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Die Kölsche Mess soll es so nicht mehr geben

Die Kölsche Mess soll es so nicht mehr geben

Der Kardinal will die Karnevals-Messe, die seit 15 Jahren Brauch in Bad Honnef ist, einschränken - Herbert Breuer: "Ausdruck eines tief verwurzelten Glaubens, wo sich Religion mit Lebensfreude trifft"

Bad Honnef. Joachim Kardinal Meisner hat sie zwar starken Reglements unterworfen . Aber weil sie aus Bad Honnef längst nicht mehr wegzudenken ist, zudem in sehr angemessener Form Glauben und religiöse Werte vermittelt, fand sie trotzdem statt: die Kölsche Mess.

Und alle kamen. Jecke aus Bad Honnef, Rhöndorf, Aegidienberg und Unkel sowie unzählige kostümierte Narren versammelten sich in der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist, um ihrem Glauben, gepaart mit Lebensfreude, Ausdruck zu geben. "Eine kölsche Mess ist keine Sitzung", so der frühere Gymnasialpfarrer Herbert Breuer, "sie ist Ausdruck eines tief verwurzelten Glaubens, wo sich Religion mit Lebensfreude trifft." Und so feierte man dann auch eine sehr würdige Messe.

Farbenprächtig der Einzug: Ruut un Wieß, Blau un Wieß, Blau un Gelb, Trömmelche, Prinzenfedern, Tambourcorps - Sankt Johann Baptist im Glanz des rheinischen Brauchtums. Alle Gesellschaften Bad Honnefs waren gekommen, ebenso aus Unkel. Und es war so wie immer: "Wer ne Platz jefunge hätt, kann sich setze", so Breuer angesichts des rappelvollen Kirchenschiffs. Besonders begrüßte er das Damenkomitee Ziepchen, das in diesem Jahr 85. Geburtstag feiert.

"Dat is selten bei de Fraulöck, dat se stolz dodrop sinn", meinte Breuer, bevor die Kölsche Mess unter musikalischer Begleitung des Bläsercorps der KG Unkel unter Leitung von Matthias Wessel sowie Robert Buchholz an der Orgel ihren Lauf nahm.

Das Zentralthema war diesmal "Wie Pänz solle - wolle mer sin", und so plädierte Breuer in seiner Predigt dafür, Problemlösungen mitunter auch mit dem unbedarften, dafür realitätsbezogenen Gemüt eines Kindes anzugehen. Seine Predigt schmückte er mit gewohnt humorvollen Bemerkungen aus. Er setzte sich mit der Wahrhaftigkeit auseinander und ließ dabei immer wieder kleine Anekdoten einfließen.

So etwa die eines Pfarrers, der seiner Gemeinde auftrug, das 17. Kapitel des Markus-Evangeliums zu lesen. Bei der Abfrage, wer das getan habe, zeigten alle auf. Doch welche Überraschung: Bei Markus gibt es nur 16 Kapitel - die Gläubigen hatten also ein ganz klein wenig geflunkert.

Rheinische Lebensweisheiten beinhaltete das Schlussgebet: "Oh Herr, setz dem Üvverfluss Jrenze und loss die Jrenze üvverflüsslich weede, loss de Lück kein Falschjeld maache, ävver och et Jeld kein falsche Lück; nemm de Wiever et letzte Woot un erinnere de Männer an ihr eetstes. Oh Herr, schenk de Fründe mieh Wohrheet un de Wohrheet mie Fründe. Hilf de Beamte, de Jeschäfts- un Arbeitslück, die wohl tätig, ävver nit wohltätig sin. Jevv dä Rejiernde e besser Deutsch, un dä Deutsche e besser Rejierung. Un kütt da Engk für uns he op de Ääd, hald die Dür nit zo van enne. Loss uns in d'r Himmel eren, ävver nit jetz jlich, loss d'r noch Zick".

Nach dem Dank von Festkomitee-Chef Gerd Papenbrock und der Ordensverleihung an die Geistlichkeit schloss sich ein Biwak auf dem Platz vor der Kirche an. Beten und feiern eben - Köln hin oder her.