Schiri tauscht Trillerpfeife gegen Narrenkappe
Edgar Steinborn und Alice Steinborn bilden ein "bärenstarkes Prinzenpaar" in Westum - KG im Murreland erlebt Glückssträhne nach harten Zeiten - Pföhler: Wichtiges Grundsatzurteil erstritten
Sinzig-Westum. Der Karneval in Westum lebt - und wie. Denn im Saal Herges präsentierte die KG Rot-Weiß Westum bei ihrer Proklamationssitzung ein "bärenstarkes Prinzenpaar". Der ehemalige Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Edgar Steinborn hat die Pfeife gegen die Narrenkappe getauscht. Am Samstag wurden er und seine Ehefrau in seinem Heimatort, im Sinziger Stadtteil Westum, zum neuen Tollitätenpaar Prinz Edgar I. und Prinzessin Alice I. proklamiert.
Das neue Kinderprinzenpaar in Westum heißt Prinz Mike I (Schmitz) und Prinzessin Lisa I (Hahn). Im überfüllten Saal Herges schlugen die närrischen Wogen bei freiem Eintritt natürlich hoch. Sitzungspräsident Bernd Fuchs brachte die Narren so richtig in Schwung. Aber natürlich galt es zunächst einmal die Vergangenheit in Sachen Rechtsstreit aufzuarbeiten. "Das jetzt rechtkräftige Urteil des OVG vom September lässt unsere Brauchtumspflege, wenn auch eingeschränkt, zu", wies Rot-Weiß-Chef Rudi Fuchs darauf hin, dass die KG harte Zeiten hinter sich hat.
"Aber wir haben jetzt eine Glücksträhne, und ich kann Euch ein bärenstarkes Prinzenpaar versprechen", orakelte Fuchs und verwies auf die Zeltveranstaltungen und natürlich den Rosenmontagszug als Höhepunkte der kurzen und knackigen Session. Die 70 Jahre alte Dame KG Rot-Weiß hat auch dank der Solidarität der Westumer Jecken, die laut Fuchs mit ihr durch dick und dünn gegangen sind, auch so etwas wie eine Hormonkur hinter sich.
Wie versprochen Flagge zeigte Landrat Jürgen Pföhler als Schirmherr des närrischen Treibens. "Sie haben ein ganz wichtiges Grundsatzurteil erstritten, von dem viele im Kreis profitieren werden", sagte Pföhler. Und unter dem Jubel der Jecken gab es ein weiteres Versprechen: "Ich und der Kreis werden helfen, die immensen Prozesskosten abzumildern", so der Landrat.
Und dann lief er an, der urige Westumer Karneval. Die Proklamation war Lebenszeichen und Reklameveranstaltung gleichzeitig und ohne, dass die Akteure einen Cent Gage sahen. Marieche und Bielche alias Erika Holberg und Bettina Kurz hielten eines ihrer legendären Zwiegespräche, Las Bailas zeigten ihren Dschungeltanz und Blue Velvet aus Bad Bodendorf ihre neueste, sehenswerte Produktion rund um Westernmelodien. Die Westumer Möhne kamen als kleines Kammerorchester und auch die Tanzgruppe Inspiration überzeugte.
Die Stimmung hoch trieben natürlich die "Hellebacher Jonge" mit kölschem Liedgut und natürlich "Mir bruchen kene, der os säht". Dann gab es ein Stück kleine KG-Geschichte: Denn alle ehemaligen großen und kleinen Prinzenpaare enterten die Bühne. Und es folgte eine Demonstration karnevalistischer Stärke. Denn gleich fünf potenzielle Prinzenpaare wurden auf die Bühne gezaubert. Ob "Eisbär" Daniel Kohzer oder SV-Chef Steffes, sie alle hätten dem Murreland zur Ehre gereicht. Aber KG-Chef Rudi Fuchs und Prinzenjäger Rudi Schumacher hatten mit dem prominenten Prinzenpaar einen Coup gelandet.
"Da beginnt jetzt eine neue Zeit für mich. Denn bisher haben sich über meine Pfiffe meist 50 Prozent der Leute geärgert und 50 Prozent manchmal gefreut. Jetzt sollen sich 100 Prozent richtig über den Prinzen freuen", erklärte Steinborn. Die Motivation für die Steinborns: "Unser Dorf soll nicht ruhiger werden und wir werden uns das karnevalistische Brauchtum nicht nehmen lassen", so Prinz Edgar I.
"Karnevalistisch sind wir jetzt mittendrin, statt nur dabei", formulierte es Prinzessin Alice I. Fast wäre im Trubel noch eine weitere kleine Sensation untergegangen. Denn mit Alice Steinborn wird erstmals ein Löhndorfer Mädchen Majestät in Westum.
"Die Ochsen sind out, wir haben jetzt nur noch Löhndorfer Rosen", hatte es in Westum Blümchen für den Nachbarort gegeben, der sonst ja mit Vorliebe durch den Kakao gezogen wird. Oder wie formulierte es Sinzig Bürgermeister Wolfgang Kroeger: "Ich bin positiv überrascht, weil mit diesem Prinzenpaar die gesamte Stadt zusammenwachsen wird".
