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Abrechnung mit Erwachsenen: Papperlapapp nimmt in der Harmonie die Eltern ins Visier

Abrechnung mit Erwachsenen : Papperlapapp nimmt in der Harmonie die Eltern ins Visier

In der Bonner Harmonie rechnen die jungen Akteure mit Helikopter-Eltern ab. Wie gewohnt nehmen die Papperlapappen kein Blatt vor den Mund und lassen sich auch nicht durch irgendwelche potenziellen Befindlichkeiten das Wort verbieten.

Einfach mal abtauchen. Und sich nicht länger um die Erwachsenen scheren, die da oben fröhlich die Welt an den Rand des Abgrunds drängen. Seit neun Jahre legen die Mitglieder des Papperlapapp-Ensembles jetzt schon die Finger in die Wunde und wünschen sich ein Utopia für die kommenden Generationen. Doch passiert ist nichts. Stattdessen noch mehr Konflikte und noch mehr Baustellen.

Also tauchen die Papperlapappen über den Zugang in der Harmonie eben in den Untergrund ab, den die Ratten ja inzwischen längst zu Gunsten des Bahnhofsvorplatzes verlassen haben. Hier zwischen den Rohren, so der Plan, kann man in Ruhe neue Welten erschaffen. Oder könnte man. Wenn die Probleme von oben nicht doch eines jugendlichen Kommentars bedürfen würden. Also wird einmal mehr die traditionelle Kindernasensitzung einberufen – und Kabarett vom Feinsten geboten.

Das von Babette Dörmer, Juliane Urmes und Tim Düwel geleitete Ensemble nimmt sich vielmehr fast jedes große Aufreger-Thema des vergangenen Jahres vor, beschäftigt sich mit dem Glyphosat-Skandal ebenso wie mit dem Gender-Wahn, dem zunehmenden Populismus, den zur Casting-Show mutierten Regierungsverhandlungen oder der Gefahr durch übermächtige Sprachassistenten.

Vögel scheitern an der Obergrenze

Ein grandioser Rundumschlag gelingt den Pänz vor allem mit dem Besuch in einer Art Behörde für das Migrationsverhalten der Zugvögel, in dem sich der graue Star für die Fahrt zu „Deutschland sucht den Supervogel“ ebenso einfindet wie die partywilligen Spatzen, die für ihren Ausflug nach Mallorca ausgerechnet eine Schnapsdrossel angeheuert haben und schließlich vom Quoten-Sittich an einen Schleuser-Storch vermittelt werden. Derweil scheitern die vor Donald Trump fliehenden und in Deutschland um Asyl bittenden US-Vögel an den Obergrenzen, die offenbar eine Meise vom Horst nach unten weitergegeben hat, und die Schleiereule ist dank des herrschenden Verhüllungsverbots ohnehin verloren. Eine Anspielung jagt die nächste, hintersinnig und farbenprächtig inszeniert. Besser geht’s kaum.

Neben der Welt- und der Bundespolitik nehmen die Papperlapappen auch lokale Entwicklungen aufs Korn. Angesichts der fehlenden Beschlusskraft des Weltklimagipfels sehnen sie sich nach einem Auftritt von Mutter Erde, während sie die in Bad Godesberg verorteten Salafisten kurzerhand mit der neuen Haribo-Sorte Phanatika (inklusive des im Mund explodierenden Al-Quaida-Bombibären) ruhigstellen. „Wir machen Kabarett, wir dürfen überspitzen“, betont Sitzungspräsident Nikolaus in diesem Zusammenhang. Deshalb darf auch das Geheimnis um Beethovens Weggang aus Bonn gelüftet und mit Helikopter-Eltern abgerechnet werden. Ergänzt wird das Programm durch diverse Auftritte von jungen Artisten und Clowns, einer Monty-Python-Hommage und natürlich durch die unausweichlichen Gesangseinlagen.

Termine: 4.2., 12 und 17 Uhr; 7.2., 17.30 Uhr; 13.2.17.30 Uhr. Tickets ab 14,50 Euro, ermäßigt 9,50 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühren erhalten Sie in den bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.