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Jecke lassen der Jugend den Vortritt

Jecke lassen der Jugend den Vortritt

Das Drachenfelser Ländchen zieht eine positive Zwischenbilanz - Gelungene Züge in Gimmersdorf, Pech und Werthhoven

Wachtberg. (nar/jst) "Et hätt noch eenmol joot jejange" - die Narren im Drachenfelser Ländchen haben am Rosenmontag eine positive Zwischenbilanz gezogen. Vom vorausgesagten Regen sind sie bisher verschont geblieben. Jetzt müssen nur noch die Narren in Adendorf und Fritzdorf bangen, die ihre Züge am Dienstag abhalten.

In Gimmersdorf hat die Jugend Vortritt. Als zum närrischen Gongschlag um 11.11 Uhr das 17 Mitglieder starke Züllighovener Tambourcorps den ersten Marsch angestimmt hatte, war die Reihe an den Kindern und der Jugend des Karnevalvereins Grün-Gold, die ersten Schritte zu tun und den Zug anzuführen. Und frisch-jugendlich ging es weiter.

Als zweite Gruppe reihte sich der Ließemer Kindergarten ein. Elke Gödderz vom Elternrat hatte 55 als Hexen und Zauberer verkleidete Kinder und Erwachsene für den Zug mobilisiert. Sie waren auch entsprechend gerüstet: mit Äpfeln, Kamelle und Blumen als Wurfmaterial. Dann die Berkumer Goldbären, zehn Mädchen und ein Junge, aufgeboten von der Tanzgruppe Berkumer Bonbons unter der Leitung von Magdalena Mörsch.

Auf die Jugend folgten die Familien Schmitz und Fievert. Schon zum zwölften Mal dabei, stellten sie sich als Zirkus Kommunale vor, denn sie sind Nachbarn im Kommunalweg. Auf einem Anhänger waren Esel, Pferd und manch anderes Tier aufgebaut. Auch der älteste Verein im Ort, die 29 Jahre alte Sportgemeinschaft Gimmersdorf, machte mit: Sie stellte acht Sträflinge, die "auch ein großes Herz haben".

Erstmals in Gimmersdorf vertreten war das Männerballett Birresdorf mit 18 Personen, Kinder und Erwachsene. Ihr Motto: "Kleines Dorf, großes Männerherz". Ferner dabei: die Bläserband Gimmersdorf mit Big-Band-Musik, der Elferrat als Piloten, die Muntermacher, zehn Frauen als Pharaonen und ägyptische Königinnen verkleidet, die Frauen von der Bundeswehr und der Junggesellverein Niederbachem.

Nach Angaben von Zugleiter Horst Priesmeyer haben sich rund 400 Jecke in den Zug eingereiht: 22 Gruppen, davon drei Kapellen und fünf Fußgruppen.

Feucht-fröhliche Stimmung und trockenes Wetter: Das waren am Samstag auch die guten Voraussetzungen für den Karnevalszug in Werthhoven. Mit knapp 30 Wagen, viel Fußvolk und einer berittenen Gruppe hat sich der Zug am Samstag in Bewegung gesetzt. Viele aufwendig gestaltete Wagen machten das karnevalistische Treiben zum Erlebnis. So waren eigens für den Werthhovener Zug Holländer angereist, um den "gans verrückten" Wagen des Kegelklubs Pössemer Schwaadschnüsse zu beäugen. Als Gänseliesel und Gänsepeter verkleidet, sahen die rheinischen Frohnaturen recht holländisch aus.

Nicht weniger einfallsreich waren die Wagen der "Mitstreiter": So gab es sogar einen originalgetreuen Doppeldeckerbus, die fahrende Küche des Jungbauernverbandes Wachtberg (Wer sich nicht wehrt, endet am Herd) und eine transportable Wacht-Berghütte, auf der den jungen Herren das Bier ganz gut schmeckte.

Besonders aufwendig war ein etwas kleinerer Wagen gestaltet: Dort saßen nicht nur Max und Moritz vor einem Hähnchengrill, auch die Witwe Bolte/Holte/Wolte schmückte den Wagen. Wer sich allzu jeck benahm, kam in die Getreide- oder Wassermühle. Hoch zu Ross saßen die Cowboys und Indianer des Reitvereins Oberbachem. Partei ergriff die Junge Union Wachtberg auch in der fünften Jahreszeit. Unter dem Motto "Vier Jahre verpennt, uns reicht''s", kritisierten die Jugendlichen die hohe Arbeitslosigkeit und die Ökosteuer.

Mit von der Partie waren auch die Pössemer Piraten, echte Goldbären aus Berkum, Clowns vom SV Wachtberg und der Bürgerverein Werthhoven. Ihr tänzerisches Können stellten die "rut-wießen" jungen Damen der KG Gemütlichkeit Villip unter Beweis. Gute Stimmung herrschte auch an den zahlreichen Ständen am Straßenrand. Richtig gefeiert wurde anschließend im Pössemer Treff.

Nur an Größe, nicht aber an der guten Stimmung musste der Veedelszug in Pech zurückstecken. Mit Kinder- und Bollerwagen verstärkten vor allem die Jüngsten mit ihrer "Zwergenpower" den Zug und erinnerten daran, dass in Pech Tempo 30 gilt, sich aber kaum einer daran hält. Mit vollem Tempo feierten auch Mitglieder des FC Pech, obwohl sie nicht bei der "WM 2002 dabei sind".

Mit dem Motto "Wir heben ab" signalisierte der Pecher Kindergarten, dass nur Fliegen schöner sein kann als der Karneval. Zukunftsorientiert zeigte sich eine Gruppe von Pechern mit einem Wagen, der dem ersten Pecher Weinfest gewidmet ist, das in diesem Jahr stattfinden soll. Alle Jecken waren sich anscheinend einig: "Pech is schöön un hätt noch janz vill Jröön".