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Auch ein Sturm hält sie nicht vom Karneval ab

Auch ein Sturm hält sie nicht vom Karneval ab

Anni Lampert liebt den Fastelovend und ihre schillernden Kostüme seit mehr als 50 Jahren

Siegburg. Allein war sie an Wieverfastelovend in Beuel. "Leute lernt man immer kennen", sagt die 74-Jährige und sie sei schließlich nicht auf den Mund gefallen. "Es war richtig schön." In ihrem nostalgischen Kostüm ist Anni Lampert ein echter Hingucker: Sie trägt ein Kleid mit Reifrock; Blumen und Perlen verzieren den Rock.

Der Hut und die Perücken umrahmen ihr Gesicht mit ganz vielen Blüten. Und auf den Lippen trägt sie immer ein Lächeln. Anni Lampert feiert in diesem Jahr ihr persönliches Karnevalsjubiläum: Seit 50 Jahren ist sie in der Damenkarnevalsgesellschaft Sonnenschein in Siegburg. Und an Weiberfastnacht beendet sie ihre Reise von Beuel nach Hause mit einem Abstecher im Schützenhaus bei der Weiberfastnachtssitzung.

Mit einem Augenzwinkern gibt sie zu: "Ich muss doch mal schauen, wie es so läuft". Aktiv dabei ist sie schon seit Jahren nicht mehr, aber trotzdem liegt ihr der Sonnenschein am Herzen. Damals sei sie die Stellvertreterin der Präsidentin gewesen. Über die Jahre hätte sich viel verändert. Vor allem berührt fühlt sie sich, wenn sie an die Kostüme denkt. "Es müssen Kostüme sein, wo noch ein Hauch vom Traditionsverein Sonnenschein drin ist."

Sie empfindet es als Schande, Kostüme von der Stange zu kaufen. Einige Wochen sitzt die Karnevalistin immer an ihren Kostümen. Mit viel Liebe zum Detail lässt sie sich immer etwas einfallen. Da ist es auch schon öfter vorgekommen, dass sie mit der Nadel in der Hand eingeschlafen ist. Im ersten Jahr erinnert sie sich noch, dass sie und ihre Freundinnen als Zigeunerinnen gingen.

Das war um 1948 - kurz nach dem Krieg. Kamelle wurden recht sparsam geworfen. Der erste Verein wurde von den "Blitz-Mädchen" gegründet und zog durch die Trümmer, da war sie selbst dabei auf einem alten Militärlaster. Den Karnevalsvirus hat sie nicht von ihre Eltern geerbt, denn sie haben sich nichts daraus gemacht. Ihre Geschwister, ihre drei Kinder und die sechs Enkel sowie ein Urenkelchen seien glücklicherweise alle "karnevalsbegeistert".

"Meinen Mann habe ich immer mitgeschleppt". 48 Jahre war sie mit dem gebürtigen Sachsen-Anhaltiner glücklich verheiratet bis er im vergangenen Jahr verstarb. "Der sah scharf aus" - da habe sie so manches Mal auf ihn aufpassen müssen. Jetzt ist sie zwar allein unterwegs, aber sie findet überall immer jemanden zum Unterhalten. 1990, erinnert sie sich, gab es einen Sturm und der Rosenmontagszug wurde abgesagt.

Aber nicht bei Anni Lampert. Sie zog ihr Kostüm an, schminkte sich und machte mit ihrem Mann einen Spaziergang. Viele Bekannte würden sie immer ansprechen, ob sie sich beim Zug sehen. Für die Rentnerin ist es selbstverständlich, beim Sonnenschein mitzugehen. Das karnevalistische Narrenfieber hält auch heute noch an, auch wenn sie eher "für sich selbst aktiv ist". Auf Rosenmontag freut sie sich wie ein kleines Kind, aber nicht auf die Kamelle sondern darauf, wieder alle ihre Freunde zu treffen.