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125 Jahre: Godesberger Stadtsoldaten feiern Jubiläum

125 Jahre : Godesberger Stadtsoldaten feiern Jubiläum

Die Godesberger Stadtsoldaten feiern 125-jähriges Bestehen. Für die Sitzungen gibt es noch Karten.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr werden sich die Godesberger Stadtsoldaten beim Zug am Karnevalssonntag nicht in aller Pracht präsentieren können. Denn auch sie werden, wie viele andere Garden in Bonn, wegen der Auflagen auf ihre Reitpferde verzichten. „Nur unsere Kutsche mit Tanzpaar wird von einem Pferd gezogen“, sagt Kommandant Patric Engels. Doch von derlei lässt sich das staatse Korps nicht unterkriegen: Das 125-jährige Bestehen wird am Freitag mit einem besonderen Ordensfest auf der Godesburg gefeiert. Auch der Terminkalender mit vielen jecken Veranstaltungen ist wieder prall gefüllt: Dabei sind Gäste zum Mitfeiern willkommen.

Auch wenn es schon Maskenbälle des Godesberger Turnvereins ab 1888 gab, gilt als belegtes Gründungsdatum der 28. Februar 1893: An dem Tag hatte die Carnevals-Gesellschaft „Uzvügel“ – das sind rheinisch Leute, die Schabernack treiben – zu einem Gala-Maskenball eingeladen. Eine Spende dieser Truppe in Höhe von 50 Mark in die Kasse des Turnvereins gilt als die Geburtsstunde des Stadtsoldaten, die sich 44 Jahre später dann auch offiziell gründeten. Das schreibt Klaus Schliebe, der Chronist und ehemalige Geschäftsführer des Korps, in der neuesten Ausgabe der „Narrenk(l)appe“, die Sessionsfestschrift des Vereins. Er hat das Magazin in diesem Jahr zum letzten Mal zusammengestellt.

Die Zeitungen berichteten überschwänglich von den ersten Karnevalssitzungen des Turnvereins: „Schwere Geschütze an Witz und Humor und sprühendes Kleinfeuer schlugen prasselnd in den Saal und trieben unter donnernden Lachsalven das Muckertum von dannen.“ Der Erste Weltkrieg (wie auch der Zweite) machte durch Verbote bis Februar 1926 einen Strich durch den Karneval.

Es folgte die Blüte mit Büttenredner Jean Arenz und Schultheiß Rainer Kaufmann. Im Schatten der NS-Machthaber gründete sich im Turnverein das Stadtsoldatenkorps, es wurde beim Bunten Abend am 24. Januar 1937 proklamiert. Erste Sitzung der Truppe war am 4. Februar, schreibt Schliebe. Kommandant wurde Hein Ludewig, an den heute noch der Schlachtruf „Hei Lu“ erinnert. 1938 gingen die Stadtsoldaten erstmals im Zug mit. Was ihre Uniformen anging, orientierten sie sich an Köln und wählten die Farben der Altstädter in Rot, Grün und Weiß. Über die Jahre hat sie sich immer wieder auch verändert, je nach Gruppierung gibt es Varianten – etwa Litevka (Jacke), schwarze Hose und Narrenkappe im Senat.

Persiflage auf das Militär

Wie bei Garden üblich, sind die eigenen Reihen streng militärisch gegliedert – vom Rekruten bis zum Kommandanten: alles natürlich als Persiflage auf die Streitkräfte gedacht. Man denke nur ans Wibbeln, wenn die Herren mit ihren Holzgewehren (Klamüs) leicht in die Knie gehend Stippeföttche tanzen. Als Urgesteine gelten Heinz Schneefeld, Willi Werth, Willi Koch und Karl Heinz Schlickum. Zu den großen Namen der jüngsten Jahre gehört Ehrenkommandant und Ehrenvorsitzender Horst Effelsberg, für den der Verein das Ein und Alles ist. Seine Tochter und Ex-Mariechen Andrea hat ihren Mann Patric vor 20 Jahren an den Karneval rangeführt, der sich über die Jahre an die Spitze des Korps gedient hat und die Sitzungen leitet. Vorsitzender ist seit 2011 Dieter Nussbaum.

Im Jubiläumsjahr stellen die Stadtsoldaten Prinz Tobias I. und Godesia Vanessa. Als neues Tanzpaar wirbeln Daniel Amendt und Katharina Stuch über die Bühne. „Die haben den ganzen Sommer über wahnsinnig trainiert“, sagt Engels. Das gelte auch für alle anderen Tänzer, die mit dem Musikzug (Fanfaren- und Tambourcorps „Heimatklänge“ Bengen) aufziehen. Die Mädchenreihe, Kinderkorps, Senat (Frauen und Männer), der und der Möde Senat komplettieren die Reihen mit rund 300 Mitgliedern. Ohne die Spenden des Großen Senats wäre es wohl nichts mit dem Festabend auf der Burg geworden.

„Es wird immer schwerer, die Hallen voll zu kriegen. Aber es geht wieder aufwärts“, sagt Engels, der sich besonders auf die Auftritte von Dave Davis freut: Beide gingen zusammen auf die Carl-Schurz-Realschule. „Der ist in Lannesdorf aufgewachsen. Ein super Typ.“ Davis trat übrigens 2000 mit dem Lied „Du musst kein Model sein“ beim Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an, hieß da David Kisitu. Den gewann dann Stefan Raab mit „Wadde hadde dudde da?“.

Was die großen Veranstaltungsorte angeht, machen sich die Stadtsoldaten Sorgen, weil die Stadthalle ab Mitte 2020 saniert werden soll. Eine Lösung könnte laut Engels ein Festzelt auf der Rigal’schen Wiese sein, das sich die Vereine teilen. Aber vielleicht könnte dann ja auch der Bonner Weihnachtscircus nach seinem Gastspiel alles stehenlassen: Manege frei für die Stadtsoldaten – wer weiß?