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Marktschau in Bad Honnef: Jeckes Gericht verdonnert den Honnefer Bürgermeister

Marktschau in Bad Honnef : Jeckes Gericht verdonnert den Honnefer Bürgermeister

Draußen auf dem Markt schunkeln die Narren in der Sonne, drinnen im Rathaus steht Otto Neuhoff, von den Häschern ohne Orden und mit HSV-Schal erwischt, vor dem Richter – das kostet. Auch Pfarrer Herbert Breuer zahlt brav seine Strafe.

Zum Sonnenbaden auf den Rathausplatz. Das hatten sich die Honnefer Jecke verdient: janz vill Sunnesching bei der Marktschau. Allerdings blieb für jeden nur eine Handtuchbreite Platz, denn es knubbelte sich vor der Riesenbühne, als das Stadtsoldatencorps die Veranstaltung des Festkomitees Bad Honnefer Karneval mit den schönsten karnevalistischen Ohrwürmern eröffnete. Ob Ritter, Clown oder Prinzessin: Die Besucher hakten sich unter, schunkelten und sangen.

Und es ging ja so schön weiter: Moderator Udo Krewinkel bat die Honnefer Tanzcorps nacheinander auf die Bühne – die Perlen der Gesellschaften. Die KG Klääv Botz war komplett vertreten mit Tollitäten, Spielmannszug, mit Prinzen- und Ehrengarde. Bad Honnef war nur noch ruut un wiess.

Einen Kracher stellte aber auch das Tambourcorps Frei Weg Selhof dar, das in seiner höfischen Aufmachung mit ganz viel Brokat und den langen Kleidern der Damen eine Augenweide war und dabei spielte: „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching…“

Von wegen Sunnesching: Einige auf dem Platz mussten das Sonnendeck eine Zeit lang verlassen. Häscher waren ihnen auf den Fersen, um sie vors Narrengericht zu zerren. In den Karzer musste keiner, aber Staatsanwältin Heike Scheel und Richter Gerd Papenbrock verhängten Geldstrafen. Und Pflichtverteidiger Jürgen Millinghaus tat auch nicht so viel für seine Mandanten.

Da zahlte Pfarrer Herbert Breuer „im Jahr der Barmherzigkeit“ 50 Euro freiwillig. Feuerwehr-Jugendchefin Patricia Wiesel war mit ihrer Strafe nicht einverstanden. Sie gab mehr – und Gerichtsschreiberin Julia Millinghaus kassierte.

Auch den Gästen aus der Partnerstadt Berck-sur-Mer, Cécile Desmoulin und Georges Baillet, beide in Fischertracht, ging’s an den Kragen, „weil sie Alaaf auf Französisch gerufen haben“.

Franzosen singen "Echte Fründe ston zesamme"

Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Partnerschaftskomitees, Rainer Kubis und Willi Birenfeld, landeten gleich mit auf der Anklagebank. Der Vorwurf: „Ihr hättet mit Euren Gästen Karnevalslieder einstudieren müssen.“ Sie nahmen ihre Strafen an – und überraschten das Gericht. Denn sie sangen im Quartett: „Echte Fründe ston zesamme…“

Oh, Mann. Da ragt Bürgermeister Otto Neuhoff mit seinem bunten Zylinder aus allen Jeckenansammlungen heraus – und da verdonnert ihn das Gericht dennoch zu 50 Euro Strafe. Obwohl: Wie er da mit HSV-Schal (wegen der verausgabten Stimme) und ohne Orden daherkam, war die Rechtmäßigkeit der Verurteilung doch nicht ganz von der Hand zu weisen.

Für seine Frau Gerlinde, die als Biene Maja herumschwirrte, kamen noch fünf Euro drauf – machte jecke 55. „Dürfen es auch 60 sein?“ Von Gerd Papenbrock gab’s eine Lutschtablette gratis gegen die Heiserkeit. Alaaf! Während vor Gericht für Brauchtum und Zoch Strafen ausgesprochen wurden, zogen Halt Pöler zum Kötten in die Innenstadtläden.

Erstmals waren sie mit Musikbegleitung unterwegs: Frank Fander spielte Gitarre und Thomas Esch auf der Quetschkommod. Elferratsmitglied Axel Foppen: „Wir wollen den Geschäftsleuten, die arbeiten müssen, mit Musik Freude bringen. Die warten schon auf uns und unterstützen uns sehr großzügig.“