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Schneemänner, Kühe und jede Menge Kamelle: Bei den Karnevalszügen stehen die Jecken freudig Spalier

Schneemänner, Kühe und jede Menge Kamelle : Bei den Karnevalszügen stehen die Jecken freudig Spalier

Rosenmontag gehört den Bonnern oder Kölnern? Weit gefehlt. Denn auch in Lannesdorf, Niederbachem, Gimmersdorf, Villip und Villiprott säumten die Jecken gestern die Straßen und forderten lautstark, was ihnen zusteht - nämlich Kamelle. In Berkum hieß es bereits am Sonntag: "D'r Zoch kütt!"

Lannesdorf. (jab) Wie laut muss man "Kamelle" rufen, damit der ersehnte Regen niederprasselt? Das fanden gestern die Lannesdorfer Narren heraus, als sie den fantasievoll verkleideten Fußgruppen und liebevoll gestalteten Prunkwagen zujubelten. Denn zunächst war der Ruf wohl zu leise zu hören. Nachdem die i-Pünktchen um Rosi Aretz aber die jecke Schar passierten und "lauter, lauter" riefen, wurde es besser.

>>> Fotos vom Zug in Lannesdorf

Lannesdorfer Pänz, Bergfunken, Fidele Möhnen, das Kinderprinzenpaar (bei dem nach dem Zug Federnrupfen auf dem Programm stand), der Junggesellenverein und viele weitere Gruppen warfen, was das Zeug hielt. Dabei gab es nicht nur Kamelle, sondern auch Äpfel, Kartoffeln und Lauch. Neben dem Wurfmaterial riefen die Kostüme und Wagen Begeisterung hervor. Da gab es jecke Sparschweine, Hühner und "Schwadlappe", die - im Notengewand - ebenso verkleidete Gummipuppen als Tanzpartner dabei hatten. Außerdem gingen Waschmaschinen aus Karton, gefährliche Piraten und wandelnde Gitarren mit.

Die Jecken am Straßenrand standen dem in nichts nach. Wobei bei den eisigen Temperaturen vor allem die Kinder im Vorteil waren. Die meisten waren im Ganzkörperkostüm als kleine Tiger, Löwen oder Bären unterwegs. Dass der Lannesdorfer Zug eine jecke Feier wert ist, fanden auch das große und das kleine Bad Godesberger Prinzenpaar, die sich das närrische Treiben aus der warmen Gaststätte heraus ansahen.

Gimmersdorf. (far) Als hätten sie es gewusst, dass pünktlich zur fünften Jahreszeit die Temperaturen wieder in den Minusbereich fallen. Denn passend zum Frost nahmen die Kinder des Evangelischen Kindergartens Ließem am Gimmersdorfer Karnevalszug als Schneemänner teil. Sie selbst schmolzen nicht, aber der Anblick der mehr als 20 großen und kleinen Schneemänner war zum Dahinschmelzen. Gemäß dem Motto: "För uns Pänz schmelze mer dohin".

Aber auch die anderen Wagen und Fußgruppen übertrumpften sich gegenseitig. Neben einer Froschwanderung, einem Dschungelcamp-, einem Super Mario- und einem Organspende-Wagen, fielen vor allem die Lifeguards Wachtberg auf. Schon kurz nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, wackelte der Wagen gefährlich. Denn die Lifeguards hüpften und feierten ausgelassen auf dem etwa drei Meter hohen Gefährt. Als Strandbude schlängelte sich der Wagen durch die Straßen.

Keine Frage: Der Arbeitsplatz der Baywatch-Staffel ist spätestens seit gestern nicht mehr der Strand von Malibu, sondern die Berge von Gimmersdorf. Der Elferrat hingegen hatte einen echten Lamborghini aus der Garage geholt. Allerdings nicht der bekannte rote flache Straßenflitzer, sondern einen wunderschönen alten Traktor. Mit diesem zog der Karnevalsverein Grün-Gold-Gimmersdorf getarnt als Bergbahn AG durch den Ort.

Berkum. (lkt) Prinz Eduard I., Bauer Elmar und Jungfrau Georgina gaben sich beim Berkumer Karnevalszug am Sonntag die Ehre. Stilecht mit einer Kutsche ließ sich das erste Dreigestirn der Berkumer Möhne bei jecker Musik durch die Straßen ziehen. Ab und zu stoppte der kleine Veedelszoch. Denn in Berkum ist alles anders: Die 70 Zugteilnehmer werfen zwar Kamelle. Sie bekommen aber auch etwas zurück. Sieben Stationen hatten die Jecken vor ihren Häusern aufgebaut, an denen sie den Zugtross mit warmen und kalten Getränken sowie anderen Verköstigungen versorgten.

Doch auch in den vermeintlichen Pausen hatte der Karneval die Berkumer fest im Griff: Da wurde geschunkelt und gesungen, die ein oder andere Krawatte musste ebenfalls dran glauben - was der fröhlichen und ausgelassenen Stimmung aber keinen Abbruch tat. Die Männer verschenkten Strüssjer und die Frauen bützten, was das Zeug hielt. Auch die kleinen Prinzessinnen und Cowboys ließen sich das närrische Treiben nicht entgehen und sammelten fleißig Chips, Lakritz, Popcorn und andere Leckereien. Erst gegen 17 Uhr löste sich der Zug am "Saufang" auf. Wer vom Karneval noch nicht genug hatte, konnte dort weiterfeiern.

Villip/Villiprott. (jab) Eine Kuhglocke kündigte den Jecken in Villiprott an, dass es nun an der Zeit ist, laut "Kamelle" zu rufen. An der Dorfstraße setzte sich der närrische Lindwurm in Bewegung, zog durch die Villiprotter Straßen und fand dann seinen Weg nach Villip, wo er schon sehnsüchtig erwartet wurde. Den großen und kleinen Narren, die sich zahlreich eingefunden hatten, wurde einiges geboten. Die Villiper Big-Band sorgte dafür, dass schon zu Beginn niemand mehr still stand. Die Kantons-Polizei verteilte kleine Schnäpse, die Teufel der Jugendfeuerwehr Pech wagten sich in (der Wagen ließ keinen anderen Schluss zu) himmlische Sphären. Für den nötigen Rödder Hüttenzauber sorgte die Dorfgemeinschaft Villiprott, stilecht in Dirndl und krachledernen Hosen.

Die Villiper Holzköpp segelten auf ihrem großen Piratenschiff durch die Narrenschar, Organspendewagen, Ritterburg, Sprungschanze und Einkaufswagen gab es ebenfalls. Auch die Fußgruppen konnten sich sehen lassen, laut jubelten die Jecken der KG Grün-Gelb Fritzdorf, der KG Gemütlichkeit Rot-Weiß Villip und den anderen zu. Als zum Schluss das Villiper Prinzenpaar seinen Untertanen jede Menge Kamelle zuwarf, gab es kein Halten mehr. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn kaum war der närrische Tross vorbeigezogen, nahmen die Jecken die Beine in die Hand und sausten schnell zur nächsten Kreuzung, um den Zug noch einmal zu sehen.

Niederbachem. (far) "Gas...We can", das Motto des Godesberger Motorclubs lässt sich ohne wenn und aber auf den gesamten Karnevalszug in Niederbachem übertragen. Denn die Jecken gaben in jeglicher Hinsicht Gas: Gas beim Kamelle werfen, Vollspeed mit ihren Musikanlagen und Höchstgeschwindigkeit bei der Stimmung. Wer da noch mit finsterer Miene am Straßenrand stand, war selber schuld. Auch die Gruppen der Kindertagesstätte Glühwürmer und die Gemeinschaftsgrundschule Drachenfels verbreiteten massig Frohsinn und Schabernack. Als Bauarbeiter mit Bollerwagen sowie als Clowns zogen die Minis im Zug durch die Straßen.

Mit einem besonders detailverliebten Kostüm und Wagen zeigten sich die Sankt-Sebastianus- Schützen. Sie verteilten Süßes als farbenfrohe Schmetterlinge und grüne Raupen. Zum Knuddeln waren die Bachemer Messdiener, die als Heinzelmännchen ein Hingucker waren. Die Jugendfeuerwehr kam als "Superheld" die Straße runter. Kein Wunder also, dass auf einmal Robin in seinem roten Anzug Kamelle verteilte und die kleinen Narren mit großen Augen den Superhelden bestaunten.

Wer allerdings die jecke Macht in Niederbachem hat, manifestierte die Karnevalsgesellschaft Rot-Gold. Mit unzähligen Fußgängern und etwa fünf Wagen behauptete die KG ihren Stand im Ort. Das schien gar nicht mehr aufzuhören. Karneval em Dörp ist eben doch was ganz anderes als in der Stadt.