1. Narren-News
  2. Bonn

Bezirksregierung verspricht: "Die Züge werden laufen"

Bezirksregierung verspricht: "Die Züge werden laufen"

Bonner Straßenverkehrsamt ruft die Narren zum Gespräch - Zoch kostet mehr als 350 000 Euro

Bonn. Die Bonner Karnevalisten sehen wegen der neuen Auflagen aus Köln ihren Rosenmontagszug gefährdet, die Bezirksregierung versucht, den Ball flach zu halten: "Aufklärung glättet die Wogen", hieß es am Dienstag bei der Pressestelle von Regierungspräsident (RP) Jürgen Roters.

Noch kürzlich hatte er vom Bonner Festausschuss-Präsidenten Horst Bachmann einen Brief erhalten, in dem die Bonner Züge in Frage gestellt werden, falls der TÜV künftig wirklich jedes Gespann aus Traktor und Anhänger unter die Lupe nehmen müsse.

"Es ist nicht in unserem Interesse, die Züge zu gefährden. Es geht um die Sicherheit", sagte Katja Pustowka, Sprecherin der Bezirksregierung. Der Tod einer Wagenbegleiterin beim vergangenen Kölner Rosenmontagszug hatte zu dem neuen Merkblatt des RP geführt. "Das Papier soll nicht den Rosenmontagszug kaputt machen, und das wird es auch nicht."

Bachmann hatte bereits angekündigt: Fällt der Zug aus, will er in Köln Schadenersatz für bereits entstandene Kosten verlangen. Schon bevor die ganze Protestlawine in den Reihen der Karnevalisten losgetreten wurde, haben die Straßenverkehrsämter laut der Bezirksregierung Anweisung erhalten, auf die Vereine offensiv zuzugehen und ein Verfahren für die jeweilige Stadt abzusprechen.

Entsprechend sei auch die Resonanz aufs Merkblatt aus den einzelnen Kommunen unterschiedlich gewesen. Das Bonner Straßenverkehrsamt will die Zugorganisatoren nun übernächste Woche zum Gespräch einladen. Und da ist laut Monika Hörig vom Bonner Presseamt auch ein TÜV-Vertreter dabei. Zudem wolle das Straßenverkehrsamt noch einmal mit dem RP Kontakt aufnehmen. Hörig: "Natürlich gibt es einen Rosenmontagszug."

Nach GA-Informationen richtet sich das Merkblatt vor allem an die Veranstalter, die nicht zugelassene Wagen, die jahrelang in der Scheune stehen, plötzlich für einen Umzug rauskramen. Wenn dagegen sowohl Traktor als auch Anhänger zugelassen sind, soll es keinen Anlass für ein Extra-TÜV-Gutachten geben - vorausgesetzt, der Hänger ist nicht wesentlich sicherheitstechnisch verändert.

Der Bonner Zugleiter Norbert Kolzem rechnet pro Überprüfung mit Gebühren von etwa 120 Euro. Derweil verspricht die Bezirksregierung: "Wir haben keine Zweifel, dass die Züge laufen können." Die Einzelheiten des Merkblatts will Roters bald noch einmal persönlich der Öffentlichkeit vorstellen.

Soviel kostet der Zug

Der nächste Rosenmontagszug kostet Festausschuss und Vereine jetzt schon Geld. Sollte die Bezirksregierung weiter auf ihren TÜV-Kontrollen bestehen, könnte das Spektakel in Bonn ausfallen. Und dann denkt Festausschuss-Präsident Horst Bachmann daran, vom Regierungspräsidenten Schadenersatz zu fordern.

Das geben die Karnevalisten aus:

- Zum Bonner Zug gehören 35 Traktoren mit Fahrer, kostet zusammen 6 300 Euro.

- Sechs Mottowagen sind schon im Bau, für je 2 500 Euro. Rund 25 weitere prächtig geschmückte Wagen kosten die Vereine je rund 300 Euro - im ganzen 22 500 Euro.

- Für Musik sorgen sechs Blaskapellen à 780 Euro, acht Spielmannszüge zu 550 Euro und drei Showcorps aus Holland für je 1 500 Euro. Summe: 13 580 Euro.

- Rund 210 Jecke auf den Wagen schmeißen für je 500 Euro selbst gekaufte Kamelle unters Volk. Dazu kommen nochmal rund 2 000 Fußgänger, die pro Kopf laut Zugleiter Norbert Kolzem "mindestens 100 Euro" ausgeben. Summa summarum 305 000 Euro.

- 15 Funker kosten pro Nase 60 Euro, Pferde brauchen eine tierärztliche Bescheinigung, jeder Reiter muss mindestens 25 Reitstunden absolvieren. Dazu kommt auch noch die Wagenmiete von Kommentatorenstellen: 1 000 Euro. Diese und weitere Extraposten machen 6 700 Euro aus.

Als Gesamtsumme ergibt sich 354 080 Euro, wobei die Vereine wohl noch eine Menge eigene Auslagen haben. Ein Teil des Geldes ist jetzt schon ausgegeben, könnte also in Bachmanns Schadenersatzforderung einfließen.