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Verteidiger laufen zu Prinz und Bonna über

Verteidiger laufen zu Prinz und Bonna über

Ulrich III. regiert bis Aschermittwoch die Stadt, Oberbürgermeisterin Dieckmann entmachtet - Mieses Wetter stört die Jecken auf dem Marktplatz kaum

Bonn. Sie wollte ihren "Laden" doch so gern einmal erfolgreich verteidigen, aber es kam, wie es kommen musste. Seit Sonntag, 15.30 Uhr, ist Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann entmachtet und das Alte Rathaus bis Aschermittwoch in der Hand der Narren.

Mit Nebelkerzen, Kanonendonner und Pulverdampf beginnt der Sturm: Rund 150 Stadtsoldaten erklimmen per Leiter den Rathausbalkon und hissen die Prinzenfahne. Nunmehr geschlagen kann OB Dieckmann nicht anders und übergibt Prinz Ulrich III. und Bonna Stephanie II. den Schlüssel.

Zum Rathaussturm kommen trotz bedecktem Himmel und leichtem Regen wieder mehrere tausend Jecken. Stadtdechant Wilfried Schumacher, der "dem Bärbelche" beisteht, nimmt das miese Wetter gelassen: "Wir ham'' euch die Sonne geklaut, damit ihr nicht mit der Sonne im Rücken angreift", ruft er Stadtsoldaten-Kommandant Herbert Raab zu.

Anja Pohl, einst selbst Bonna, ist ebenfalls dabei, pflichtet ihrem Dechanten bei und spottet: "Die sind eh in ''nem Alter, wo man sich nur noch im Dunkeln heraustrauen kann."

Der friedliche Eroberungsversuch des Festausschusses und des Endenicher Damenkomitees Lustige Bucheckern scheitert natürlich.

Und dass, obwohl die hübschen Damen mit den Verteidigern ein Ständchen tanzen. Auf dem Rathausbalkon wird''s mittlerweile eng. "Wie beim FC Köln in der Südtribüne", meint der Stadtdechant.

Aber Anja kontert: "Wenn du so schon redest, der FC ist doch abgestiegen." Mit dem Sturm sieht''s dieses Mal wirklich kniffelig aus: Denn Prinz und Bonna kommen beide aus der Kolpingsfamilie, und die verteidigen sonst eigentlich traditionell das Rathaus.

Doch dass die Tollitäten den Stadtsoldaten in den Rücken fallen, ist ein Ding der Unmöglichkeit: "Das hätte drastische Konsequenzen in ungeahnten Bierhöhen", meinen die beiden Stadtsoldaten Ralf Wolanski und Clemens Schmitz. "Eher läuft es umgekehrt."

Logisch, beide haben Recht: Bei der Erstürmung legen rund die Hälfte der Kolpings die Zylinder ab, setzen ihre Narrenkappen auf und wechseln die Seite.

Schließlich passiert''s: Das Rathaus ist erstürmt, und der Prinz reckt den Schlüssel in die Höh''. Mit Erkältung und heiserer Stimme kann er kaum sprechen, und so gibt er das Mikrofon schnell an seine "Traumbonna" ab.

Die sagt, was beide denken: "20 Jahre lang haben wir als Kolpings verloren, jetzt endlich das erste Mal gewonnen." OB Dieckmann gibt sich geschlagen: "Ich verliere ja nicht gerne, aber bei euch mache ich eine Ausnahme."

Schon seit den Morgenstunden wurde auf dem Marktplatz gefeiert. Mit ihrem Biwak sorgte die Ehrengarde für die Verpflegung der vielen Narren. Auf der Bühne führte Schultheiß Dieter Beutel durch das Programm, bis schließlich die Stadtsoldaten die Stellung einnehmen.

An der größten Feuerzangenbohle Europas hat Christian Heidinger seine Reitstiefel gegen eine Kelle ausgetauscht. Sonst ist er Kavallerist in der Ehrengarde. "Es macht immer Spaß, auch wenn ich nicht auf meinem Pferd sitz''", sagt der Sohn des Kavallerieführers Peter Heidinger.