Narrenspiegel

Kamelle-Splitter vom Bad Godesberger Zug

Bad Godesberger. Zu gut meinten es manche mit der Musikbeschallung am Zugrand. Die Musikzüge spielten, was das Blech hergab, mussten aber so manches Mal gegen die donnernden Bässe der Musikboxen anspielen. Ein bisschen mehr Feingefühl am Lautstärkeregler täte Wunder.

Nicht bis zum Zieleinlauf schaffte es der grün-rote Trabbi mit dem übergroßen Stadtsoldaten. In der Koblenzer Straße musste er aus dem närrischen Lindwurm ausscheren - der Motor streikte. Alle Startversuche halfen nichts. Die Stadtsoldaten mussten ohne ihren Mottowagen weiterfahren und -marschieren.

Auf dem Wagen der KG Blau-Weiß-Rot Rüngsdorf fuhr auch ein Ehepaar aus Frankreich mit. Fabienne und Philippe, die in Paris ein Bistro betreiben, und ihr Kellner Jean waren extra zum Godesberger Zug angereist und fuhren noch am Abend wieder zurück in die Heimat.

Mit ungewöhnlichem Wurfmaterial bombardierte wieder das Fischfachgeschäft Stuch die Narren. Unter dem Motto "Wie is et? Joht !!!" hielten sich die Mitarbeiter nicht lange mit dem Aufbau einer Drohkulisse auf, sondern feuerten gleich aus allen Rohren mit Heringshappen in Sahnesauce mit Äpfeln und Zwiebeln. Doch neben diesen Geheimwaffen hatten sie auch ganz konventionelle Strüssje und Süßigkeiten im Angebot.

Schon zum fünften Mal marschierte wieder eine Truppe aus bunt zusammengewürfelten Familien aus Friesdorf beim Zoch mit. Ganz ohne Vereinsstatuten und Vorstand schaffen es die Jecken, Karneval zu feiern. Ihr Motto lautete in diesem Jahr: "Freesdorf setz noch ene drop, bei uns steht alles Kopp."

Dass in Friesdorf der Wahnsinn schaurige Blüten treibt, demonstrierte auch die Chaos-Combo. Eigentlich gegründet, um jedes Bandmitglied auf der eigenen Hochzeitsfeier in den Genuss der kostenlosen musikalischen Unterhaltung kommen zu lassen, ist dieses Ziel inzwischen überholt. Doch die Freesdorfer Eijenjewächse spillen einfach wigger. Beim Zoch präsentierten sich die Mitglieder der Combo in schrillem rosa Outfit.

Science-Fiction im Fastelovend: Anstatt sich - wie hunderte Jecken - als Clown, Indianer oder Scheich zu verkleiden, hatte sich ein Godesberger seinen eigenen Weltraumanzug geschneidert. Allerlei Kabel und metallische Gegenstände hingen an seinem roten Overall.

Ein Helm sollte größere Schäden beim Absturz verhindern. Ein Gerät auf dem Rücken des jecken Weltraumreisenden sah nicht nur hochtechnisiert aus, sondern konnte auf Knopfdruck auch Zischlaute von sich geben und Rauch ausstoßen. Zum Abheben reichte es dann aber doch nicht.

Bei mehr als 50 Godesberger Prinzenpaaren - wer soll da noch den Überblick behalten? Nicht einmal der Festausschuss war sich einig, ob der Prinz nun der erste oder der dritte Jürgen in der Geschichte des Jodesberger Fastelovend ist. Ein Blick in den Narrenspiegel klärt auf. Die korrekte Bezeichnung ist Prinz Jürgen I. Seit 1934 gab es nicht eine Godesberger Tollität mit diesem Namen.