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Dienstags Polka, donnerstags Christina Aguilera

Dienstags Polka, donnerstags Christina Aguilera

Die Blau-Weißen Flammen treten am 4. März erstmals mit einem Showtanz auf die Turnierbühne - Maria Reusch begleitet die Truppe auf Schritt und Tritt

Thomasberg. "Kann ich den abschneiden oder lieber nicht?" Laura Bellinghausen (14) zeigt Maria Reusch den Faden, der von ihrem hellgrünen Dress neben der blauen Flamme und den silbernen Pailletten absteht.

Die Betreuerin nickt. Klar, der Faden darf abgetrennt werden, dem empfindlichen maßgeschneiderten Gewand, zu dem eine schwarze Schlaghose getragen wird, passiert dabei schon nichts.

Die Kostüme sind ein echtes Gemeinschaftswerk: von einer Schneiderin genäht, von Choreograph Thomas Janßen und seiner Mutter mit Applikationen und Pailletten versehen, von einigen Müttern um die durchsichtigen schwarzen Ärmel ergänzt und aus der Gruppenkasse finanziert. Auf der Kleiderstange warten sie nun aufgebügelt und mit eingenähten Namen auf ihre künftigen Träger.

Maria Reusch teilt die Kostüme aus. Wenn die jungen Leute im Strücher Saal trainieren, ist sie stets dabei - ob dienstags beim Gardetanz mit Trainer Marco Reggio oder donnerstags beim Showtanz mit Trainer Thomas Janßen. Sie ist mehr als nur die Aufsichtsperson, hat ein offenes Ohr für die kleinen und großen Sorgen und Nöte der Aktiven, verfolgt die schweißtreibende Arbeit und wird heute am Schluss die Kostüme wieder mit zu sich nach Hause nehmen.

"Es sind meine Mädels und Jungs, wir sind zusammengewachsen", sagt die Thomasbergerin, ihres Zeichens seit 2000 auch Präsidentin des Damenkomitees der Strücher KG. Maria Reusch hatte 2002 maßgeblich dazu beigetragen, die Tanzgarde Blau-Weiße Flammen ins Leben zu rufen. Für ihr Engagement hat die Karnevalistin vergangene Session den Dankorden des Festausschusses Siebengebirge entgegen genommen.

An diesem Donnerstagabend hüllen sich die Tänzerinnen und zwei Tänzer ausnahmsweise nicht ins traditionelle Blau-Weiß der Strücher KG oder in die Leggings, in denen sie sonst trainieren. Stattdessen schlüpfen die Jugendlichen zum ersten Mal in die funkelnagelneuen Showtanz-Kostüme. Zur Probe gehört auch das Make Up: Anika Czimczik (15) und ihre Schwester Nadja (18) pinseln, pudern und frisieren.

Farblich passende neonfarbene Bänder flechten sie in die Zöpfe ihrer Kameradinnen ein. Die Mädchen merken sich, wie viel Zeit und welche Utensilien sie benötigen. Am 4. März in der Meckenheimer Jungholzhalle muss alles sitzen. Bei dem Verbands-Nachwuchsturnier für karnevalistische Tänze werden die Blau-Weißen Flammen erstmal mit einem Showtanz in der Kategorie "Freestyle" auf die Bühne treten.

Das Gardetanzcorps der Strücher KG geht so zum ersten Mal poppige Wege: Seit Sommer 2006 arbeiten die jungen Leute schon an der fetzigen Aufführung mit Sounds von Christina Aguilera, Xavier Naidoo und Rihanna - mal etwas anderes als Marsch und Polka, die sie als Garde gewöhnt sind.

Die Umstellung fällt manchmal schwer. Choreograph und Mit-Tänzer Thomas Janßen (18) aus Eudenbach erklärt: Bei der Garde kommt es auf Körperspannung an, Arme und Hände werden zur Musik nicht mitgeführt. Anders im Showtanz. Zu Aguilera und Co. muss man herumwirbeln, den ganzen Körper geschmeidig zur Musik bewegen.

Die Choreographie hat Janßen, der bald sein Fachabitur macht und im Sommer eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger beginnt, selber entworfen und in der Trainingsarbeit mit dem Team seit Sommer realisiert. "Von jedem Bild, jeder Figur hat man eine Vorstellung im Kopf." Dies dann mit der Gruppe "auf einen Punkt zu bekommen", ist die Kunst, sagt Janßen, der seit drei Jahren in der Gruppe der 13- bis 19-jährigen "Flammen" mitmacht.

Als zweiter Junge ist Dominic Mäsgen (15) mit von der Partie, es ist seine erste Session, er "hat in kurzer Zeit viel gelernt", lobt Betreuerin Reusch. Sie ist in diesen Wochen fast jeden Abend im Strücher Saal an der Oberen Straße anzutreffen: Montags und mittwochs wegen der Proben für Weiberfastnacht mit dem Damenkomitee, dienstags und donnerstags mit den "Flammen".

Auf Bühnen der Region wird man den Showtanz der Strücher erst in der nächsten Karnevalssession 2007/08 bewundern können. In der aktuellen fünften Jahreszeit belassen die Thomasberger Tänzer es noch bei ihrer traditionellen Garde-Darbietung, die ihnen 2006 in Meckenheim Platz drei eintrug.