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"Karneval soll unkompliziert sein"

"Karneval soll unkompliziert sein"

Die Stadt Königswinter organisiert als Service für seine Narren einen Sammeltermin beim TÜV - Anhänger ohne Bremsen dürfen nächstes Jahr nicht mehr mitfahren

Oberpleis. Damit in dieser Session alle Karnevalszüge wie geplant laufen können, arbeiten Jecken und TÜV auf Hochtouren. Nachdem Regierungspräsident Jürgen Roters eine härtere Linie bei den Sicherheitsbestimmungen der karnevalistischen Gespanne ausgegeben hatte, müssen viele Wagen durch die technische Untersuchung gehen.

Am Samstagmorgen bot sich den Karnevalsgesellschaften auf dem alten Bauhof in Oberpleis die Chance, ihre Fahrzeuge für die laufende Session vom TÜV auf Tauglichkeit prüfen zu lassen.

Achim Offizier vom Rhein-Sieg-TÜV hatte sich am frühen Morgen Zeit genommen, damit in Königswinters Stadtteilen in der Hochphase der Fastnacht die gewohnte Pracht auf Rädern zu bestaunen ist.

Auf der Waage am benachbarten Baumarkt fanden sich zur frühen Morgenstunde schon mehrere Prinzenwagen ein, und vor dem Testgelände reihten sich die Karnevals-Prunkgefährte auf. Gut zehn Fahrzeuge prüfte Offizier.

Meistens ging es um Anhänger ohne Bremsen. In diesem Jahr dürfen entsprechende Wagen noch bei den Zügen mitfahren, wenn sie ein entsprechend starkes Zugfahrzeug haben.

Davon musste sich der Mann vom TÜV überzeugen: Die Wagen bremsten bei 25 Stundenkilometern, den Bremsweg vermaß Offizier, überprüfte Zulassung und technische Angaben von Zugmaschine und Hänger und machte schließlich Bilder von jedem einzelnen Gespann.

Auch Armin Krämer von der Stadt Königswinter war vor Ort. Die Ordnungsverwaltung hatte den Sammeltermin als Service für die Karnevalisten der Stadt arrangiert. Krämer zeigte sich am Samstag zufrieden über die Kooperation mit den Zugorganisatoren: "Die Karnevalisten haben sich sehr gut vorbereitet."

Entspannt, konstruktiv und ohne Probleme stellten sich die Vereinsvertreter mit ihren Fahrzeugen dem TÜV-Experten. Auch der Fachmann zeigte sich durchaus kulant: "Karneval soll unkompliziert sein", lautete das Credo von Offizier, der übrigens selbst auch Karnevalist ist.

Das muss man wohl auch sein, um derzeit vor lauter Sonderterminen nicht die Nerven zu verlieren: Offizier berichtet von vielen Terminen außerhalb der üblichen Zeiten, bei denen er und seine TÜV-Kollegen die potenziellen Karnevalswagen prüfen. "In der regulären Arbeitszeit würden wir das nicht schaffen", berichtet Offizier.

Das Gespann der Blau-Weißen Funken von der Karnevalsgesellschaft Oberpleis hat es geschafft, die Sondergenehmigung zu bekommen. "Wir haben einige Veränderungen an dem Wagen durchgeführt. Die Kontrolle verlief schnell und problemlos", berichtet Daniel Landsberg nach der Inspektion.

Wolfgang Schmidt vom Elferrat der KG Oberpleis: "Es war doch eine Menge Arbeit für unsere Gesellschaft, und im nächsten Jahr haben wir noch größere Sorgen."

Dann werden ungebremste Anhänger zur Personenbeförderung überhaupt nicht mehr in den Zügen rollen dürfen - bis dahin müssen zahlreichen Gesellschaften ihre Wagen um- oder neu bauen.

Trotz des schlechten Wetters und der reibungslosen Verständigung zwischen TÜV und Karnevalisten waren am Samstag auch viele kritische Töne zu hören.

Am Sinn der neuen Linie zweifelte beispielsweise Franz-Josef Teisler von der KG "Spitz pass op" in Eudenbach: "Uns kostet die gesamte Aktion für einen Hänger gut 500 Euro", rechnet er vor - inbegriffen sind Herrichtung, TÜV-Kosten, Sonderkennzeichen und andere Faktoren. Teisler hält die Überprüfung für einen teuren Unsinn - die Sicherheit der Züge sei eher von anderen Faktoren abhängig.