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Präsident des Festausschusses Bonner Karneval geht von Bord

Präsident des Festausschusses Bonner Karneval geht von Bord

Nach 20-jähriger Amtszeit gibt Horst Bachmann die Leitung ab

Bonn. Er ist gebürtiger Schlesier, evangelisch und SPD-Mitglied. Eigentlich keine guten Voraussetzungen, um im rheinischen Karneval Karriere zu machen.

Horst Bachmann wäre aber nicht Horst Bachmann, wenn er diese Herausforderung nicht angenommen hätte.

Diesen Sonntag gibt er nach fast 20-jähriger Amtszeit als Präsident des Festausschusses Bonner Karneval den aufreibenden Funktionärsposten ab. Selbst seine Kritiker bescheinigen ihm unumwunden: "Horst, du hast deine Sache richtig gut gemacht."

Verabschiedung Horst Bachmann wird am Sonntag, 4. Juli, ab 17 Uhr im Haus des Karnevals in Tannenbusch verabschiedet. Seine letzte Amtshandlung wird die Vorstellung seiner Nachfolgerin Marlies Stockhorst und des neuen Vorstandes sein. Gleichzeitig wird das umgebaute Haus des Karnevals erstmals präsentiert. (hol)Der 76-Jährige hat wie kaum einer seiner Vorgänger den Festausschuss geprägt. Bachmann ist ein Gralshüter des rheinischen Brauchtums und verteidigt die Werte der Narretei gegen alle modernen Strömungen.

Er war ein Türöffner im besten Sinne des Wortes, verschaffte ob seiner Kontakte dem Bonner Karneval Zutritt zu vielen Bühnen. Seine Eloquenz und seine Parketttauglichkeit hüllten die Auftritte der Prinzenpaare in eine höfische Atmosphäre.

Bachmann, der in vielen Regionen Deutschlands lebte, sich aber vor seiner Bonner Zeit nie irgendwo richtig zu Hause fühlte, hadert immer noch mit der rheinischen Mundart: Wer die Höhner zu Hühnern macht, der kann auch ihre Texte nicht "op Kölsch singe".

"Ich kann unseren Dialekt zwar ganz gut sprechen, aber mir fehlt der typisch rheinische Singsang in der Stimme. Deshalb rede ich auch im Karneval lieber Hochdeutsch." Allerdings dauerte diese Erkenntnis einige Jahre.

Acht Jahre lang präsidierte er als Schultheiß bei den Prinzenproklamationen. Es folgte der Fauxpas mit den Höhnern, und danach moderierte erst mal Ansgar Schuldenzucker in der Beethovenhalle.

Seit 2007 ist seine Vize Marlies Stockhorst Sitzungspräsidentin. 1991 löste Bachmann Ulli Hauschild als Festausschusspräsident ab. Hauschild war nur vier Jahre im Amt. Er wollte zu schnell zu viel verändern und stieß bei den Vereinen auf Gegenwehr. Bachmann war gewarnt.

Er suchte und fand Verbündete für seine Ideen. "1991 lebten in Bonn immer weniger Bonner. Die Bundesstadt war eine Art Schmelztiegel, weshalb die Weitergabe des Brauchtums an die nächsten Generationen gefährdet war", erinnerte sich Bachmann.

Er setzte mit seinem Konzept an drei Stellen an: Schulen, Kindergärten und Vereine sollten verstärkt für den Fastelovend werben, die Medienpräsenz erhöht werden und gemeinsame Veranstaltungen mit Bonner Einrichtungen wie Oper, Universität und Politik angeboten werden.

Das Konzept hatte auch zur Folge, dass die Sessionsauftritte von Prinz und Bonna von 120 in den achtziger Jahren auf heute rund 350 angestiegen sind.

Hat sich Bachmann jemandem anvertraut oder war er Einzelkämpfer im närrischen Haifischbecken? "Marlies Stockhorst war über viele Jahre meine engste Vertraute. Sie wusste über alles Bescheid, was mich bewegte. Zwischen uns gab es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit."

Das war nicht immer so. 2006 kriselte es kräftig zwischen den beiden. Damals dachte der Präsident schon mal ans Aufhören. Er machte aber weiter, weil er seiner Meinung nach keinen geeigneten Nachfolger fand.

Sein Zögling Ansgar Schuldenzucker war ihm wegen verschiedener Eskapaden von der Fahne gegangen, und Marlies Stockhorst traute er das Amt damals nicht zu.

Bekanntlich heilt Zeit Wunden, und heute sagt Bachmann: "Marlies ist jetzt genau die Richtige für dieses nicht immer einfache Amt." Wie sie sich ihre Aufgaben mit dem neuen Vize Stephan Eisel aufteilt, weiß Bachmann nicht, aber er glaubt: "Sie werden es an einigen Stellen anders machen.

Das ist aber auch wichtig, um sich selbst zu positionieren." Hat Bachmann als Festausschusspräsident ein Ziel nicht erreicht? "Ja. Es ist mir leider nicht gelungen, eine zeitgerechte Organisationsform für den Bonner Karneval zu installieren."

Will heißen: Auch nach der kommunalen Neuordnung im Jahre 1969 ist der bönnsche Fastelovend im Bund Deutscher Karneval (BDK) in drei verschiedene Bezirke aufgeteilt.

Bachmann wollte immer einen Regionalverband Bonn im BDK einrichten. Altvordere haben das verhindert, und so ist der Festausschuss Bonner Karneval weiterhin Mitglied im Regionalverband Rhein-Sieg-Eifel.

Und mit welchem Gefühl verlässt Bachmann die karnevalistische Kommandozentrale? "Ich bin entspannt und zufrieden. Den Umbau des Hauses des Karnevals und die neue Wagenhalle habe ich noch umsetzen können.

Ich hinterlasse ein gut bestelltes Arbeitsfeld mit einem gut funktionierenden Vorstand." Die nächste Session will Bachmann als stiller Beobachter aus der zweiten Reihe erleben und Distanz zu seinen Nachfolgern wahren:

"Keine Angst, ich werde niemandem mit guten Tipps auf die Nerven gehen." Wer Bachmann kennt, weiß, dass ihm das schwerfallen wird.