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Erstes Mariechen der Linzer Stadtdsoldaten war "ne staatse Kääl"

Erstes Mariechen der Linzer Stadtdsoldaten war "ne staatse Kääl"

Das "Hohe Corps" Rut-Wieß besteht seit genau 75 Jahren - Jubiläumsempfang am Sonntag

Linz. Sie haben den amerikanischen Präsidenten Gerald Ford und Bundeskanzler Helmut Schmidt im Juli 1975 eskortiert und mit 110 Mann Calgary bei der Stampede-Parade 1999 im Sturm erobert. Nur beim Rathaussturm der Linzer Corps versagen den "staatsen Kääls" die Kräfte stets nach kurzer Zeit.

Dass Bürgermeister Adi Buchwald trotzdem dieses Jahr besonders gute Miene zum bösen Spiel macht, hat einen speziellen Grund. Das "Hohe Corps" der Stadtsoldaten Rut-Wieß, das die Farben der Stadt trägt, feiert einen ganz besonderen Geburtstag, wurde es doch vor genau 75 Jahren im früheren Café Zimmermann gegründet.

Eduard Edelbluth fasste 1934 den Entschluss, in Linz ein Stadtsoldatencorps ins Leben zu rufen. Unterstützt von Severin Schopp, Siegfried Bündgen senior und Willi Vesper lud er seine Schulkameraden des Jahrgangs 1911 am Elften im Elften zu einem Treffen in besagtes Café, wo am selben Tag auch die Großen Linzer Karnevalsgesellschaft gegründet wurde. Schon wenige Wochen später, beim Rosenmontagszug 1935, hatte die Truppe mit ihrem Prunkwagen "Kaserne" ihren ersten Auftritt, damals allerdings noch in einfachen Drillich-Anzügen.

Kommandant Karl Schneider, Besitzer des Hotels Weinstock, hatte als Mitglied der Kölner Prinzengarde die Idee für die rut-wießen Uniformen, für deren Kosten die vier "Gründungsväter" bürgten. Für die "Bewaffnung" mit der Kabüs, dem Gewehr, sorgte der spätere Kommandant Jupp Meyer, so dass die staatsen Kääls bestens ausgestattet 1936 Carl I. (Kill) durch die Session begleiteten, zumal sie mit Josef Paffhausen über ein schmuckes "Funkemariechen" verfügten.

Dessen Karriere war von extrem kurzer Dauer, weil die Nationalsozialisten jedem Mann verboten, in Frauenrollen zu schlüpfen und in Frauenkleidern aufzutreten. Paffhausens Nachfolgerin wurde 1938 Änne Fossemer, die diese Funktion bis 1950 inne hatte. Zusammen mit Willi Adams, Josef Busterbach, Johann Kretz und Jupp Meyer ließ sie ab 1947 den Stadtsoldaten-Karneval in Linz wieder langsam aufleben, so dass Kommandant Willi Heckenback ein Jahr später, hoch zu Ross, beim "Bunnezupp-Essen" am Rosenmontag auf dem Markt bereits eine zehnköpfige Mannschaft antreten lassen konnte.

Die war im Jubiläumsjahr 1959 bei neuen Ehrensenatoren auf 27 Aktive einschließlich dem Tanzpaar, Marlene Nitschke und Peter Reul, angewachsen. Klar war, dass nur das einzige noch aktive Gründungsmitglied, Jupp Meyer, die Regentschaft der Linzer Narren übernehmen konnte. Ein Jahr später löste er dann Nikolaus Wiehl als Kommandant ab, der zehn Jahre lang die Geschicke des Corps geleitet hatte.

Bis 1970 zogen die Stadtsoldaten am Karnevalssonntag allein zum Verhaften durch das seit 1958 in Reviere aufgeteilte Linz. Seit 1971 holen alle Linzer Corps, mittlerweile stolze neun, den Prinzen ab, um anschließend das Rathaus zu erstürmen. Beflügelt durch diesen närrischen Zusammenhalt, erwachten die Stadtsoldaten drei Jahre später wie aus einem "Dornröschenschlaf".

Erstmalig beteiligte sich das Corps 1974 mit einem Einlagetanz an den Karnevalssitzungen. Von den damaligen acht Rekruten, die unter Leitung von Spieß Günther Wirth, heute dienstältester aktiver Stadtsoldat und Ehrenmitglied des Corps, auftraten, sind noch Anti Wilsberg und Klaus Dieter Baars als Offiziere sowie Kommandant Siggi Bündgen aktiv bei der Truppe.

Mittlerweile seit 35 Jahren im Rosenmontagszug mit dabei sind auch die Stadtsoldatenfrauen mit einer eigenen Kostümgruppe. Und auch die Ehrensenatoren, damals 51 an der Zahl bei 36 Aktiven, unterstützen seitdem die Fußgruppe mit einem Festwagen. Bereits vor Rosenmontag hatten die Stadtsoldaten den Bürgerfrühschoppen, damals noch in der Stadthalle, aus der Taufe gehoben.

20 Jahre später verlegte das Funkencorps Blau-Weiß die Veranstaltung in die Sporthalle am Miesgesweg und erweiterte sie um eine Sitzung zum "Närrischen Wochenende". Zu Ehren ihres Millenniums-Prinzen Siggi I. "vum Hohe Corps un all Linzer Strünzer" opferten die Stadtsoldaten dann 2000 die Freitagssitzung dem "Strünzerball", der dieses Jahr am Freitag, 13. Februar, ab 20 Uhr ansteht, während der Bürgerfrühschoppen am Sonntag, 15. Februar, ab 9 Uhr die Halle wieder zum Bersten bringen wird.

Nicht minder eng wird es im großen Saal vom Hotel Weinstock am Samstag, 10. Januar, zugehen, wenn die Stadtsoldaten zu ihrem weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Manöverball einladen. Ins Leben gerufen wurde dieser im Januar 1986 in der Kommandanten-Ära von Manfred Scherer, der Meyer nach 24 Jahren Dienst in vorderster Front 1984 abgelöst hatte. Zunächst aber steht die Jubiläumsveranstaltung, der Neujahrsempfang in der Stadthalle am Sonntag, 4. Januar, ab 11.11 Uhr auf dem Programm.