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Mädchensitzung in Niederdollendorf: Wiever außer Rand und Band

Mädchensitzung in Niederdollendorf : Wiever außer Rand und Band

Die „Jecken Weiber Dollendorf“ servieren ein urkomisches Programm, inklusive Vicky Leandros und Rita Pavone - und die Närrinnen im "Gürzenich von Dollendorf" stehen Kopf.

Der „Gürzenich von Dollendorf“ stand Kopf. Die jecken, toll verkleideten Wiever waren außer Rand und Band. Aber das Bühnenprogramm, das ihnen der Verein „Jecke Weiber Dollendorf“ zu ihrer vierten Mädchensitzung servierte, war ja auch urkomisch – und komplett handgemacht. Längst ist diese Veranstaltung ein Geheimtipp und die Turnhalle an der Friedenstraße ausverkauft. Freundinnen verabreden sich zu dieser Sause und verkleiden sich dann auch nach einem Motto – zum Beispiel war diesmal eine ganze Reihe junger Damen dabei, die alle „Miss“ von irgendetwas waren – in schwarzem Kleid mit rosa Schärpe.

Auf der Bühne quasselten, sangen, tanzten und spielten die zehn aktiven Mitglieder um Vorsitzende Christa Sülzen jeden Jeck um den Verstand. Das muss den Girls erst mal einer nachmachen: So brachten sie eine marode Karre durch den Tüv. Die chaotische Familie – Christiane Kentrup, Ursula Lamprecht, Kerstin Sülzen und Manuela Rinschede – saß in ihrem Wagen auf der Bühne. Und die Tüv-Angestellte, Hella Herdin, verzweifelte. Opa im Fond erzählte vom Krieg, Oma wollte ihn ruhigstellen, Ehepaar Schmitz vorn machte den Prüfer verrückt. Am Schluss waren sie durch. Nach der Nummer wurde im Saal sogar ein „Alaaf“ auf den Tüv ausgerufen.

Köstlich auch Marktfrau Annegret alias Petra Schmitz-Bracke, die ihren ersten Soloauftritt hinlegte – einen Monolog am Telefon mit der Polizei, denn ihr Mann war ja seit zwei Tagen verschwunden. „Vermissen? Ne, vermissen donn ich den nicht, er ist einfach nur fort.“ Und als sie hörte, dass ihr Herbert einsitzt und auch noch eine Woche bleiben muss, wenn keine Kaution bezahlt wird, war sie hellauf begeistert. „Sie können schön auf minge Herbert aufpassen! In einer Woche hole ich ihn ab, wenn die Mülltonnen raus müssen!“ Und lachend: „Wenn gut versorgt der Ehemann, die Frau in Urlaub fahren kann!“

Ebenfalls um Männer ging es bei der Playback-Show, die schon Tradition hat bei den jecken Weibern. Viele deutsche Schlager, die sich rund um den Mann drehen, trugen die Sängerinnen in entsprechendem Kostüm vor – ob Rita Pavone oder Vicky Leandros, ob „Arrivederci, Hans“ oder „Theo, wir fahr'n nach Lodz“. Und Moderatorin Resi Wenzel hatte immer einen kessen Spruch zu jedem Lied parat. „Es findet sich immer wieder ein neuer“, meinte sie etwa vor dem Titel „So schön kann doch kein Mann sein, dass ich ihm lange nachwein'“ von Gitte. Und schließlich, bevor alle acht Sängerinnen, nun als Sänger in Schwarz, den Titel „Männer“ mit großer mimischer Leistung vortrugen, sagte Wenzel: „Männer haben es auch nicht immer leicht.“ Nach dieser Show erhob sich die komplette Frauenriege im Saal und applaudierte begeistert. „Eine Rakete“, kommandierte Wenzel, die sich mit anderen Frauen in der Ankündigung der Vorträge ablöste.

Christa Sülzen hielt einen wissenschaftlichen Vortrag über den Ehemann. Kerstin Sülzen und Iris Scharte meldeten als heiratswillige Rentner ein Aufgebot der anderen Art an und überforderten Küsterin Hella Herdin gänzlich. Zum Glück für das begeisterte Publikum schreckten die Karnevalistinnen selbst vor den Bauarbeiten an der Oberdollendorfer Pfarrkirche nicht zurück und zeigten als unkoordiniertes Bauteam, warum das alles so lange dauert.

Wie man aneinander vorbeireden kann? Das zeigten Ursula Lamprecht und Christiane Kentrup im Zugabteil. Aber: Die „Jecken Weiber Dollendorf“ können auch tanzen. Neun von ihnen traten mit einem Brings-Medley auf. Leonie Schmitt-Küster, die sich als Mitglied von „Dance 4 Victory“, einer TuS-Abteilung, sowohl im Gardetanz als auch als Solo-Tänzerin einen Namen gemacht hat, hatte diese Nummer mit ihnen einstudiert. Das ohnehin schon tobende Publikum wurde zum Schluss noch einmal richtig in Fahrt gebracht: Die Brass & Performance-Band „Druckluft“ machte ordentlich Dampf. Noch während der Sitzung wurden die ersten Reservierungen für 2018 abgegeben.