1. Narren-News
  2. Bonn

Weiberfastnacht in Bonn: Die Ersten sind die Pänz

Weiberfastnacht in Bonn : Die Ersten sind die Pänz

Weiberfastnacht. Ein Tag, bei dem viele beim Aufstehen noch nicht wissen, wie (und wo) er zu Ende geht. Abgeschnittene Krawatten, Rathauserstürmung, verrückte Weiber und viel Kölsch. In Bonn ist der Düvel los, draußen, drinnen, mal auf der fünften Etage, mal im Untergrund.

Die Ersten morgens sind die Pänz. Zum Beispiel in der Poppelsdorfer Clemens-August-Schule, wo Pferde auf die Bühne galoppieren und Zwerge ein Lied singen. In der Bertolt-Brecht-Gesamtschule stopft sich Maria Papadopoulo Mini-Kopfhörer ins rechte Ohr.

"Ich bin so mit der Kollegin an der Tür in Kontakt", sagt die 30-jährige Englischlehrerin. "Ne, ist nur 'ne Attrappe." Prinz Rainer I. verordnet den Schülern, ihrer Mama am Nachmittag ein Bützje zu geben, "sonst donn ich et". Etwas gemein: Während die meisten der 1 500 Schüler feiern, müssen Zehntklässler und die Oberstufe Klausuren schreiben.

"Wir müssen nicht feiern, wir dürfen", sagt ein Cowgirl im Bundesamt für Justiz, als es vor dem Eingang zum Zeittunnel eine raucht. Die KG Justitia, typisch bönnscher Behördenkarneval, hat die Belegschaft in die 70er zum Disco Fever entführt. Ein paar Kilometer weiter "es dat Finanzamp en Sich", wie der Bönnsche sagt.

Die Beamten haben unter dem Dach gut geheizt, "wir bewegen uns ja auch nicht", sagt selbstironisch ein Römer. Nein, kein Römer. "Eigentlich bin ich Grieche." Interpretationssache. Weniger los als sonst die Jahre ist in der Tiefgarage des Landgerichts und bei der Telekom.

Bei Letzterer liegt es wohl an den vielen Neuen im Betrieb, die von überall herkommen und mit Karneval nix am Hut haben, vermutet ein Mäuschen. Bonna Victoria ernennt den Prinzen zu ihrem "1. Bütz-Offizier", mit dem Bonnabus geht's weiter zu den Stadtwerken Bonn und in die Katakomben unter dem Post-Tower - wohl eine der größten Feten in der Stadt.

"Links steht die Disziplin, rechts das Durcheinander", sagt der Trommler aus dem das Prinzenpaar begleitenden Chaos-Orchester und blickt (eben nach links) zu den geschniegelten Musikern in Uniform der Ehrengarde. Der Musikverein Duisdorf und seine Gäste spielen zu Ehren von Rainer I. und Victoria I.

Zum letzten Mal geht's auf die fünfte Etage des Deutschen Tourismusverbands am Bertha-von Suttner-Platz - denn die 18 Mitarbeiter geben ihre Bonner Zentrale bald auf. "Einige ziehen aber nicht mit im April", sagt Referentin Iris Hegemann. Alle schunkeln zu "Rut sin de Ruse", der vielleicht wehmütigste Moment dieses Wieverfastelovends.