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Walporzheimer Karnevalsgesellschaft: Selbst die gestohlene Kasse hinderte die Jecken nicht

Walporzheimer Karnevalsgesellschaft : Selbst die gestohlene Kasse hinderte die Jecken nicht

Wenn eine Karnevalsgesellschaft einen Jubiläumskommers feiert, dann muss das beileibe keine trockene Folge von Grußworten sein. Bestimmt nicht, wenn dieser Kommers nach dem für Karnevalisten "heiligen" Termin "11. im 11." und noch vor Aschermittwoch stattfindet.

Zumindest stellte die KG Bunte Kuh aus Walporzheim unter Beweis, dass es auch anders geht. Mit einem bunten Mix aus Showauftritten ihrer und anderer Tanzgruppen wurde die schier endlose Schar der Redner und Gratulanten zum 60-jährigen Bestehen der KG stilvoll ummantelt. Und das nicht, ohne das wichtigste aus den Augen zu verlieren.

So rief Ehrensitzungspräsident Paul Groß den Gästen im Vinetum die wechselvolle Geschichte der Narren noch einmal ins Gedächtnis. Nachdem in Walporzheim die Feiern des Karnevals schon vor dem Zweiten Weltkrieg stattfanden, wofür die Möhnen verantwortlichen zeichneten, wurde 1952 aus den Vereinen heraus beschlossen, die jecke Zeit zu organisieren.

1953 gab es dann die erste närrische Sitzung, damals geleitet von Stefan Arenz. Es war die Geburtsstunde der Gesellschaft. Seither haben sich viele Walporzheimer im Karneval einen Namen gemacht. Erst 1965 gab sich die Gesellschaft einen eigenen Vorstand mit Ernst Gies als erstem Vorsitzendem. Gies war es auch, der der KG den Namen "Bunte Kuh" gab.

Vier Jahre später stellte Walporzheim dann mit Günter Buxmaier einen ersten Prinzen, es folgten bis heute weitere 49 Tollitäten. Turbulent wurde es 1993, als die KG-Kasse gestohlen worden war und der Verein vor dem "Aus" stand. Aber gerade hier zeigte sich die Solidarität der Walporzheimer Bürger, Unternehmer und Vereine, mit deren Hilfe die KG die Krise überstand. Nachdem gerade in den 70er- und 80er-Jahren der Vereinsvorsitz häufig wechselte, änderte sich dies im Jahr 1996.

Hardy Mies übernahm einstimmig gewählt den Vorsitz, er hat dieses Amt heute noch inne. Grund genug, ihm anlässlich des Vereinsjubiläums höchste karnevalistische Weihen zukommen zu lassen: Kurz vor Ende des Kommerses betrat der Kreisvorsitzende der Rheinischen Karnevals-Korporationen, Willi Fuhrmann, den Saal und zeichnete den verdutzten Hardy Mies mit der RKK-Verdienstmedaille in Gold aus.

Die Ehrung war ein würdiger Abschluss einer Jubiläumsveranstaltung, bei der sich die Gratulanten beinahe in langer Schlange anstellen mussten, um der KG ihre Hochachtung für das im Karneval, in der Jugendarbeit und in sozialen Bereichen Geleistete zu zollen. So sieht Landrat Jürgen Pföhler in der KG eine starke, identitätsstiftende Gesellschaft. Kreisstadt-Beigeordneter Engelbert Felk hob die gelebte Tradition der Narren hervor.

Das fand auch Ortsvorsteher Gregor Sebastian, der mahnende Worte an die Vorredner aus Politik und Verwaltung richtete und sie aufforderte, auch in Zeiten leerer Kassen die Vereine zu unterstützen: "Dann lasst nachts lieber mal ein paar Straßenlampen aus." Zeit für weitere KG-interne Ehrungen gab es auch noch. So berief der Senat sein Mitglied Paul Groß zum Ehrensenator und Beatrix Ahrend zur Senatorin. Alt-Bürgermeister Edmund Flohe wurde für 60-jährige Mitgliedschaft geehrt, Werner Schreier ist immerhin schon 40 Jahre dabei, auch er erhielt eine Ehrung.