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Jecke Auszeichnung: Ein Räuber und die Pfeife bekommen den Mäuseorden

Jecke Auszeichnung : Ein Räuber und die Pfeife bekommen den Mäuseorden

Der Mäuseorden geht in diesem Jahr an Orgelbauer Philipp Klais und Uni-Rektor Michael Hoch. Die jecke Auszeichnung wird jährlich vom Haus der Springmaus, dem Festausschuss Bonner Karneval, dem Theater Central und unterstützt durch den Bonner General-Anzeiger vergeben.

So wie am Sonntagmittag haben Studenten und Kollegen den Rektor der Bonner Universität sicher noch nicht gesehen: Als Räuber Hotzenplotz mit Baseballschläger kam er auf die Bühne des Springmaus-Theaters, um sich für den Mäuseorden zu bedanken. „Ist er etwas wert?“, fragte er augenzwinkernd. Und dann legte er gut gelaunt los: Bonn sei eine Superstadt, „weil's da zugeht wie in der Räuberhöhle“. Denn: „Streit, Gezänk, Missgunst und vor allem Besserwisserei. Festspielhaus, Viktoriakarree, Wasserlandprojekt: Immer dagegen sein.“

Bonn sei „immer pleite, immer knapp am Nothaushalt vorbei, Bonner Bürger müssen sogar die Stühle für das Beethovenhaus stiften“, sagte er. Er ging auf die 200 neuen Straßenbaustellen ein, die das Tiefbauamt für 2018 angekündigt hat. Ihm als Rektor gefalle diese Zahl, die Uni werde ja auch 200 Jahre alt. Und als Räuber könne er sicher gut Beute machen, wenn die Leute an den Baustellen nicht vorankämen. Und nicht zuletzt: „Die Bonner Jecken streiten sich auch, ob man mit dem Pferd durch die Straße reiten kann.“

Eine digitale Bützmaschine

Als er versuchte, den Bonnern Luxus-Karnevalsartikel wie eine Kamellewurf- oder eine digitale Bützmaschine schmackhaft zu machen, konnte die Geschäftsführerin des Rektorats, Martina Krechel-Engert nicht länger stillsitzen. In reinstem Bönnsch klärte sie Hoch auf, dass man all das in Bonn nicht brauche. Der sah das ein: „Digital Bützing ist was für Düsseldorf, aber nicht für uns hier.“

Launig war zuvor auch die Laudatio auf Hoch von Dieter Engels, Ex-Präsident des Bundesrechnungshofs. Als Engel verkleidet stellte er das „Hoch Michael“ vor und ging auf dessen Arbeit als Entwicklungsbiologe ein. Diese Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass Mäuse und Fruchtfliegen mit Mäßigung und sexueller Enthaltsamkeit deutlich älter würden. Dieses Prinzip habe zumindest an der Bonner Uni zu „neuen Forschungshöhen“ geführt und ihr Erfolge beim internationalen Wettbewerb um den Titel „Exzellenzuniversität“ beschert. Dort ist Bonn als einzige deutsche Uni noch im Rennen.

Auszeichnung für Humorvolle und Kreative

Der Mäuseorden wird jährlich vom Haus der Springmaus, dem Festausschuss Bonner Karneval und dem Theater Central, unterstützt durch den Bonner General-Anzeiger, an Menschen vergeben, die humorvoll und kreativ mit Hang zum Karneval das Bonner Leben bereichern. Die fünfköpfige Jury hatte neben Hoch auch Philipp Klais als neuen Ordensträger ausgewählt. Für den Inhaber des Bonner Orgelbauunternehmens Klais hielt Malte Boecker die Laudatio. Der Direktor des Beethovenhauses kam als „Loss Jonn“ auf die Bühne: So wird die Figur bezeichnet, die aus der Klais’schen Schwalbennestorgel im Kölner Dom herausschwenkt, wenn man das „Loss-Jonn-Register“ zieht; es ist dem ehemaligen Domprobst Bernhard Henrichs nachempfunden.

„Der Mäuseorden jeht ausjerechnet an die größte Pfeife Bonns“, konstatierte Boecker. Er schilderte gemeinsame Karnevals-kneipentouren mit Klais, philosophierte über Orgelpfeifen und scherzte über Donald Trump und Godesberger „Alaafisten“. Zum Schluss wurde er ernst: „Der Klang deiner Pfeifen spiegelt die Seele der Menschen hier im Rheinland“, sagte er zum Ordensträger.

Der Honorierte bedankte sich mit Anekdoten über die „Loss-Jonn-Mechanik“, die nur einmal im Jahr zur Karnevalsmesse aktiviert werden darf und deshalb auch schon mal defekt war. Klais ließ sich über die Akustik der Beethovenhalle aus, die zu sehr von vorne komme: Hätte der Mensch die Ohren auch vorne, wäre die Akustik gut, räsonierte er. Der Orgelbauer betonte den Stellenwert, den der Karneval für ihn hat: Zusammen mit der Kirche biete er ein Gefühl von Gemeinschaft. „Und das ist das, was wir alle brauchen.“