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Karneval in Bonn: Suche nach Tollitäten wird immer schwieriger

Karneval in Bonn : Suche nach Tollitäten wird immer schwieriger

Die mit 630 Mitgliedern größte Bonner Karnevalsgesellschaft, die Große Dransdorfer KG, startet erstmals ohne Tollitäten in die Session. Ein Problem, das im Bonner Karneval generell größer zu werden scheint.

Prinzenpaare händeringend gesucht, könnte der Aufruf heißen. Wenn selbst die Große Dransdorfer KG – mit 630 Mitgliedern die größte Bonner Karnevalsgesellschaft, was die Zahl der Mitglieder angeht – erstmals ohne Tollitäten in die nächste Session startet, scheint sich ein Problem für das Bonner Brauchtum insgesamt anzudeuten.

„Es stimmt, wir haben zum ersten Mal kein Prinzenpaar, weder ein großes noch ein kleines“, erklärt GDKG-Präsident Willi Baukhage mit Bedauern in der Stimme. Im Frühjahr stand noch ein Prinzenpaar so gut wie sicher für die neue Session fest, aber dann habe es in der Familie des Prinzen in spé gleich zwei Sterbefälle gegeben, und er habe sich nicht mehr imstande gesehen, das närrische Amt anzutreten. Und in der Kürze der Zeit konnte man niemanden als Ersatz finden, der eingesprungen wäre.

„Das ist schade, aber dann sollte es halt auch nicht sein“, sagt Baukhage. Vieles kann, mit leichten Änderungen, bleiben wie bisher, manches muss etwas modifiziert werden, teilte GDKG-Vorsitzender Stephan Eickschen jetzt per Rundbrief den GDKG-Mitgliedern mit und schrieb: „Wir planen viele wunderbare Veranstaltungen. Und zwar nicht weniger, sondern eher eine mehr.“

Eine Proklamation kann zwar nicht mehr stattfinden, aber der Karnevalsauftakt am 17. November finde unverändert statt. Außerdem wird es eine Woche darauf, am 24. November, einen Rheinischen Abend geben. Baukhage kündigte an, man werde künftig auch mehr auf den Antonius setzen, als Maskottchen und Symbolfigur des Dransdorfer Karnevals. „Die Figur wird zum Leben erweckt, aber mehr kann ich jetzt noch nicht verraten“, so Baukhage. Auch Eickschen steckt den Kopf nicht in den Sand, sondern appelliert: „Lasst Euch überraschen, was die Session bringen wird.“

Keine karnevalistischen Würdenträger aus dem eigenen Dorf

Der allgemeine Tollitätenschwund ist kein Einzelfall. Mehr noch: Duisdorf, Brüser Berg und Medinghoven hatte noch nie ein eigenes Prinzenpaar, egal ob groß oder klein, geschweige denn einen Karnevalszug. Sie betrachten das Bonner Prinzenpaar als ihre närrischen Regenten. Lengsdorf, Endenich und Ippendorf organisieren zwar immerhin eigene Umzüge, aber auch dort sind die höchsten karnevalistischen Würdenträger keine aus dem eigenen Dorf, sondern Prinz und Bonna.

Die Lessenicher hatten in der vorigen Saison auch keinen Kinderprinzen mehr, können diesmal aber Nele I. als Prinzessin aufbieten, die am 17. November proklamiert wird. Wer die Tradition ebenfalls noch aufrecht erhält, ist der Festausschuss in Röttgen, der aber ebenfalls mit viel Mühe stets auf die Suche nach geeigneten Kandidaten geht. Auch bei der GDKG ist man guten Mutes, für 2020 wieder ein Tollitätenpaar präsentieren zu können. „Wir hatten bereits gute Gespräche mit Interessenten“, berichtet Baukhage.

Über die Gründe für den Tollitätenschwund kann man nur spekulieren. Der Karnevalsvirus lässt bei vielen Leuten nach, die Kosten für ein Prinzenamt sind hoch, Arbeitgeber gewähren für das Brauchtum weniger Auszeiten, die Lust am offiziellen Karneval schwindet. „Da kommt vieles zusammen, die Zeit hat sich auch verändert“, glaubt Baukhage. Gegen das Feiern von Partys habe es der klassische Karneval inzwischen schwer. Auch viele närrischen Veranstaltungen im Sommer täten ihren Teil dazu. Baukhage: „Ich finde, das tut dem Karneval nicht gut, denn man ist dann irgendwann satt.“