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Proklamation in Bad Neuenahr: Vom Tanzmariechen zur Majestät

Proklamation in Bad Neuenahr : Vom Tanzmariechen zur Majestät

Kathrin I. Ihlau aus Nierendorf regiert die Bad Neuenahrer Jecken. Schon in Bonn wirbelte sie in den 1990er Jahren als Tanzmariechen durch die Säle.

Das Licht ging aus und auf der Bühne wieder an, ein blauer Vorhang fiel und enthüllte Prinzessin Kathrin I. (Ihlau) als neue Prinzessin von Bad Neuenahr und Rudi Balter als Adjutant an ihrer Seite. Der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft (KG) Neuenahrer Schinnebröder, Wolfgang Waldhelm, proklamierte die neue Majestät, deren Motto lautet: „Met däm Hetz am rechten Fleck, führe ich de Neuenahrer Jeck“.

Die gebürtige Bonnerin verschlug es nach ihrer Ausbildung zur Köchin und anschließendem Studium nach Köln und nach kaufmännischer Weiterbildung in ein großes Unternehmen, wo sie vor 16 Jahren Ehemann Thomas kennen lernte. Vor sechs Jahren zog die Familie ins Ahrtal, wo nach eigenen Angaben für sie fest stand: nicht ohne Karneval. Denn in Bonn wirbelte die 38-Jährige in den 1990er Jahren als Tanzmariechen durch die Säle, und in Köln war sie aktives Mitglied im Verein „Kölle bliev Kölle“. Seit 2014 ist Kathrin I. Mitglied bei den Schinnebrödern. Die siebenjährige Tochter Viktoria tanzt dort bei den Minifunken, deren Betreuerin die neue Prinzessin seit 2015 ist.

Bürgermeister Guido Orthen übergab der in Nierendorf wohnenden Majestät den Schlüssel und versprach zumindest bis Aschermittwoch ruhig zu sein, bevor Kathrin I. das Wort ergriff. „Karneval bedeutet für mich Lebensfreude, Herzblut, Seele und eine Zahl“, stellte sie fest, und exerzierte mit den Jecken die Magie der Zahl „Elf“ durch, die sogar die Kreisstadt verbinde: „Denn vor 47 Jahren bildete sich das heutige Bad Neuenahr-Ahrweiler neu. Und ermittelt man die Quersumme dieser Zahl ergibt das wieder die Zahl 11.“

Ganz ohne Rechenaufgabe hat sie auch Stargast Guido Cantz verwirrt, indem Adju und KG-Vorsitzender wechselweise neben ihr Platz nahmen, und Cantz irritiert konstatierte: „Ich hab erst gedacht, ich stehe schon zehn Jahre auf dieser Bühne. So schnell kann der nicht älter geworden sein.“ Auch sonst zeigte sich der blonde Mann im roten Anzug bestens aufgelegt auch zu spontanen Späßen, auch mit Heimersheimern, dem Bürgermeister, zu spät kommenden Zuschauern und anderen Jecken im Saal. Dabei konnte er aus 25 Jahren Erfahrung zehren. Schließlich feiere er ja entsprechendes Blondiläum. Veränderungen von 1991 bis heute waren denn auch sein roter Faden: Von damals, „als Googeln noch sächsischer Weihnachtsbaumschmuck war“, bis heute, wo „ein 70-Jähriger mit komischer Frisur, der keine Ahnung von Politik hat, Präsident wird: Da bin ich mal gespannt, wann Heino die Nachfolge von Herrn Gauck antritt“. Nicht nur Cantz war den Jecken eine Rakete wert. Die erste hatte Sitzungspräsident Peter Eckhardt bereits für die Klüngelkopp gezündet, die unter anderem mit Songs wie „Stääne“ und „Jedäuf met 4711“ für Stimmung gesorgt hatten.

Nach dem Abschied des Damen-Dreigestirns mit Prinzessin Doris Kössendrup, Bäuerin Anita Dresen und Jungfrau Elvira Surges sicherten sich Bauchredner Klaus und sein Affe Willi die ersten Lacher. Die jungen Musiker von „Plaisier“ mischten mit „Dat hööt nit op“ die Menge auf. Und neben heimischen Funken applaudierten die Jecken auch den Rheinmatrosen sowie dem Bröhler Falkenjäger-Corps, feierten mit den „Boore“ und hätten nach Cat Ballou getreu einem derer Songs am Ende am Liebsten wohl gesagt: „Mich krisste he nit weg“.

Weitere Karnevals-Texte und Fotos unter www.kamelle.de