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Zwergenaufstand im Ländchen

Zwergenaufstand im Ländchen

Fröhlicher Straßenkarneval prägt die närrischen Umzüge in Werthhoven, Gimmersdorf, Pech, Niederbachem und Villip

Werthhoven. (waj) Straßenkarneval im Ländchen: Den Auftakt machten am Samstag die Jecken in Werthhoven. Den Zug bereicherten insgesamt 26 Gruppen und zahlreiche Motivwagen. Die Interessengemeinschaft Karneval des Bürgervereins freute sich über die bunte Mischung aus Oldtimertreckern, Fußgruppen mit oder ohne Bagagewagen, Musikanten sowie schmucke Prunk- und Festwagen. Sogar eine Hundegruppe und ein Ponywagen nahmen teil.

Dabei hatte es am Morgen noch kräftig geschneit. Der Schneeregen weichte Wiesen, Wege und Straßenränder auf, es bildeten sich Pfützen. Doch kurz vor dem närrischen Auftakt der heimischen Züge kam die Sonne durch. Bei nasskaltem Februarwetter schunkelten sich ein paar tausend Zugbesucher in Laune. Die Vorhut bildeten ein halbes Dutzend Oldtimertrecker. Von den aufgedonnerten Truckergefährten hagelte es Porreestangen.

Der Bürgerverein aus Pössem marschierte als "lebender Zauberwald im Zoch" und ebenfalls aus Werthhoven beteiligte sich die Gruppe Parting als "Pössems frechste Früchtchen." Die Saufänger aus dem benachbarten Berkum zeigten sich mit "Zwerje Opstand - do sinme dobei" in Revolutionslaune. Für die richtigen Marschtöne sorgten die Berkumer Dorfmusikanten und Tamboure aus Villip sowie Unkelbach.

Pech. (waj) Um 11.11 Uhr standen am Sonntag der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (mit Lufthansakappe) und Gattin Barbara am Langenacker/Ecke Pecher Hauptstraße. Wilde Weiber und Pecher Schmölzje bützten den frisch gebackenen Theologie-Doktor und Padre Eladio Diaz Frias vom Wachtberger Seelsorgeteam in aller jecken Öffentlichkeit frontal der Michaelskapelle - und die schlug prompt Zwölfe.In den rund ein Dutzend Gruppen und Wagen zählenden Pecher Zug hatten sich unter dem Motto "Die Glocke bimmelt, die Schule schimmelt, die Kneip hätt widder op un mir Pecher sin jot drop" eingereiht. Die Gruppe Kühlwetter lenkte die neue Kapellenglocke mit einem Rasenmäher symbolisch durch die närrischen Reihen. Heimatverein, katholischer Kindergarten sowie Wachtberger Junggesellinnen und Fußballer vom FC Pech bombardierten die Jecken mit Kamelle.

Charlys Backstube schickte Teufelinnen mit Handwagen unter die Jecken. In Garagen und Scheunen wurde kräftig geschunkelt, gebechert und getanzt. Der Junggesellenverein Villip hatte den JVA-Skandal als Motiv aufgenommen und lebenslange Ehehaft für Aussteiger angedroht.

Niederbachem. (nfz) Wer es noch nicht wusste, erfuhr es beim Niederbachemer Rosenmontagszug: die beiden haben geheiratet. Die Rede ist nicht von "Sarko" und "Carla", sondern vom Kirchenchor "Cäcilia" aus Berkum und der Chorgemeinschaft St. Gereon Niederbachem. "Wir haben uns getraut", prangte auf einem Schild, das die Sangesbrüder und -schwestern spazieren führten.Seit einem halben Jahr arbeiten die beiden Ensembles fest zusammen. Die Kooperation ist langfristig angelegt - auf einem zweiten Schild las man "Wir hoffen auf Nachwuchs". "55 Johr jecke Tön, Baachemer Karneval es immer noch schön" lautete das Motto des Zuges. Alte Bekannte waren dabei wie der Heimatverein als bunte Schmetterlinge, der MGV Concordia als Winzer und Winzerinnen, oder die "alten Herren" des Sportvereins, diesmal an der rollenden Theke statt auf dem grünen Rasen. Neuling war die Gruppe um Siegfried Bungardt, die einen Western-Saloon mit sich führte.

Ihr Name "Spontane Cowboys" erklärt sich leicht: "Bis heute morgen wussten wir noch gar nicht, dass wir mitmachen." Die Sebastianus-Schützen hatten im Jahre ihres 500. Bestehens den "Baachemer Drachen" dabei. Krönender Abschluss: die Tanzgarden der KG Rot-Gold Niederbachem sowie die drei Prunkwagen der KG mit Elferrat um Präsidentin Monika Trimborn nebst "sterbendem Schwan" aus Pappmaché, dem Vorstand mit Vorsitzendem Dieter Schneller und dem Senat unter Präsidentin Angelika Höricke.

Gimmersdorf. (waj) Polizist Fritz Frings ließ das Martinshorn am echten Dienstwagen erschallen - dann setzte sich der närrische Lindwurm in Gimmersdorf erst richtig in Bewegung. Sein uniformierter Wachtberger Kollege Walter Bremm passte auf, dass die Jecken nicht unter die Räder kamen. Im Zug sorgten die Tamboure aus Bengen und Züllighoven für den richtigen Takt.In Ermangelung echter Prinzen wurden Öl-Prinzen auf die Wagen gesetzt. Närrischer Flankenschutz kam aus Ließem - Kindergarten und Sportler - aus Berkum machten die "Bonbons" im Westernlook mit. Karweiler Eskimo-Möhnen trieben ihre Hundeschlitten per Fuß durch den Zug. Günter Lehnen und Günter Kläser sammelten Nokia-Handys in einer Tonne ein - wollen die zur Konzernspitze nach Finnland schicken.

Rote Funken aus Oedingen feuerten Kamellesalven unter die jecken Jubeltruppen. Als bunte Paradiesvögel paradierten die "Lindenblüten" aus Gimmersdorf durch die närrischen Reihen. Der Gimmersdorfer Elferrat zeigte hoch auf dem grün-goldenen Wagen, dass die noch junge KG ihren 33. Geburtstag feiert.

Villip. (waj) Der Villiper Kirchplatz glich einem Heerlager. Der Tambour Sport Club Villip im kunterbunten Kostüm in Zugformation mit aufgepflanzten Trommelstöcken dabei. Wolfgang Köhler und Kollegen munitionierten die Gulaschkanone auf. Villiper Mädels in allen Altersklassen reihten sich als Minis oder Junioren und auch als flotte Prinzenbegleitung in die rot-weißen Garden ein. Am Zug beteiligte sich auch eine große Schar von Ampelmännchen, die meinten, "ohne Lichtzeichen geht es nicht mehr" in den Ortsteilen rund um Villip.Ein großes Nest und Gelege wilder Hühner tollte mit Küken und Hähnen durch die jecken Reihen. Villiper Junggesellen und Wachtberger Junggesellinnen machten klar, dass sie eine wichtige demoskopische Komponente am Ort sind. Giftgrüne Seerosen aus Villiprott zeigten sich zu ihrem 40. Geburtstag in Feierlaune. Im Bayernlook kostümierte Freizeitreiter vom Zingsheimer Hof brachten das Bier "Drachengold" unters närrische Volk.