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Der Fisch des Jahres ist ein Stuch

Der Fisch des Jahres ist ein Stuch

Seit Freitag regieren Prinz Stefan II. und Godesia Uta die Narren in Bad Godesberg - Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann entpuppt sich als Aushilfskraft für Meerestiere

Bad Godesberg. Eigentlich war am Freitag ein ganz normaler Tag im Leben von Stefan Stuch und Uta Nagel. Der Fischfeinkosthändler war wie üblich um 3.30 Uhr aufgestanden, um sich für seine Kunden auf dem Mehlemer Marktplatz mit frischer Ware einzudecken.

Auch die Lehrerin begab sich an der Hauptschule Pennenfeld auf ihre tägliche Mission: Sechs Stunden lang kämpfte sie sich mit den Schülern durch die Tücken von Matheformeln und neuer Rechtschreibung.

Soweit nichts Besonderes, gäbe es da nicht noch einen saisonabhängigen Nebenjob - mit adeligem Touch. Der begann für die beiden am Freitagabend exakt um 21.00 Uhr. Seitdem fungieren sie als 60. Godesberger Prinzenpaar unter dem Namen Prinz Stefan II. und Godesia Uta.

Nicht bekannt war bisher, dass auch die Bezirksvorsteherin einer Nebentätigkeit nachgeht. "Ich bin die Bedienung bei Prinzens im Laden", verriet Annette Schwolen-Flümann dem überraschten Publikum vor der Proklamation. Mit Fischerhemd und Meerestieren im Korb bahnte sie sich den Weg durch die Jecken.

Sie sei nur montags da, meinte die Fischerin vom Rhein. "An den anderen Tagen gehe ich einer ehrlichen Arbeit nach." Trotzdem erklärte sie ihren "Chef" Stuch als Flipper von Godesberg zum Fisch des Jahres. Die Aushilfskraft tat dem Narrenvolk auch kund, wie sich der Prinz die Godesia geangelt hat. Als Uta im Sommer auf der Terrasse der Steinschlaggefahr

Godesburg saß, habe Stefan ihr vom Theaterplatz aus ein Ständchen gebracht. "Gut, die Uta hat es überlebt, aber seitdem herrscht am Turm Steinschlaggefahr", witzelte die Bezirksvorsteherin. Dann übergab sie vorübergehend einen Teil ihrer Macht: An den Prinzen in Form von Federn, Kette und Hänneschen, an Ihre Durchlaucht die Brosche.

An seiner Rede hatte Stefan II. solange herumgefeilt, bis es schließlich fünf Entwürfe gab. Am Ende siegte die Spontaneität. "Ich habe seit sieben Monaten gute, mittelmäßige und schlechte Ratschläge, die ich bekommen habe, auf farbigen Blöckchen notiert", meinte Seine Tollität, der Prinz.

Aus dem Meer der grünen, gelben und roten Zettelchen zog er schließlich jeweils eines heraus - ohne Namensnennung versteht sich. Auf die Ratgeber wartet jetzt der Prinzenorden. Das Narrenoberhaupt war sehr dankbar: "Dafür, dass wir ohne Gegenstimme gewählt worden sind und alle Gesellschaften uns ihre Unterstützung haben zukommen lassen."

Den frühen Proklamationstermin für die Session 2005 im jubiläumsreichen Jahr 2004 nutzte die strahlende Godesia zu einem Blick in die Vergangenheit. Getreu dem Motto "Godesberger Fastelovend, Anno Pief" erinnerte sie unter anderem an die Gründung der Godesberger Stadtsoldaten vor 111 Jahren, das erste Godesberger Prinzenpaar Fritz I. (Dreesen) und Godesia Ruth (Hasse), die gleichzeitig den ersten richtigen Karnevalszug angeführt hätten.

"Diese kleine Zeitreise zeigt, dass wir in Bad Godesberg unseren eigenständigen Karneval fest im Griff haben", sagte die Godesia. Ihrem früh verstorbenen Vater dankte sie für ihre "Riesenfreude am Karneval". "Er wird von oben zuschauen und sich mit mir auf eine wunderschöne Zeit als Eure Godesia freuen."

Entspannt verfolgte das Herrscherpaar anschließend das Programm, das Festausschusspräsident Jürgen Krupp zusammengestellt hatte. Dem Anlass entsprechend gaben sich mit den Jodesberger Junge, dem Bergischen Jung, dem Botterblömche oder den Zwei Schlawinern Aushängeschilder des rheinischen Karnevals ein Stelldichein auf der Bühne. Vom Mann für alle Fälle, Guido Cantz, wird Stefan II. sicher noch den ein oder anderen Ratschlag für seine Zettelsammlung bekommen haben.