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Trainerin fordert "mehr Bewegung im Hintern"

Trainerin fordert "mehr Bewegung im Hintern"

Die Rüschenunterhosen der Alten Kameraden haben im Fernsehen für Furore gesorgt

Oberkassel-. Das Kommando "Umziehen" bedeutet bei den Alten Kameraden, dass mit einem Mal Joe Cockers "You can leave your hat on" durch die Turnhalle des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums röhrt.

Dazu streift ein Dutzend Männer ganz langsam unsichtbare Handschuhe von den Fingern, wirbelt fiktive Accessoires wie Lassos über den Köpfen, knöpft nicht vorhandene Westen mit kreisenden Schultern auf.

"Ihr seid zu schnell!" Ute Obermeier-Pacht, Trainerin und Ehefrau des Kommandanten, kennt kein Pardon. Unter der Regie der Blondine trainiert das Männerballett fleißig fast zwei Stunden den Striptease und andere Tänze, um fit für die kommenden Auftritte zu sein.

Obwohl sie noch in Trainingshosen zwischen Gummimatten und Holzbänken stehen, wirken sie imposanter als die Chippendales. Kein Wunder: Als sich die Alten Kameraden vergangenes Jahr aus Mitgliedern der Kaasseler Jonge formierten, brachten sie "zu zehnt eine Tonne auf die Waage", erzählt das "zweite Lawinchen" Ulrich Volkmer (36). Allerdings gehören auch einige Leichtgewichte zur Truppe. "Unsere schmalen Mitglieder sind gut für Hebefiguren geeignet", so Volkmer.

Ob dick oder dünn - der Name des Vereins ist Programm, wie das "erste Lawinchen" Herbert Gabriel betont: "Einer steht für den anderen. Als meine Lebensgefährtin sehr krank war, habe ich das schon erlebt."

Kameraden zwischen 27 und 59 Jahren pflegen diese Freundschaft und, so Wolfgang Volkmer (57), "den ursprünglichen Karneval, weil wir alles nicht so genau nehmen und den Tanz ein bisschen auf die Schippe nehmen."

Synchron sollen die Märsche und Showtänze auf der Bühne aber trotzdem aussehen, dafür sorgt Obermeier-Pacht. "Mehr Bewegung im Hintern!" ruft sie, und erklärt, dass in der Show jetzt die Röcke gelupft und die langen Rüschenunterhosen präsentiert werden.

Wobei das Vereinsmitglied mit den behaartesten Beinen schwarze Spezialdessous trägt. Vor allem beim weiblichen Publikum, so die Trainerin, kommt der Striptease an: Hände, die aus dem Publikum nach den Tänzern greifen, seien da keine Seltenheit.

Auch die Choreographie zum Ketchup-Song - diesmal im Showanzug mit Glitzerweste - kann sich sehen lassen. Und zum Höhner-Klassiker "Echte Fründe ston zesamme" wirbeln ihre Jungs ihre Beine durch die Luft, bis der Hallenboden bebt.

Mit ihren Einfällen hat die rheinische Formation sich mittlerweile auch in Hamburg, im Schwarzwald und im Solinger Lokalfernsehen einen Namen gemacht. Die Alten Kameraden sind so populär, dass Obermeier-Pacht in der Trainingspause einen Stapel Briefe vorzulesen kann - hier die Wurfmaterialspende der Sparkasse, dort ein fünfzigster Geburtstag. Auf dem neuesten Stand der Technik, tippt Fahnenträger Paul Hergarten die Termine in seinem Taschencomputer ein.

Gute Planung und Kondition wird das Männerballett in den kommenden Tagen auf jeden Fall brauchen: Allein am Donnerstag stehen vier Auftritte auf dem Plan, unter anderem bei der Mädchensitzung der Nixen vom Märchensee in der Jupp-Gassen-Halle.

Ein weiteres Heimspiel hat das Männerballett bei seinem ersten Biwak am Karnevalssamstag ab 11.11 Uhr im Hof von Radio Engel, Königswinterer Straße 602. Im Anschluss daran gehen die Pfundskerle, mit Kamelle und Taschentüchern bewaffnet, beim Zoch mit.

Im Internet: www.alte-kameraden.de