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Zug in der Altstadt Königswinter: Heiter, mit örtlichen Kamelle-Schauern

Zug in der Altstadt Königswinter : Heiter, mit örtlichen Kamelle-Schauern

Auch ohne ein Prinzenpaar lässt es das Fußvolk beim Zug in der Altstadt so richtig krachen und macht sich mit rund 500 Teilnehmern am Sonntag auf den Weg durch Königswinter.

„Strunzordinär im besten Sinne“, scherzte Postalia-Präsident Arno Wichelhoven, sollte der Veedelszoch durch die Königswinterer Altstadt in diesem Jahr werden. Denn kein Dreigestirn, kein Prinzenpaar, nicht einmal ein einsamer Prinz oder eine Prinzessin übernahm in diesem Jahr die Tollitäten-Würde. Stimmungsdämpfer? Fehlanzeige! Stattdessen ließ es das Fußvolk eben umso lauter krachen. 500 Karnevalisten verteilt auf 19 Trupps folgten Zugleiter Heinz Seiler durch die mit bunten Ballons verzierten Straßen und Gassen der Altstadt; rund 5000 Jecken zierten in ebenso schicken wie humorvollen Kostümen die Gehsteige.

Auf dem Stimmungsbarometer war von etwaigen Orkanböen indes nichts zu erkennen, entlang des Zugweges lautete die Prognose stattdessen: „Heiter, mit örtlichen Kamelle-Schauern“. An Wurfmaterial mangelte es nämlich nicht: „Viel zu viel“ hatte der Stammtisch ohne Namen, der als Seeräubermeute inklusive Piratenschiff den Zug enterte, mal wieder besorgt – also halfen auch die drei Nachwuchspiraten mit, den mit sehnsüchtigen Blicken bedachten Inhalt der Süßigkeiten-Schatztruhe über Bord zu hieven. Und natürlich blieb am Ende auch ein wenig übrig – welcher aufstrebende Pirat trennt sich schließlich freiwillig von all seinen Reichtümern?

So zuckersüß, dass keine Kamelle mehr nötig gewesen wäre, machte sich indes der Fußtrupp des Kindergartens „Kleiner Drache“ unter dem Motto „Filmstars hautnah“ auf die Socken: ganz in grün der Disney-Oger Shrek und seine Prinzessin Fiona, begleitet von anderen Kinder-Ikonen à la Pocahontas, Zorro und einem extra-flauschigen Schaf Shaun. Ganz auf ihre närrischen Majestäten hatten die Kleinen übrigens doch nicht verzichten wollen – also hatten sie kurzerhand ihr eigenes Prinzenpaar ausgerufen. Und so winkten Carolin I. und Noel I. den Zuschauern stolz von ihrer goldenen Sänfte aus zu, die von den elterlichen Hofdienern von der Bahnhofstraße bis zur Kurfürstenallee gezogen wurde.

Besonders amüsant: der Trupp des Kanu-Clubs, der samt Nachwuchs in goldgelbem Ganzkörperkostüm und mit weißer Schaumkrone auf dem Kopf als „19 Kölsch und 3 Kurze“ durch die Straßen zog. Und direkt im Anschluss verteilten die Clowns vom Stammtisch „Echte Fründe“ an ihrer mobilen Biertheke Kamelle der flüssigen Art.

Ein echtes Highlight auch die ehemaligen Mitglieder der Tanzgruppe „Mo-Dancers“: Während die Frauen als gestählter Ken in Polizeiuniform schon ungeduldig warteten, warfen sich die Herren der Schöpfung noch ein wenig in Schale – und verzauberten etwa in den Varianten „Disco-Barbie“, „Prinzessin-Barbie“ und „Weinkönigin-Barbie“. „Die fülligeren Barbiepuppen sind ja momentan in aller Munde“, kommentierte die Truppe augenzwinkernd. Toll auch die Sänger des Kirchenchors Cäcilia von Sankt Remigius, die sich gemeinsam ein meterlanges Drachenkostüm überstreiften und als singender Lindwurm vom Drachenfels die Altstadt heimsuchten. Nelly Groyen, ihres Zeichens das älteste Chormitglied, machte es sich derweil vorneweg auf dem Cäcilia-Wägelchen bequem und spielte das „Drachenfutter“.

Und während die Hunnen der „Freien Bärenhorde vom Rhein“ in traditioneller Tracht kamen, hängten sich die Sebastianer der Männerschützenbruderschaft Knochenketten und Bärenfelle um. Ihr Motto: „Ad widder keen Prinz im Karneval? Dat is ja wie im Neandertal!“

Die Musik steuerten das Fanfarencorps „Swinging Altstadt“, das „Bonner Blechkartell“ und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr bei. Und als echte Stimmungskanonen entpuppten sich die „Powerhexen“ der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft, die mit ihrem prunkvollen Festwagen in Rot-Schwarz verzauberten. Spitzen-Stimmung, Top-Kostüme und kiloweise Kamelle – keine Frage: Dieser Zug war wahrlich alles andere als „strunzordinär“.