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Das Hohe Gericht kennt in Erpel keine Gnade

Das Hohe Gericht kennt in Erpel keine Gnade

Stadtsoldaten schleppen Karnevalsmuffel gleich reihenweise vor den Kadi

Erpel. (khd) "Ich plädiere für `ne milde Straf`!" Immer versuchte Verteidiger Herbert Buchmüller sein Glück, verzweifelte Mandanten rauszupauken, die von den Stadtsoldaten vor das Hohe Gericht der Narren geschleppt worden waren.

Umsonst, war die Erpeler Staatsanwaltschaft doch direkt zu zweit in der Gaststätte "Om Maat" angetreten. Ex-Prinz Günter Marx hatte sich den frisch gekürten Oberstadtsoldaten-Koch, Jörg Weich, als Verstärkung geholt und die beiden kannten kein Pardon.

"Höchststrafe", lautete fast immer ihr Strafmaß, dem Richter Fritz Dreesbach bei aller Liberalität stets entsprach. Keine Aussichten, den herrlichen Sonnenschein zu genießen, hatten am Samstag Spaziergänger in und um Erpel herum.

Die Stadtsoldaten um die beiden Generäle Uwe Trappe und Uwe Kochems schwärmten aus und verhafteten, wessen sie auch nur habhaft werden konnten. Für ganz schwere Fälle hatten sie sogar einen Leiterwagen parat, mit dem sie auch entferntere Gefilde abgrasen konnten.

Nur VG-Chef Werner Zimmermann war rechtzeitig schon am frühen Morgen laufen gegangen, ansonsten machte die Erpeler Truppe vor nichts und niemandem Halt. "So ganz ohne jecke Dekoration oder Kostümierung, noch nicht mal mit en paar Luftschlängelche wagst du dich auf die Straße?", fuhr Marx Ehrensenator Karl-Heinz Langenfeld an.

Die Verteidigung von Buchmüller, immerhin ziere doch der Heimatorden "Alt Erpilla" die Brust des verdienten Karnevalisten, ließen weder er noch Richter Dressbach gelten. "Bis Rosenmontag den Fußballplatz vorn vorne rechts bis hinten links frei kehren", lautete das Urteil.

Mit Freude wurde auch der KG-Vorsitzende Andreas Schwager vor die Schranken des Gerichts zitiert. "Du bist zwar das ganze Jahr da, aber nicht, wenn du da sein sollst. Und außerdem gibt's du immer falsche Termine an die Presse", lautete die Anklage.

Und da das Hohe Gericht die Besserungsschwüre nicht glauben wollte, wurde der Oberjeck zu zwei Wochen Haft im Neutor mit zwei Prinzengardistinnen verdonnert. Das war Schwager denn doch zu haarig, so dass sich die Zugkasse enorm füllte, sehr zur Freude von Marx, der auch Säckelmeister der KG ist.

Dass ihr Mittagessen zur "Henkersmahlzeit" für sie würde, hätten sich das harmlose Ehepaar auch nicht träumen lassen. Kaum hatten sie bezahlt und sich zum Gehen gewandt, erfolgte auch schon der Befehl an die Stadtsoldaten: "Nehmt die Fluchtbeweger fest!"

Und schon brandete Jubel auf, als man in ihnen Heisterer erkannte. Nicht nur, dass der Ort vor Jahrzehnten von Unkel "gekauft" worden war, in jüngster Zeit bezichtigen die Heisterer ihre Nachbarn im Süden auch noch, durch ihre Straße zu rasen.

Klar, dass da das Urteil besonders drastisch ausfiel: "Abtragen der Erpeler Ley und den Basalt um Unkel stapeln", beantragte Weich gnadenlos.

"Bis heute Spätnachmittag werden wir wohl so 60 bis 80 Urteile gefällt haben, und wenn unser Richter weiter unseren Anträgen so entspricht, dürften wir für unseren Karnevalszug bestens gerüstet sein", freute sich Marx.