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Prunksitzung der KG Wiesse Müüs: Mäuse fliegen durch die Luft

Prunksitzung der KG Wiesse Müüs : Mäuse fliegen durch die Luft

Dem Zuschauer konnte Angst und Bange werden, als es bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Wiesse Müüs im Maritim zum Aufmarsch der Kölner Prinzengarde kam. 111 Gardisten zählte der Vizepräsident des Bonner Festausschusses Stephan Eisel.

Dem Zuschauer konnte Angst und Bange werden, als es bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Wiesse Müüs im Maritim zum Aufmarsch der Kölner Prinzengarde kam. 111 Gardisten zählte der Vizepräsident des Bonner Festausschusses Stephan Eisel. Hinzu gesellten sich Bonner Prinzenpaar Thomas I. und Anne-Christin I. samt Gefolge. Kein Wunder also, dass das ein oder andere Mitglied des Elferrats Richtung Toilette entschwand, um den Bühnenaufbau etwas zu entlasten.

Doch die Bretter hielten. Sie hielten auch für die Dauer der Ehrenwürdigungen durch die Wiesse Müüs-Vorsitzende Verena Janssen, die mit rauchig-charmanter Stimme souverän durch Samstagnachmittag und -abend führte. Das Kölner Tanzpaar Tina Mertens und Alexander Ritter brachte zur stimmungsvollen Musik der übrigen Gardisten, flankiert vom Bühnenorchester Markus Quodt, eine Mischung aus Polka und anderen Tänzen aufs Parkett. Und vielleicht ist dies ein bemerkenswertes Detail des rheinischen Karnevals, dass 50 Meter weiter zwischen den langen Tischen Mahatma und Indira Gandhi miteinander wirbeln konnten, ohne dass das den Anwesenden in irgendeiner Weise komisch vorgekommen wäre.

Zu diesem Zeitpunkt war die Sitzung der KG schon im fortgeschrittenen Stadium, der Aufmarsch der Wiesse Müüs mit dem Kinderprinzenpaar Tobias II. und Johanna I. (Nach eigenen Worten „Dat Bönnsche Sönnsche“) unter lautem Beifall vorüber. Die ursprünglich aus Bonn stammende Band Querbeat hatte direkt zu Beginn mit Blechblasinstrumenten ihren Karnevalstechno (Tschingderassabum, Nie mehr Fastelovend) im großen Saal unter die Leute gebracht. „Dä Tuppes vom Land“ regte sich als Büttenredner trefflich und zum Entzücken des Publikums darüber auf, dass die jungen Leute mittlerweile zu guten Teilen davon ausgingen, dass Goethe mit Vornamen „Fuck you“ heiße („Fack ju Göhte“ heißt ein Kinofilm, der mittlerweile auch schon wieder fünf Jahre alt ist).

Paveier und die Klüngelköpp bedienten die Sehnsüchte nach stimmungsvollen Mundart-Liedern. Aber auch der gute alte Johannes Brahms fand irgendwie hinein ins Programm. Das Mäuseballett der Sternschnuppen Bockeroth zog zu dessen „Ungarischen Tänzen“ ein. Mädchen wie Jungs zeigten in Schwarz-Weiß gekleidet jene Beweglichkeit, die Bernd Stelter ganz offenkundig an sich vermisst. Dieses verdammte Alter setzt dem Herseler nach drei Jahrzehnten auf der Jeckenbühne offenkundig mächtig zu. Es knirsche und knacke nur so beim Aufstehen, verriet er. Stelter muss überdies aufpassen, dass er von seiner Frau nicht zusätzlich einen Tritt vor das Schienenbein verpasst bekommt. Denn wer auf die Frage, ob sie zugenommen habe, antworte, es sei sicher nur das Wohnzimmer eingelaufen, lebe gefährlich.

Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan kann unterdessen aufatmen. Hatte sich Comedian Guido Cantz vergangenes Jahr noch über die Unaussprechlichkeit seines Namens ausgelassen, hat die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihn nun locker hinter sich gelassen. AKKs Eltern scheinen alles richtig gemacht zu haben. Kein, wirklich kein Büttenredner kommt an diesem Namen vorbei. So bleibt man immerhin im Gespräch.