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Hemden und Unterhosen flattern im eisigen Wind

Hemden und Unterhosen flattern im eisigen Wind

Obermöhn und Wäscherprinzessin führen Beueler Realschüler in die Weiberfastnacht ein

Bonn-Beuel. Es war schon ein wunderlicher Anblick, der sich - wohlmöglich noch ortsfremden - Passanten da bot. Mitten auf dem Schulhof der Realschule Beuel stand eine Bühne. Quer über Hof und Schulgebäude waren Leinen mit Wäschestücken gespannt.

Hemden und Unterhosen flatterten im eisigen Wind. Trotz der Kälte versammelten sich reihenweise Kinder vor der ungewohnten Kulisse, lauschten gebannt den Erzählungen von Obermöhn Evi Zwiebler und bewunderten Wäscherprinzessin Melanie II.

"Natürlich wirkt der Aufzug immer etwas übertrieben, aber so ist halt die Weiberfastnacht. Wir feiern sie ja auch an unserer Schule", kommentierte Schülerin Vivienne Nieland das Treiben und rieb sich bibbernd die Hände.

Der Frost schien die meisten allerdings nur wenig zu irritieren. Wann kommt man einer Regentin schon so nahe wie heute? Eine Einführung in den Wieverfastelovend sollte geboten werden - und das für alle Schüler.

"Eigentlich war die Veranstaltung als Schulstunde gedacht", sagte Rektorin Margret Heidkamp, "es wäre aber wirklich zu schade gewesen, wenn nur wenige hätten daran teilnehmen können."

Zwiebler passte ihr Skript der kühlen Witterung an und kürzte den geschichtlichen Exkurs um einige Seiten: "In der Kälte musste ich mich leider aufs Wesentliche beschränken."

Seit knapp acht Jahren begleitet sie die Wäscherprinzessinnen und kennt sich bestens in der Geschichte des Beueler Karnevals aus. "Die Geburt der Weiberfastnacht ist exakt auf das Jahr 1824 festzulegen", so Zwiebler.

"Im Jahr zuvor fuhren die Beueler Männer mit ihren Kähnen voll gewaschener Wäsche Richtung Köln und trafen dort auf die Karnevalsfeierlichkeiten des eben gegründeten Festordnenden Komitees. Sie verprassten dort einiges an Lohn, und das wollten die Beueler Wäscherinnen so nicht hinnehmen." Sie beschlossen, selbst zu feiern.

Zur Veranschaulichung brachte Zwiebler einige Gegenstände wie Zuber, Waschbrett und Bürste mit auf die Bühne. "Es ist wirklich schön zu sehen, dass die Jugendlichen solch ein Interesse am Brauchtum zeigen. Wo anders als hier kann man ihnen Geschichte besser nahe bringen?"

Ziel sei es zudem, ihnen zu zeigen, dass die Weiberfastnacht nicht nur etwas mit Trinken zu tun habe. Gerade Schüler aus anderen Kulturkreisen könne man mit solchen Besuchen für die hiesigen Gebräuche erwärmen, so die Obermöhn.

Für den musikalischen Rahmen sorgte unter Leitung von Hans-Wolfgang Taegert die Sambagruppe der Schule. "Bei dem künstlerisch-musischen Profil der Schule war es für uns keine Frage, an diesem Projekt teilzunehmen", so Heidkamp.

Wäscherprinzessin, Obermöhn und Wäscherin Anna-Maria Roth werden bis Weiberfastnacht weitere Heimatkunde-Kurse anbieten. So besuchen sie die Ennertschule und die Gesamtschule Beuel.