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Karneval total auf Bönnsch

Karneval total auf Bönnsch

Kolpingsfamilie gestaltet das jecke Programm mit eigenen Kräften - Beim Behindertenkreis gehen die Gäste glücklicher, als sie gekommen sind

Brüser Berg/Duisdorf/Endenich. Luftschlangen und Girlanden zieren den großen Saal des Ortsteilzentrums auf dem Brüser Berg. Dicht an dicht sitzen mehr als 100 Jecken und warten auf den Beginn der Karnevalssitzung des Behindertenkreises und der Senioren des Brüser Berges.

"Es soll erst in einer halben Stunde los gehen, und wir haben jetzt schon mehr Gäste als erwartet", sagt Christa Namislo, Leiterin des Behindertenkreises. Schnell werden Tische gerückt, Stühle geholt und Teller gedeckt, so dass jeder Platz findet.

"Unser Karneval ist Kult. Wir schaffen den Spagat zwischen den verschiedensten Behinderungen, indem wir Programm für Blinde und Taube, für Behinderte und Gesunde machen", so Namislo.

Die meisten Gruppen treten ehrenamtlich auf. Gäste wie der Transvestit LouLou la belle und das Kadettencorps der Stadtsoldaten mit dem Kinderprinzenpaar kommen schon seit Jahren. "Jeder hier trägt dazu bei, dass unsere Gäste glücklicher gehen, als sie gekommen sind", so Namislo.

Besonders glücklich ist Agnes Teß: Die 91-jährige Bewohnerin des Wilhelmine-Lübke-Heims wurde zur 29. Franziska der Einrichtung gewählt. "Es werden immer Bewohner gewählt, die Spaß am Karneval haben", sagt Rita Fellner, stellvertretende Leiterin des Sozialen Dienstes. Und Spaß an der fünften Jahreszeit hat die neue Franziska, lebte sie doch 40 Jahre lang in Mainz.

Vor 130 Gästen wurde die Neu-Bonnerin, sie wohnt erst seit März im Wilhelmine-Lübke-Heim, nun gekrönt. Ein blau-weiß geschmückter Sessel diente ihr als Thron, ein blauer Umhang wurde um ihre Schultern gelegt.

Ortsfestausschussvorsitzender Hans Berg überreichte ihr das Zepter, und Weinkönigin Miriam I. setzte ihr die goldene Krone aufs Haupt. Moderator Willi Baukhage, Vorsitzender der Vereinigung Bonner Karnevalisten, überreichte ihr das Mikrofon, und die frisch gekrönte Franziska Agnes Teß jubelte: "Helau, alle mitmachen, Helau".

Und da man der Aufforderung einer Karnevalsprinzessin nachkommt, rief bald der ganz Saal: "Franziska - Helau, Wilhelmine-Lübke-Heim - Helau, Fastelovend - Helau."

Sehr viel rheinischer als in Duisdorf ging es auf der 51. Sitzung der Kolpingsfamilie in der Josef-Strunck-Halle zu.

Die mit 550 Gästen ausverkaufte Veranstaltung wurde wie schon in den Jahren zuvor ausschließlich mit eigenen Kräften und fast komplett auf Bönnsch bestritten, worauf die Kolpingsfamilie besonders stolz ist.

"Solche Veranstaltungen sind in Bonn sehr selten geworden", sagte Schultheiß Reiner Reintgen. Das Angebot sei aber nur durch den großen Zusammenhalt in der Kolpingsfamilie möglich. Da helfe jeder jedem, so Reintgen weiter.

Die Endenicher haben wieder den Geschmack des Publikums getroffen: Als sich auf der Bühne "Brüderchen" Josef Hanfland und "Schwesterchen" Ursula Dowe stritten, feierte im Saal die ganze Kolpingsfamilie.

Ein weiterer Höhepunkt folgte kurz vor der Pause: Das Wasserballett der sechs Infanalischen, darunter der Zweite Schultheiß Roland Holzhausen, riss die Narren von den Stühlen, lautstark forderten sie eine Zugabe.

Direkt nach der Pause gaben sich Prinz Klaus III. und Bonna Judith I. die Ehre. Mit Applaus und jecken Zurufen begrüßte die Narrenschar die Tollitäten. "Bei unserer Sitzung kennt jeder jeden. Da feiert ganz Endenich gemeinsam, laut und lange", so Reintgen.