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Goldglänzende jecke Stalaktiten

Goldglänzende jecke Stalaktiten

Sparkästchenclub verwandelt Kneipe in Ausstellungsraum für 1 531 Orden

Brüser Berg. Karnevalistische Dekorationen sind während der Session für jeden rheinischen Wirt Ehrensache. In manchen Gaststätten hängen lustige Kleingesichter an den Wänden, andere sind dezenter mit Luftschlangen geschmückt.

Was die Besucher der Gaststätte "Die Kugel" an der Von-Guericke-Allee 19 indes erwartet, ist nichts anderes als ein Kleinod des rheinischen Karnevals. Wohin der Blick auch fällt, er muss förmlich an Karnevalsorden hängen bleiben.

Gleichsam einer jecken Tropfsteinhöhle hängen die Auszeichnungen wie Stalaktiten von der Decke, Wände und Säulen sind über und über mit den Objekten der Begierde wohl jedes Narren geschmückt.

"Exakt 1531 Orden schmücken derzeit den Raum", erklärt Rainer Foerster, einer der Gäste. Aus einer Bierlaune heraus sei man vor zwei Jahren bei einem Treffen des Sparkästchen-Clubs auf die Idee gekommen, die Wirtschaft zur Karnevalszeit mit den farbenfrohen Auszeichnungen zu schmücken, sagt Foerster.

Die Ordensammlung Jürgen Frenzels habe den Grundstock geliefert. "Als Vater von Bernd Stelter besitzt er eine unglaubliche Menge an Orden. Knapp 600 lieh er uns für die Aktion aus. Kaum waren sie an der Wand, sah sie Gerhard Lorth, der als Mitglied des Landtags natürlich auch den einen oder anderen Orden verliehen bekam", so Foerster.

Bereitwillig stellte auch Lorth rund 500 Orden für die Sammlung zur Verfügung. "Der Stein kam immer mehr ins Rollen. Als wir die Kneipe vergangenes Jahr zum ersten Mal schmückten, waren es um die 1200 Orden, in diesem Jahr kamen fast täglich neue hinzu", so Foerster.

Drei Arbeitstage dauerte es, bis er als Initiator alle Prunkstücke in dieser Session an Decke und Wände gehängt hatte. Freilich stammen einige auch aus seinem Privatbesitz. "Mein Sohn war vor einigen Jahren Kinderprinz in Lessenich-Meßdorf, da kommt die eine oder andere Auszeichnung zusammen", sagt Foerster.

Der Ursprung des närrischen Brauchtums der Ordensverleihungen liegt im Kölner Karneval. Als Persiflage auf die Auszeichnungsversessenheit des preußischen Militärs begannen bereits in den Anfangstagen der Narretei die ersten Gesellschaften, Orden zu verleihen.

Heute sind die meist metallenen Anhänger vor allem als Auszeichnung für die Verdienste im Karneval geschätzt. Neben Sessionsorden der Vereine und Verbandsorden sind es vor allem Verdienstorden und Sonderanfertigungen, die zu begehrten Sammlerobjekten werden.

"Natürlich habe auch ich meine Favoriten", sagt Foerster. Besonders am Herz liegen ihm drei Orden der Deutzer Karnevalsgesellschaft Schääl Sick, die mit einem vierten - noch fehlenden - die Skyline des rechtsrheinischen Kölns nachbilden.

"Wir hoffen, die Skyline bald komplett zu haben. Im Grunde mag ich aber jeden auch noch so kleinen Orden. Jeder einzelne erzählt eine eigene Geschichte. Im Grunde müssten wir mal anfangen, sie alle zu katalogisieren", sagt Foerster.

Wie lange die Ordenpracht die Kneipe noch schmücken wird, weiß Foerster noch nicht. "Auf jeden Fall bis zum Abschluss der Session. Danach wird irgendwann die Osterdekoration folgen", sagt er.