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PS-starkes Spielzeug kocht Kerle in Leder weich

PS-starkes Spielzeug kocht Kerle in Leder weich

Beuel feiert mit 50 000 Gästen Wieverfastelovend - Narren säumen am Morgen den Zugweg, schunkeln, singen und freuen sich mit Wäscherprinzessin Nicole I. über die Machtübernahme

Beuel. Rollende Wogen aus bunt kostümierten Narren - so sieht''s aus, wenn ganz Beuel mit 50 000 Gästen Wieverfastelovend fiert, sich auf dem Rathausvorplatz in die Ärm nimmt, singt und schunkelt. Und Bands wie die Kribbelköpp und De Junge sorgen musikalisch für hohen Seegang, bis es wieder soweit ist, und die jecken Wiever die Macht ergreifen. Add widder - wie schon seit 178 Jahren.

Kerle sind wie Kinder. Wer sollte das besser wissen als jecke Wiever, die sich die männliche Schwäche beim Rathaussturm raffiniert zu Nutze machen. Ein bisschen glänzendes Chrom, ein Näschen Benzindunst und das Röhren PS-starker Motoren - schon sind die Jungs hin und weg. Bevorzugt, wenn sie ein wenig in die Jahre gekommen sind wie die Bürgermeister Peter Müller, Ulli Hauschild und Bezirksvorsteher Georg Fenninger.

Zwar zeigen sie zuerst ihre "Hühnerbrüstchen" und versuchen sich an ein paar Macho-Sprüchen. Hauschild: "OB - das heißt ohne Bützchen. Die geh'' ich jetzt mal küssen." Wovon Bärbel Dieckmann, fesch in Rocker-Kluft mit rotem Sozi-Schal, nach eigenem Bekunden eh das ganze Jahr geträumt hat. Hauschild, der für seine Kommentare eigens das Internet bemüht haben soll, Müller und Fenninger verlegen sich wieder mal auf die Uralt-Taktik.

Kurz: Frauen an den Herd. Oder gar ans Bügelbrett. Dabei ist es ein Skateboard, das Wäscherprinzessin Nicole I. und ihr Gefolge den Männern anbieten. "Ich hab'' schon immer gewusst, dass die Augen der Männer besser sind als ihr Verstand", lästert Obermöhn Evi Zwiebler.

Einer der Gründe, warum das siegesgewisse Narren-Oberhaupt, die längst für die Sache der Wiever eingenommene OB und die Wäscherprinzessin leichtes Spiel haben. Kaum starten die Motoren, verlassen die Kerle nahezu ohne Gegenwehr das Rathaus, um sich in schwarzem Leder auf heißen Öfen der Marke Harley Davidson in Szene zu setzen. Evi Zwiebler und Moderatorin Ina Harder sind sich einig: "Da brauchst de nur so ''ne Potenzhobel, schon lassen die den Altrocker ''raus."

Keine Harley, sondern einen Prunkwagen bewegen die Schwarz-Weißen Senatoren im Beueler Zoch am Morgen. "Die haben Kamelle ohne Ende", zeigt ein Narr auf das Gefährt. Pech gehabt. Da fliegen nur Tempo-Tücher durch die Luft. Die kann auch die Frau mit der Burka vor der Nase nicht gebrauchen. Sie trägt den Schleier nur aus Spaß - schön, wenn man ihn abends wieder ausziehen kann.

Staatse Beueler Stadtsoldaten mit Bagagewagen, Kavallerie und der Krawumm ziehen mit. Total versiebt, die jecken TSV-Wiever der Küdinghovener Gymnastikgruppe: Als Küchenfeen tragen sie diverse Kochutensilien auf dem Kopf und vor den Augen. Die drei Tiroler in der Krachledernen prosten den Damen zu, fangen einen Ball. "Hier, für dich, Kleiner." Der Knirps freut sich und fühlt sich in der Geschenke-Ecke gut aufgehoben. Während anderswo nach Kamelle gegrabscht wird, ist hier Teilen Trumpf.

Die Baby-Boom-Glückskäfer versuchen es mit der Hand an der Wiege, die Cowgirls vom Adelheid-Gymnasium machen sich auf den langen Treck nach Pisa: "Latein ab Klasse 3, was ist denn schon dabei". "Wer soll das bezahlen?", stellen die Musiker vom Kardinal-Frings-Gymnasium die richtigen Fragen. Den Afro-Man am Straßenrand stört''s nicht, er hakt sich beim Clown ein, und dat Ömchen wippt dazu im Takt. Schokolade, Lebkuchenherzen und sogar Apfelsaft landen in den Tüten. Wer will da schon in die Ferne ziehen, wie es die Fidelen Reisetanten mit ihren Zöpfchen vorschlagen? Darauf ein "Aloha, Nordsee!"