1. Narren-News
  2. Königswinter

Zwei jecke Nordlichter: Prinzenproklamation in Oberpleis

Zwei jecke Nordlichter : Prinzenproklamation in Oberpleis

Clemens I. und Tanja I. (Ostermann) regieren in dieser Session die Narren in Oberpleis. Die Begeisterung der Töchter für das närrische Geschehen hat die Tollitäten einst mit dem Karnevals-Bazillus angesteckt.

Niedersachsen ist vom Rheinland meilenweit entfernt – und dies nicht nur geographisch. In karnevalistischer Hinsicht sind selbst Düsseldorf und Westfalen noch näher dran. Schließlich wird den Nordlichtern nachgesagt, nüchtern, wortkarg und langweilig zu sein, echte „Drüschpitter“ eben, wie der Rheinländer sagen würde. Doch Vorurteile sind bekanntlich da, um widerlegt zu werden: In Oberpleis jedenfalls wurden am Samstagabend mit Clemens I. und Tanja I. (Ostermann) zwei waschechte Niedersachsen als neue Tollitäten proklamiert – und die sind alles andere als trocken und langweilig. Ihr Motto: „Als Niedersachsen im Pleeser Land, Karneval sind wir außer Rand und Band.“

Außer Rand und Band waren auch die bunt kostümierten Jecken in der Aula des Schulzentrums Oberpleis: sie bereiteten den neuen Majestäten einen fulminanten Empfang. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Prinz und Prinzessin durch die jubelnde Menge bis auf die Bühne vorarbeiten konnten.

Von Hannover ins Siebengebirge

Zugegebenerweise hat es natürlich doch ein paar Jährchen gedauert, bis sich der Bazillus Carnevalis bei den Ostermanns so richtig entfaltet konnte.1994 verschlug es die beiden studierten Elektrotechniker aus beruflichen Gründen von Hannover nach Bonn. Die Prinzessin hatte immerhin als Kind schon mal gerne Karneval gefeiert, allerdings wurde der fünften Jahreszeit in ihrem Heimatort Stadthagen nur ein „klitzekleiner“ Stellenwert beigemessen. Der erste Kontakt zum rheinischen Fastelovend indes war mit der schmerzlichen Erkenntnis verbunden, dass die öffentlichen Verkehrsmittel am Rosenmontag nur nach Feiertagsfahrplan fahren.

Wie so oft waren es die Pänz, die die Eltern dann auf die Sprünge brachten. Töchterchen Lena, heute süße 17 Jahre alt, hatte sich im Kindergarten mit der Tochter des Präsidenten der Narrenzunft angefreundet und stand alsbald mit dem Oberpleiser Kindertanzcorps auf der Bühne. Mittlerweile ist aus dem kleinen Ströppchen ein stolzer Zunftstern geworden.

Zunftstern und Dilledöppchen

Seit 2004 daher zwangsläufig ebenfalls mit dabei, ob bei Veranstaltungen oder bei den Zügen: Mama Tanja und Papa Clemens, die zunehmend Gefallen am rheinischen Brauchtum fanden. Zumal wenig später auch Tochter Nummer zwei, Nele, ihre Karriere bei der Narrenzunft startete. Sie tanzt heute bei den Dilledöppchen. 2014, also quasi nach zehnjähriger Lehrzeit, wurde Clemens nach der Kindersitzung für den Elferrat der Narrenzunft angeworben und engagiert sich dort seitdem mit viel Spaß und Freude bei den verschiedensten Veranstaltungen. Als 2016 der Förderverein gegründet und ein Kassierer gesucht wurde, hat er sofort zugestimmt.

Die gesamte jecke Familie wohnt in Eisbach, wodurch „die Prinzendichte in Eisbach prozentual enorm zulegt“, wie Bürgermeister Peter Wirtz bei der Inthronisierung der neuen Tollitäten feststellte. Zudem wusste das Stadtoberhaupt zu berichten, dass die neue Pleeser Prinzessin auch in Sachen Wassersport ganz oben auf ist: 1986 wurde sie Vizeweltmeisterin bei den Junioren mit dem Rennboot – auch wenn es sich „nur“ um ein Modellboot handelt. Die Liebe zum nassen Element ist bis heute erhalten geblieben: Prinz und Prinzessin düsen gerne mal mit dem Motorboot übers Wasser. „Ich bin mal gespannt, wann die Stadt den Auftrag erhält, den Pleisbach aufzustauen“, unkte Wirtz. Während die Prinzessin in ihrer Freizeit mit großer Leidenschaft näht und im Haus herum werkelt, gab der Prinz an, keinerlei Hobbies zu haben. „Er muss vielmehr die vielen Ideen seiner Prinzessin umsetzen“, wie der Bürgermeister verriet.

Die Anfrage zur Übernahme des Tollitätenamtes erreichte Clemens I. im Wohnmobil-Urlaub als Whatsapp auf dem Handy. Das allerdings hatte im entscheidenden Augenblick keinen Saft mehr – „Zwei Steckdosen, drei Mädels.“ –, wie der Prinz zum Besten gab. Narrenzunft-Präsident Andreas Friedrich hatte die Anfrage aber sicherheitshalber auch an seine Frau geschickt, da gab es schnell eine Antwort. „Und das Ganze, ohne dass die Töchter was gemerkt haben.“