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"Und isch bin de Weinkönigin"

"Und isch bin de Weinkönigin"

Rheinische Schnüss mit Herz: Als Oma Finchen bereichert Claudia Stolte-Herdler die Sitzungen in der Region

Unkel. Eigentlich müsste sie ja längst geadelt sein, wo sie doch so regelmäßig "Bunte" und "Gala" liest. Entsprechend könnte sich Oma Finchen auch mit Fug und Recht Josefine "von" Schmolzbach nennen.

Unter den Prinzen Europas hatte sie sich gar schon umgesehen und den Jungspund "Schlappohr Scharles" als möglichen Gatten auserkoren - bis der "dann et Die jehierood hät. Und als et Die duud wor, hät er sin Fisternölche jenomme. Da wör et Lisbeth mit mir besser jefahre", ist sich Oma Finchen sicher. Nun gut, bei ihrem Hermännchen ist sie gelandet, der zur Strafe bei ihren Verzällcher in der Bütt herhalten muss."

“So ist Ihr Mann doch gar nicht„, werde ich von Leuten angesprochen", erzählt Claudia Stolte-Herdler. Denn manche Zuhörer nehmen irrtümlicherweise schon mal für voll was "Finchen" so alles dichtet im Karneval. Wilfried Herdler, im Nebenberuf Unkels Weingott Bacchus, nimmt es indes äußerst gelassen. "Geboren wurde die Figur Oma Finchen bei den Erpeler Veedelsmöhnen am Oma-Abend im Weinhaus Steinbach 1996. Da hat mich Claudia Engels als Rednerin für den Sessionsstart ausgeguckt", erinnert Stolte-Herdler, die den Namen Josefine Schmolzbach im Hänneschen-Theater aufgeschnappt hatte.

"Die erste Rede habe ich noch von erfahrenen Büttenrednern bekommen. Danach habe ich begonnen, übers Jahr Witze zu sammeln, etwa in der Parfümerie in Bad Honnef, in der ich seit Jahren arbeite", berichtet Stolte-Herdler. Die Gags müssen hernach dann "nur noch" mit Lokalkolorit versehen und zu einer Geschichte zusammengefügt werden. Und schon ist die Reise nach "Pariss", in die Stadt der Liebe mit dem "Sack Likör om Mont Marter" gebucht. Wo "et Hermännchen" doch lieber nach Königswinter gefahren wäre, weil sie da erheblich besser hinpassen würden: "Ich als alter Esel und du als giftiger Drache!"

Oder aber es wird Situationskomik der Möhnentreffen eingebaut, über die "Oma Finchen" immer noch engsten Kontakt zum Heimatort Erpel hält, in dem Vater Gustav früher die Leute eingeseift hat. Natürlich nur die Männer, um sie zu rasieren - wobei er die schon mal mit weißem Schaumbart vor dem Spiegel sitzen ließ, wenn er als rasender Fotograf vom Martinshorn der Feuerwehr gerufen wurde.

"Von ihm habe ich meine jecken Gene, auch wenn er selber nie in die Bütt gegangen ist", erinnert sich Stolte-Herdler an ihren Vater, der auch Bühnenbildner der Großen Erpeler KG war. Feucht fröhlich muss es auch auf dem Möhnenausflug nach Rheinbrohl zugegangen sein, auf dem sich Iris Rosen plötzlich wie eine Weinprinzessin fühlte. "“Wenn du eine Prinzessin bist, bin ich die Weinkönigin„, hab ich ihr geantwortet. Schon war das Thema 2009 gefunden", berichtet Oma Finchen.

Und so wird diese Session auf der Bühne ein Krönchen aus der Handtasche gekramt und den Jecken im Saal mit dem Zwei-Liter-Pokal zugeprostet: "Und isch bin de Weinkönigin!" Damit Oma Finchen nicht wieder nächtens bei dem vergeblichen Versuch erwischt wird, auf der Bundesstraße den Mittelstreifen aufzurollen, ist das Superglas bei ihren Auftritten nur mit Apfelschorle gefüllt. "Die Figur ist ideal", und Nebenfiguren wie ihre Freundin Billa, Schmitzetrecks Trin und Zänkemanns Kättche runden die Auftritte ab.

Ans Aufhören denkt "Oma Finchen" nicht. "Da es nicht so viele Büttenredner hier in der Region gibt, sollte man sich zusammensetzen und über die Möglichkeiten einer Nachwuchsförderung nachdenken", schlägt Stolte-Herdler vor. Dabei hat sie das Beispiel der Bonner Kabarettistin Anka Zink vor Augen, die in Beuel entsprechende Workshops angeboten hat. Solche Pläne liegen zur Zeit aber auf Eis. Immerhin: Auch am Donnerstag an Weiberfastnacht ist Oma Finchen sehr gefragt.