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Zombies und Tanzmariechen auf der Bühne

Zombies und Tanzmariechen auf der Bühne

Donnernde Raketen und tosender Applaus für närrische Höchstleistungen erschüttern die Erpeler Mehrzweckhalle

Erpel. Es war schon nach Mitternacht, als Michel Jackson "höchstpersönlich" auf der Erpeler Prunksitzung erschien: auf der großen Leinwand hinter Prinz Fritz II. vom Hohen Gericht und seinen Adjutanten, dem Angeklagten Kau Kruse und Verteidiger Herbert Buchmüller.

Der Popstar wollte miterleben, wie sich die Zombies aus seinem Hit "Thriller" auf der Bühne bewegen. Leben eingehaucht hatte ihnen Daniel Wester. Dessen Prinzengarde belohnte das Publikum für den ungewöhnlichen Showtanz mit der letzten Rakete des offiziellen Teils einer bombastischen Sitzung.

Die hatte gut fünf Stunden zuvor mit dem Einzug des Elferrats begonnen. "Keine Bange, ihr müsst mich nicht den ganzen Abend als Präsident ertragen, aber Jörg Buchmüller zieht noch unseren Prinzen an", beruhigte Andreas Schwager die bunt kostümierten Jecken im Saal, darunter die Hausherren, Bürgermeister Edgar Neustein und Rektor Josef Rönn, und sogar Landrat Rainer Kaul. Ihnen verriet das Tambourcorps um Dirk Richarz, dass die Erpeler niemanden brauchen, der ihnen "säht, wie mer Fastelovend fiere tät".

Von daher war die Aufforderung auf einem im Saal zu sehenden FC-Schal "Lach doch ens" unnötig. Aber das Bühnenbild war eine Reminiszenz an die Tollität als Köln-Fan, die mit Säckelmeister Uwe Kochems und Staatsanwalt Jörg Buchmüller im Schutz der Prinzengarde, der Stadtsoldaten und der Kleinen Prinzengarde in den Saal einzog. "Ob das Reisen, mein FC Köln oder der Wein - das Schönste ist unser Karneval in Erpel am Rhein!", verkündete er schwungvoll sein Sessionsmotto. Dann überließ er Jörg Buchmüller die Regie des Abends.

Die wurde durch den unerwarteten Auftritt von Prinz Michael II. aus Hünnije zwar etwas in Unordnung gebracht. Das brachte den wortgewandten Sitzungspräsidenten jedoch nicht aus der Ruhe. Nach dem Tanz der Kindergarde, die die erste Rakete des Abends einheimste, ließ er die Mini-Mäuse des Möhnenclubs über die Bühne wuseln, und präsentierte den Jecken dann sogar die "Vier Asse".

Und die vier Rheinbreitbacher versetzen die Narren mit ihren politischen Gesangsparodien in Höchststimmung. Sie ließen Klaus Wowereit und Guido Westerwelle Hochzeit feiern und schickten Peter Sodann als "Männlein im Walde" mit den Worten zurück ins Fernsehen. Ohne Zugabe ließen die Erpeler die Vier Asse nicht ziehen und prompt servierten sie ihnen ihre Version der Bankenkrise.

Eigentlich wollte sie ja Königin werden, berichtete Josefine Schmolzbach kurz darauf. Als "Bunte"- und "Gala"-Leserin hatte sie auch schon ein Auge auf "Schlappohr Charles" geworfen - bekommen hat "Oma Finchen" aber ihr Hermännche. "Äwer ich bin Weinkönigin", versicherte Finchen alias Claudia Stolte-Herdler immer wieder, aus einem riesigen Pokal Weißwein schlürfend, bis sie gar zur "Weinbergpfirsich-Likörchenkönigin" mutierte.

"Man müsste noch mal 20 sein", stimmte sie der Prinzengarde zu, deren Solomariechen Annika Bent ihr Liebchen bat, sie nicht zu vergessen, bevor das Gardetanzpaar, Heike Scholl und Michael Dung, mit dem Queen-Hit "Don't stop me now" forderte. Daran hätte im Saal aber keiner zu denken gewagt angesichts der tollen tänzerischen Leistungen, an die sich die Stadtsoldaten kurz vor der Pause mit ihrem Stippeföttche-Wibbel anzunähern versuchten.

"Kurz und knackig geht es in der zweiten Hälfte weiter", versprach der Sitzungspräsident. Schon zogen die Grün-Weißen Husaren ein und versetzten die Narrenschar in Begeisterungsstürme. Ließ die Männertanzgruppe doch ihr Mariechen Alina ungeahnte Höhe erklimmen und atemberaubende Saltos schlagend immer wieder über sich hinweg wirbeln. Die faszinierten Jecken dankten mit donnerndem Applaus. Den hatten sich auch der Reporter vom "Buureblättche" für seinen Bericht über eine Kreuzfahrt und die "Huusmester vom Bundesdaach" verdient.

"Der offizielle Teil der Sitzung is üm", verkündete Buchmüller, nachdem die "untote" Prinzengarde die Bühne geräumt hatte. So war Platz für die "Gulaschkapell", die schwungvoll mit dem Larida-Marsch einzog und mit ihren fetzigen Samba-Rhythmen und kölschen Liedern die Jecken nach einer bombigen Sitzung endgültig über Stühle und Tische toben ließ.