1. Narren-News
  2. Beuel

Die Schiffchen des Elferrats zitterten

Die Schiffchen des Elferrats zitterten

Willi Armbröster mag keine Handys, und der Kinderprinz trompetet - 3 000 Ballons in der Rheinhalle - Fidele Sandhasen aus Oberlar verwandeln Küdinghovener Bühne in eine Achterbahn

Oberkassel/Küdinghoven. Zwei Bürgersitzungen, bei denen eines klar war: Es fluppte. Lange Tischreihen mit ausgelassenen Narren und Programmpunkte Schlag auf Schlag. Der Sitzungskarneval brodelt immer noch, eine gute Woche vor Weiberfastnacht und dem Straßenkarneval.

Oberkassel. 3 000 bunte Luftballons zierten Wände und Decke bei der Bürgersitzung der Kaasseler Jonge. "So schön bunt sah die Rheinhalle noch nie aus", sagte KG-Geschäftsführer Josef Wünsch, der im Foyer die Tür für den Einzug der Bonner Stadtsoldaten aufhielt.

Im Elferrat: Präsident Dieter Wittmann, der als Tanzoffizier bei den Kaasseler Jonge anfing und nach 25 Jahren das Zepter abgeben wird. Von Senatspräsidentin Angelika Kleefuß gab''s ein großes Lebkuchenherz und von der KG das mit Steinen besetzte Elferratskreuz.

Vollzeitrentner Willi Armbröster berichtete in gewohnt geschliffenen Reimen von Widrigkeiten im Baumarkt und vom Ärger im Umgang mit Handys: "Zum Beispiel denke ich bei Menü an Jägerschnitzel und Fondue." Auch die neuen Billig-Fluglinien bereiteten dem Publikumsliebling mit der roten Pappnase Kopfzerbrechen - dachte er doch bei "German Wings" an leckere deutsche Weine. Heiterkeit auch bei den 40 Gästen der befreundeten KaGe Ehrengarde der Stadt Wuppertal.

Seit einem Jahr spielt der Oberkasseler Kinderprinz Freddy I. im evangelischen Bläserkreis Trompete, und eine Abmachung mit Wittmann auf der Auftaktsitzung im November bescherte dem Neunjährigen jetzt einen Solo-Auftritt. Prinzessin Daniela I. stand dicht bei ihm und drückte die Daumen.

"Drink doch ene mit" brachte Freddy als Ständchen - Schunkeln und erhobene Gläser in der Halle. Die Alten Kameraden, alljährlich der heimliche Höhepunkt, präsentierten zwei neue Märsche, einen (jugendfreien) Striptease und den Ketchup-Song als neuen Showtanz in Glitzerkostümen. Gegen 23 Uhr kam das Bonner Prinzenpaar vorbei - der Besuch von Ulli III. und Stephanie II. hatte sich noch kurzfristig ergeben.

Küdinghoven. Ein bestens aufgelegter Schultheiß - Wolfgang "Baloo" Klein in Tanzbär-Laune - und ein jeckes Jeschmölzje, das nicht genug bekam. Die Bürgersitzung der Großen Küdinghovener KG zeigte Karneval, wie er sein muss.

Christian und Wilhelm Meurer alias "De Pittermännche" kabbelten sich durchs brüderliche Zwiegespräch, großes Hallo beim Auftritt der LiKüRa-Prinzessin Diana I. mit dem Musik- und Tanzcorps der LiKüRa-Ehrengarde. Der Belgier Edgar Andres holte sich als "Ne Bonte Pitter" die erste Rakete des Abends ab - Baloo Klein musste gar kein Startzeichen geben, die Narren in der Ennerthalle trampelten schon mit den Füßen.

Überschläge ohne Ende, Wellenformationen und Hebefiguren in den dritten Stock präsentierten die Fidelen Sandhasen aus Oberlar. Abfahrt! Das Tanzcorps ist amtierender Deutscher Vizemeister, und die Mariechen sausten so dicht am Elferrat vorbei, dass die Schiffchen auf den Köpfen der Mitglieder zitterten.

Obwohl ihr Busfahrer Hans schon an der Türe stand und heftig winkte, gaben die fidelen Sandhasen eine rasante Wildwest-Zugabe zu den Klängen von "Spirit of the hawk" und "Bonanza". Mit sage und schreibe 35 Tänzern belastete die Oberlarer Truppe die kleine Külekovvener Bühne. Baloo: "Das war ja wohl erste Sahne!"

Wie entfesselt war das Jeschmölzje dann bei "De Bönnsche". Das Stimmungs-Quintett brachte die Jecken zum Schunkeln ("Blotwoorsch, Kölsch un en lecker Mädche") und zum Steppen ("Superjeile Zick"). Krätzchenssänger Günter Dahmen us Kölle hat sich auf Lieder von Willi Ostermann spezialisiert.

Der Mann mit der Melone und der Nelke im Knopfloch ließ alle Narren erstmal zum Stippeföttche antreten. "Das Drama beginnt", meinte Dahmen augenzwinkernd. KG-Pressesprecher Frank Hinterkeuser war mit dem Sitzungsverlauf sichtlich zufrieden: "Es ist alles reibungslos gelaufen, und es gab auch keinen Ärger mit der Nachbarschaft."