaktor den Wagenbau in jeder Session.

Dank dieser verschiedenen Finanzspritzen im närrischen Jubeljahr haben Jaques Tilly und Jörg-Thomas Alvermann in diesem Jahr für den Bau eines besonderen Prinzenwagens gesorgt. Frischer "Breisiger Wind" wird auch den Besuchern des Geburtstagsumzuges aus dicken Backen entgegen geblasen, wenn der närrische Lindwurm außerhalb der fünften Jahreszeit durch die Straßen der Quellenstadt zieht.

Auch wenn es auf den ersten Blick etwas unverständlich anmutet, aber die große närrische Geburtstagsparty findet nicht in der fünften Jahreszeit statt. Erst im Sommer, wenn eigentlich alle Narren frei haben, wird in der Quellenstadt das große Fest ausgerichtet; den schließlich wurde die KG auch in den Sommermonaten gegründet.

Es gibt aber auch noch einen anderen, durchaus plausiblen Grund, der für eine Verschiebung der "Geburtstagsparty" spricht. "Wir wollen allen unseren Freunden, die selber im Karneval aktiv sind, die Möglichkeit bieten, mit uns gemeinsam den Tag zu gestalten.

Da aber jetzt alle selber in ihren Orten im Einsatz sind, haben wir die Feier auf den Sommer verschoben", erklärt Fabritius und freut sich schon jetzt wie ein kleiner Junge auf das große Fest.

Die große Geburtstagsparty der KG Bad Breisig startet am Freitag, 4. Juli, und wird sich über das gesamte Wochenende erstrecken. Höhepunkt wird der Umzug am Sonntag, 6. Juli, durch die Straßen und Gassen der Quellenstadt sein.