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200 Orden und viel Jeckes hinter Glas

200 Orden und viel Jeckes hinter Glas

Stadtarchivarin Waltraud Rexhaus hat Artefakte karnevalistischen Treibens in Lohmar gesammelt - Vereine halfen mit Material aus - Alte Fotos und Plakate

Lohmar. Sie schimmern in allen Farben, auf den Plaketten tummeln sich allerlei lustige Figuren, prangen Sprüche und Jahreszahlen. Die bunten, teils sehr aufwändig gearbeiteten und mit Bildnissen geschmückten Karnevalsorden sind nicht nur schön anzusehen - sie erzählen auch Geschichte.

So verhält es sich auch mit den Orden, die im Laufe vieler Lohmarer Sessionen verteilt wurden. Damit der Fastelovend an der Agger mit all seinen Fein-und Besonderheiten über die Jahre nicht in Vergessenheit gerät, hat Stadtarchivarin Waltraud Rexhaus umfangreiches Material zusammengetragen: Ab Montag ist im Rathaus "Karneval in Lohmar - ein Blick zurück zu den Anfängen" zu sehen.

"Jecke jitt et övverall" schrieben 1992 Prinz Josef III. und seine Prinzessin Christa I. den Lohmarer Narren ins Stammbuch - nachzulesen auf ihrem Orden. Mehr mit dem Hänneschen-Theater hielt es das Dreigestirn 1999 und riet auf dem als Bühne gestalteten Orden: "Singe, Danze, Bütze, Laache - wie''t Hännesche vill Freud üch maache."

Dabei muss es keineswegs immer Blech sein: Aus Ton ist 1999 der Orden des Pfarrchores Sankt Cäcilia, und auf einem Zinnteller grüßte 1987 die Nachbarschaft Bergagger.

Das sind nur einige Schmuckstücke närrischen Treibens, die Stadtarchivarin Rexhaus und ihre Kollegin Diana Fuhrmann in den vergangenen Wochen und Monaten zusammengetragen haben.

Schließlich ist historisch gesichert: Im Ort Lohmar gab es ab 1925 Karnevalssitzungen. Und das zu einer Zeit, als die Besatzungsbehörden den öffentlichen Karneval im Rheinland noch verboten hatten.

Um an Material zu kommen, hatte Rexhaus mehr als 20 Vereine angeschrieben. "Die Resonanz war groß", sagte Rexhaus. "Und das, obwohl Session ist und gerade die Karnevalsvereine alle Hände voll zu tun haben."

Rund 50 Orden stellten die Vereine zur Verfügung, 120 stammen überdies von den Hälsen der Stadtväter. Rexhaus will keineswegs allein auf die traditionsreichen Karnevalsvereine abstellen wie die eherwürdige Damenkarnevalsgesellschaft "Zweite Plöck", die eine besonders schön anzuschauende Präsidentenkette aus dem Jahr 1958 zur Ausstellung beigesteuert hat.

Wichtig ist der Archivarin, die Wurzeln jecken Treibens in Lohmar zu dokumentieren. Heißt im Klartext: Ob in Turn- oder Gesangsverein, karnevalistisches Treiben soll umfassend in Wort und alten Bildern nachgezeichnet werden.

Denn auch das ist eine Entwicklung der Geschichte: Zwischen den 50er und 70er Jahren war die Blütezeit des Sitzungskarnevals vor allem in Vereinen, die sich ganz andere Dinge auf die Fahne geschrieben hatten.

Ein Paradebeispiel für Lohmarer Besonderheiten ist laut Rexhaus der Kegelverein "die Schorschies" aus Wahlscheid. Deren spaßeshalber eingeführte Sitzungen entwickelten sich zum Selbstläufer.

Heute ist kaum mehr an Karten für die "Schorschies" zu kommen. Ihre Veranstaltungen genießen bereits einen Ruf, der vergleichbar mit dem der alternativen "Stunksitzung" im Kölner E-Werk ist.

Zu sehen ist die Ausstellung bis Dienstag, 25. Februar, im Rathaus der Stadt Lohmar. Die Öffnungzeiten: montags bis donnerstags 7.30 bis 17.30 Uhr und freitags 7.30 bis 12 Uhr.