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Der "Dauerbauer" regiert im Schnitt fünf Jahre

Der "Dauerbauer" regiert im Schnitt fünf Jahre

Erinnerungen an die Anfänge der vor 50 Jahren gegründeten KG "Mir komme met"

Bockeroth. Wenn man in dem kleinen Siebengebirgsort von Karneval und Brauchtumspflege spricht, kommt man zwangsläufig auf die Karnevalsgesellschaft "Mir komme met". Denn der mit 21 aktiven Mitgliedern kleinste Karnevalsverein der Stadt Königswinter ist aus dem Dorfleben längst nicht mehr wegzudenken.

In der nächsten Session feiert die KG ihr 50-jähriges Bestehen. Nicht, dass die gerne und häufig feiernde Bevölkerung erst vor einem halben Jahrhundert auf den Geschmack gekommen wäre - in einem Sitzungsprotokoll des "Ortskartells der Gemeinde Stieldorf" vom 11.11.1932 wird bereits eine Karnevalsgesellschaft "Narraria" in Bockeroth erwähnt. Deren Spuren verlieren sich allerdings im Dunkel der Geschichte.

Im Jahre 1953 fand die konstituierende Sitzung der heutigen KG statt. Als Namen für die Gesellschaft wählte man "Mir komme met", als Antwort auf das "Mir senn do" des bereits seit 1948 bestehenden Damenkomitees. An Weiberfastnacht 1954 rief der damalige erste Präsident, Adam Hasenberg, die KG offiziell aus. In jenem Jahr gab es in Bockeroth ein nach Kölner Vorbild nur aus Männern bestehendes Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau - es sollte das einzige dieser Art bleiben, denn bereits im darauf folgenden Jahr begründete man in Bockeroth eine Tradition, die auch heute Bestand hat. Mit Prinz Paul I. Maier, Prinzessin Katharina I. Wicharz und Bauer Josef Pock hatte man das erste "richtige" Dreigestirn.

Schon früh tendierte man zum "Dauerbauern": Während das Prinzenpaar naturgemäß jedes Jahr neu proklamiert wird, begleiteten die stets selben Bauern über mehrere Jahre hinweg die närrischen Regenten. "Bis jetzt haben wir erst zehn Bauern verschlissen", berichtet der seit 1992 amtierende KG-Präsident Wolfgang Wicharz. Und schmunzelnd fährt er fort: "Das macht eine durchschnittliche Bauern-Lebenserwartung von fünf Jahren."

Nationale und internationale Bekanntheit erlangte der Bockerother Karneval spätestens im Jahr 1990, als man mit der US-Amerikanerin Joyce Kadell die erste farbige Karnevalsprinzessin überhaupt präsentieren konnte. Noch heute erinnern sich viele Dorfbewohner an ein Fernsehinterview der Regentin, in dem sie verkündete, Bockeroth habe "300 Einwohner und 3000 Kühe".

Das 50 Jahre Karnevalsgeschichte einen wahren Schatz an Anekdoten zur Verfügung stellen, versteht sich von selbst. So gab es Prinzen, die ihren sorgsam einstudierten Text auf der Bühne vor lauter Aufregung vergaßen. Ein aus Franken stammender Prinz musste nach dem Karnevalszug mit der Schubkarre in den Saal gebracht werden, weil es die Narren bei der Versorgung mit geistigen Getränken allzu gut mit ihm gemeint hatten. Dass ein Prinz noch im Juli mit seinem Kostüm im Dorf gesehen wurde, ist allerdings wohl mehr nur ein Gerücht.

Doch nicht nur über die Prinzen, sondern auch über die Elferratsmitglieder läßt sich so einiges erzählen. Als es ein KG-Mitglied bei einer Weibersitzung in einer Turnhalle gar zu toll trieb, wurde er kurzerhand an einem Stützpfeiler festgebunden - was dem Opfer aber zur allgemeinen Belustigung erst beim Ausmarsch auffiel.

Um die Geschichte rund um die Jubiläums-Gesellschaft nun auch gebührend zu feiern, wird in diesem Jahr das Ferienfest auf dem Bockerother Sportplatz auf zwei Tage verlängert. Am Samstag, 10. August, spielen ab 14 Uhr die Ortsvereine in einem Kleinfeld-Fußballturnier den "Düwelsaschbach-Cup" aus. Ab 20 Uhr spielen die "Godesberger Junge" auf, der Eintritt ist frei. Am Sonntag beginnt bereits um 11 Uhr ein großes Spielfest für die kleinen Bockerother Bürger, ab 12 Uhr wird für die Erwachsenen ein Skatturnier veranstaltet.