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Wunderkerzen für den Sonnenschein

Wunderkerzen für den Sonnenschein

Simone I. Nolden wird in der Ennerthalle zur 55. LiKüRa-Prinzessin gekrönt - Dreifach-Bützen wieder eingeführt - Märchen mit realem Hintergrund

Kündinghoven. Auf den Trauben des Limpericher Weinbergs haftet noch der Morgentau, als eine engelsgleiche Gestalt mit blonden Haaren auf ihrem Isländer durch die Rebstöcke reitet. Aus Djàkners Nüstern dampft es.

Dann steuern Ross und Reiterin den malerischen Ennertwald an, durch den die Nebelschwaden ziehen. Sie preschen am Foveaux-Häuschen vorbei, ein einsamer Pilzsammler blickt der jungen Frau verwundert hinterher und reibt sich die Augen: Hatte sie nicht ein goldenes Krönchen auf dem Kopf?

Djàkner bleibt schließlich am Ramersdorfer Heiligenhäuschen stehen, um aus dem Brunnen zu trinken. Die Reiterin steigt ab und lächelt einem kleinen Jungen zu, der sie mit großen Augen anstarrt. "Bist Du die LiKüRa-Prinzessin?"

Was sich wie ein Märchen anhört, hat seit Samstagabend einen realen Hintergrund. Für Simone I. Nolden wird ein Traum Wirklichkeit, als sie in der Ennerthalle zur 55. LiKüRa-Prinzessin gekrönt wird. Unter der Decke baumeln blaue und gelbe Regenschirme, dazu riesige rote Plüsch-Herzen; das jecke Jeschmölzje wedelt begeistert Fähnchen mit Simones Konterfei, und im Konfettiregen bahnt sich die Lieblichkeit den Weg zur Bühne.

Um 21.26 Uhr steckt die scheidende LiKüRa-Prinzessin Tatjana Barnjakovic ihrer Nachfolgerin das Krönchen ins Haar. Ein paar Meter daneben steht Inken Lindner und verdrückt Tränen. War Simone doch vor fünf Jahren während Inkens Regentschaft ihre Pagin.

Als die neue LiKüRa ihre Regierungserklärung vorliest, schwenken die Ramersdorfer Junggesellen Wunderkerzen und bejubeln ihre frühere Maikönigin weiterhin derart entfesselt, dass die 25-Jährige augenzwinkernd sagen muss: "Ein bisschen Contenance, bitte!" In den elf Punkten der Regierungserklärung gibt Simone I. zum Beispiel bekannt, dass das "Dreifach-Bützen", also Rechts-Links-Rechts, wieder eingeführt wird.

Paul Klein, Vorsitzender des Festausschusses LiKüRa-Karneval, hält sich beim Gratulieren ganz bewusst nicht an die Vorgabe und drückt der Prinzessin einen dicken Kuss auf den Mund. Wer will es ihm verdenken. Ralf Schuh vom Ortsausschuss Ramersdorf nennt Simone einen "Sonnenschein". Recht hat er.

Simone I. strahlt übers ganze Gesicht und gesteht nach der Krönung: "Ich musste wirklich zusehen, dass ich nicht die Fassung verliere. Es war ein Traum!" Mit ihr freuen sich ihre Pagen Sonja Opricik (26) und Jessica Freier (22), Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, Bezirksvorsteher Wolfgang Hürter und jede Menge Tollitäten.

Das Bonner Prinzenpaar Rico I. und Ina I. präsentiert sich im Jeschmölzje als Traumpaar aus 1001 Nacht, Wäscherprinzessin Melanie Groll und ihre beiden Wäscherinnen machen als Quilt-Clowns eine gute Figur. Im Rahmenprogramm begeistert das Herren-Gesangs-Sextett "Kölschkehlchen" mit klassischen Stücken, etwa "Träumendes Bonn", im Original von den Vier Sternenburgern.

"Wir greifen die Tradition des alten Bonner Liedguts wieder auf", erklärt Wilfried Mermagen von den "Kölschkehlchen". Die "Hellije Knäächte un Mägde" bieten rasante Tanzeinlagen - die Mädels im feschen Dienstmädchen-Look, die Jungs als Edelmänner mit Dreispitz. Und die Poppelsdorfer Schloßmadämche servieren eine temporeiche Choreographie rund um den nostalgischen Aspekt von Pützchens Markt. Das macht richtig Laune.

Simone I. hat nun als 55. Lieblichkeit eine aufregende Session mit vielen, vielen Auftritten vor sich. Nicht umsonst lautet ihr Motto "Mir fiere met Häzz em LiKüRa-Staat, on senn für de Karneval parat". Eher unwahrscheinlich also, ihr auf hohem Ross im frühmorgendlichen LiKüRa-Reich zu begegnen. Dem Pilzsammler und dem kleinen Jungen wird man wohl nicht glauben. Oder doch?