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Beueler Karneval: Kaasseler Jonge plagen Nachwuchssorgen

Beueler Karneval : Kaasseler Jonge plagen Nachwuchssorgen

Die Nachricht sorgt in Oberkassel für Gesprächsstoff und auch für Besorgnis. Michael Thelen, Präsident der Karnevalsgesellschaft Kaasseler Jonge Grün-Weiß Bonn-Oberkassel, hatte in der vergangenen Woche für die Jecken in Oberkassel eine bittere Nachricht zu verkünden: Die Bürgersitzung der Kaasseler Jonge am 23. Januar war die letzte. Die Kultveranstaltung werde es in Zukunft nicht mehr geben.

„Die Ankündigung hat in Oberkassel für einen Aufschrei gesorgt. So haben viele Leute gemerkt, dass wir ein massives Problem haben. Das Ende der Bürgersitzung war die letzte Konsequenz“, erklärt Michael Thelen. „Die Bürgersitzung ist ein zentrales Element im Oberkasseler Karneval, aber auch nur eine von vielen Veranstaltungen, die die Kaasseler Jonge realisieren. Sie bedeuten einen wahnsinnigen Aufwand und wir haben einfach nicht genügend Nachwuchs, um so weitermachen zu können“, sagt Thelen. „Die Bürgersitzung war in diesem Jahr schon eine gewaltige Kraftanstrengung, die wir alleine in Zukunft nicht mehr stemmen können. Es war eine schwierige Entscheidung für den Vorstand. Aber am Ende mussten wir in diesen sauren Apfel beißen.“

Die KG habe derzeit rund hundert Mitglieder, aber die Aktivitäten lägen auf den Schultern von rund 20 Leuten. „Das ist zu wenig, aber wir wissen natürlich, dass viele Mitglieder beruflich sehr eingespannt sind, und somit ist die Hürde, selbst Verantwortung zu übernehmen, noch höher. Schließlich haben wir mit den Vorbereitungen das ganze Jahr zu tun“, so der Oberkasseler. Auch wenn die Bürgersitzung im nächsten Jahr ausfällt, die Kindersitzung, den Seniorenkarneval und den Veedelszoch mit anschließendem Zochball soll es 2017 geben.

Optimistisch in die Zukunft

„Nach der Session werden wir uns zusammensetzen und über die Zukunft beraten, auch, wie wir attraktiv für junge Leute sein können. Denn die Kaasseler Jonge packen nicht ein, wir machen weiter und wollen das, was bleibt, gut und erfolgreich machen“, sagt Michael Thelen. „Die Kaasseler Jonge haben wie viele andere Karnevalsvereine Nachwuchsprobleme. Dem muss man sich allerorten stellen und nach Lösungen suchen, sich vielleicht auch intern neu strukturieren“, sagt Rolf Sülzen.

Der Vorsitzender des Verbandes der Ortsvereine Bonn-Oberkassel ist zuversichtlich: „Die Kaasseler Jonge sind immer für eine Überraschung gut. Ich sehe entspannt in die Zukunft. Ja, die Zeiten ändern sich und die Verantwortlichen werden sich über neue Wege eingehend Gedanken machen und über neue, moderne Veranstaltungsformate nachdenken. Ich habe da auch großes Vertrauen in Michael Thelen. Er ist ein echtes Zugpferd der KG.“

Karneval hat eine lange Tradition in Oberkassel. Im Archiv des Heimatmuseums Oberkassel finden sich Dokumente, die belegen, dass in Oberkassel mindestens seit dem Jahr 1902 Karneval gefeiert wird. So gibt es Bilder mit der Aufschrift „Der erste Carnevalszug in Obercassel 11. Feb. 1902“. „Es gab schon viele Vereine, die in Oberkassel Karneval betrieben haben, so war dies zum Beispiel in den 1930er Jahren die VOROB (Verein Ortstreuer Oberkasseler Bürger), in den 50er Jahren dann unter anderem die Kaasseler Ollischköpp. Und bis zur Eingemeindung 1969 gab es in Oberkassel einen eigenen Rathaussturm“, sagt Sebastian Freistedt. „Die Kaasseler Jonge entstanden aus dem Verband der Ortsvereine, gegründet 1928, traten aber erst in den 1970er Jahren aktiv in den Vordergrund“, ergänzt der Vorsitzende des Heimatvereins Oberkassel.

Auch er schaut zuversichtlich in die jecke Zukunft des Ortes: „Oberkassel war und ist ein aktives Karnevalspflaster“, so Freistedt. Und: „Karneval ist im ständigen Wandel. Der Verlust der Bürgersitzung ist tragisch, aber kein Grund zu glauben, der Karneval würde in Oberkassel untergehen“