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Winkende Hände statt tosenden Beifalls

Winkende Hände statt tosenden Beifalls

Proklamation der Bonner Gehörlosen-Karnevalsgesellschaft in Ippendorf

Ippendorf. (jma) So unkonventionell kann Karneval sein: Statt der Bläck Fööss läuft lateinamerikanische Musik, Hauptsache der Rhythmus stimmt. Auch auf tosenden Applaus wird beim Einzug der Tollitäten verzichtet, stattdessen heben die Gäste ihre Hände winkend in die Höhe. Bei der Bonner Gehörlosen-Karnevalsgesellschaft mit 26 Mitgliedern ist der Karneval traditionell, aber eben doch ein bisschen anders.

Bis zum Schluss war streng geheim, wen sich Prinz Siegfried III. (Schmidt) zur Prinzessin genommen hat. Seine Wahl fiel auf Jolanthe I. (Urbanczyk), eine gehörlose Datentypistin aus Köln. "Die Prinzenproklamation ist der Höhepunkt der ganzen Session", sagte am Donnerstag Dolmetscherin Helga Wallasch, die die Gebärden der Redner übersetzt.

"Ab jetzt muss der Prinz von seiner Frau getrennt bleiben - bis Aschermittwoch", verordnete Vereinspräsident Dieter Quadt mit gespielter Strenge, ehe er zum dreifachen "Alaaf" aufruft. "Dieses Ritual hat viel Übung erfordert", so Wallasch, "denn die Gehörlosen können sich ja nur über Blickkontakt verständigen."