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Im Ländchen herrscht Partystimmung

Im Ländchen herrscht Partystimmung

Bunte Veedelszöch schlängeln sich durch die Wachtberger Ortschaften: Trotz Schneetreiben lassen sich die Gimmersdorfer nicht unterkriegen - In Pech läuten die Glocken, die Sirenen heulen und die Trecker hupen - Der Rosenmontagszug schlängelt sich durch Villip - Über 350 Teilnehmern beim Zug in Werthhoven - Die Niederbachemer ließen sich die Laune trotz Kälte nicht verderben

Gimmersdorf. (guf) "Sehen die nicht toll aus", fragte eine Dame in Pink mit Blick auf die vorbeiziehende Fußgruppe. Als Ritter und Burgfräulein verkleidet sammelten sich zahlreiche Kinder und einige Erwachsene hinter einem rollenden Drachen, der sich bei näherem Hinsehen als umfunktionierter Kinderwagen entpuppte.

Trotz Schneetreibens ließen sich die Narren in Gimmersdorf nicht die Stimmung beim Rosenmontagszug verderben. Mit wärmenden Perücken auf dem Kopf und einem Schnaps in der Hand jubelten sie den vorbeiziehenden Karnevalisten zu.

Einige Anwohner hatten das Glück, nur ihr Fenster öffnen zu müssen, um den Kamelleregen hereinprasseln zu lassen. Wie auf einem Schild zu lesen war, hatte die Ortschaft im Drachenfelser Ländchen das "kleine Kalifat Gimmersdorf" ausgerufen.

Nicht fehlen durfte beim närrischen Umzug die örtliche Karnevalsgesellschaft Grün-Gold, die gleich mit mehreren Abteilungen vertreten war. Hinter venezianischen Masken beteiligte sich die Blue Moods Big Band am närrischen Treiben. Sie gab unter anderem den Doors-Klassiker "Light my fire" zum Besten.

Im Ortskern wurde jede Gruppe via Lautsprecher vom Zugkommentator begrüßt. Die holden Burgfräulein und tapferen Ritter des evangelischen Kindergartens in Ließem wurden mit einem dreifachen "Gimmersdorf Alaaf" bedacht.

Pech. (waj) Glocken läuten, Sirenen heulen, Trecker hupen, dazwischen strapazieren Trillerpfeifen die Ohren, Pauken dröhnen und Trompeten schmettern. Um 11.11 Uhr am gestrigen Sonntag schickt Rolf Wind vom Pecher Ortsfestausschuss die elf Gruppen vom Sammelpunkt an der Sporthalle auf den Zugweg zur Pecher Hauptstraße.

Vorneweg der Trosshandwagen mit dem leider aktuellen Spruch "Vogelgrippe in Pech. Das halbe Dorf ist infiziert". Dahinter marschieren die alemannisch kostümierten Guugers aus dem schweizerischen Näßbach, Schmölzje, lebende "Mensch-ärgere-dich-nicht"-Puppen sowie ein fahrbares Spielfeld, die Wagenburg der Kellerkicker erinnert an die bevorstehende Fußball-WM im eigenen Land.

Auch der Heimatverein Pech hat sich vom Motto "Janz Pech höp we ne Ball bont durch de Karneval" inspirieren lassen und sich mit Bällen aller Art drapiert. Pecher Bogenschützen machen ihrem Heimatort alle Ehre.

Denn nicht weit entfernt fand man vor Jahren Pfeilspitzen, Klingen und andere Utensilien aus der Steinzeit. Nach dem Zug durch den Ort wird in der Feuerwehr, in der Dorfkneipe und bei Bäcker Charly Sonntag kräftig weiter gefeiert.

Villip. (guf) Unter dem Motto "Mir trecke met de dicke Trumm öm dat janze Dörp erum" schlängelte sich der Rosenmontagszug durch Villip. Auf dem Prunkwagen der Karnevalsgesellschaft Gemütlichkeit Rot-Weiß Villip wurde dieses Motto sichtbar.

Nicht weniger als 14.500 Papierrosen hatten die Damen der KG gedreht und damit den Wagen und die "dicke Trumm" beklebt. Ganz in Rot, Weiß und Blau bot der Wagen einen prächtigen Anblick. Optisch nicht ganz mithalten konnte das Bi(er)athlon-Team.

Dafür nahmen sie den Umzug sportlich, wie ihr Wahlspruch "Jeder Schluck ein Treffer" verriet. Einen tollen Tag erlebte Kinderprinzessin Janina I., die gemeinsam mit ihren Adjutanten die Narren am Wegesrand mit Kamelle versorgte.

Premiere auf dem Villiper Zug feierte die Studiobühne in Wachtberg. "Mir machen Theater mit Krawumm und trecke hück mit üch erum", lautete ihr Motto des Tages. Den krönenden Abschluss des Umzugs kündigte die Prinzengarde der KG Villip an.

Sie tanzten und marschierten vor dem Wagen von Prinz Dozo I. und Prinzessin Tanja I. Im Verlaufe der Session hatten die Villiper Tollitäten bereits ihre musischen Talente unter Beweis gestellt. Am Zoch mussten sie zeigen, dass sie auch über kräftige Arme und Ausdauer verfügen.

Werthhoven. (guf) Als hätten sie geahnt, dass am Rosenmontag das Schneechaos losbricht, zogen die Narren in Werthhoven bereits am Samstag durch den Ort. Mit über 350 Teilnehmern verteilt auf ein Holdergespann, acht Mottowagen und zwölf Fußgruppen konnte sich der von einer Interessengemeinschaft organisierte Umzug auch in diesem Jahr sehen lassen.

Für die passende Musik sorgten die Fanfarencorps aus Villip und Unkelbach sowie die Berkumer Dorfmusikanten. Der Vorsitzende des Werthhovener Bürgervereins, Hans-Joachim Duch, zählte 2 000 Besucher, die den Zug verfolgten.

Für Verpflegung in fester und flüssiger Form sorgten Anwohner. Sie hatten vor ihren Häusern kleine Stände aufgebaut und verköstigten die angereisten und benachbarten Narren zum Nulltarif. Das könnte einer der Gründe sein, weshalb der Karneval in Werthhoven in der Region schon lange als Geheimtipp gilt.

Für die meisten Jecken war der närrische Reigen nach dem Zug noch nicht vorbei. Im Pössemer Treff wurde bis spät in die Nacht gefeiert. An den Plattentellern sorgte DJ Robert für die richtigen kölschen Töne. Die Gäste hatten die Wahl, ob sie sich an der Bier-oder Sektbar anstellen wollten.

Niederbachem. (nfz ) Weder die "Baachemer Äppel und Äppelche", eine Privatgruppe, noch die anderen Teilnehmer ließen sich beim Karnevalszug die Laune von Kälte und Schneeflocken verderben.

Die "Rodderberg-Cowboys" luden in ihren "Saloon" ein, Mitglieder des Heimat- und Verschönerungvereins spazierten als Margeriten oder Sonnenblumen vorbei und ließen den Frühling erahnen, die Sebastianus-Schützen wünschten sich mit dem "Baachemer Boten" eine publizistische Bereicherung im Ort, und der MGV Niederbachem erwies dem Lehrer Welsch Reverenz und stimmte dessen Klassiker "Dreimol Null" an.

Die Boxen dröhnen ließ der Godesberger Motorclub, während diverse Spielmannszüge, etwa die KG "Hetzbröde" aus Adendorf, für eher zünftige Klänge sorgten. Der Sportverein Niederbachem war mit zwei Wagen im Zoch vertreten, und auch die KG Blau-Gelb aus dem benachbarten Mehlem war mit von der Partie.

Treibende Kraft des Niederbachemer Karnevals ist die KG Rot-Gold, die mit dem Prunkwagen des Elferrates, dem Vorstandswagen und dem Senatswagen für ein prachtvolles Bild am Schluss des Zuges sorgte.

Als Sträfling "0815" verfolgte Knut Klemmer in der Garage seines Anwesens Mehlemer Straße 11 das jecke Treiben. Vor Beginn hatten sich bei ihm die beiden für den Zug abgestellten Streifenbeamten schnell noch einen Kreppel genehmigt. "Dass die mich nicht mitgenommen haben", wunderte sich der Knastbruder.